001, UNITED KINGDOM

3.5K 70 7
                                    






»OMG! Ich fliege nach England!«, schrie ich meiner besten Freundin quasi ins Gesicht und konnte momentan gar nicht glauben, dass ich schon am Wochenende nach London flog. England stand schon seit vielen Jahren auf meiner Liste von Ländern, die ich in meinem Leben besuchen wollte. »Ich kann noch immer nicht glauben, dass ich nach England darf.«, murmelte ich den letzten Teil und holte auch schon meinen Koffer unter meinem Bett hervor.

»Ich kann nicht glauben, dass dich deine Mutter tatsächlich alleine nach England lässt.«, entgegnete sie und lag bequem im meinem Bett, während sie jede einzelne Bewegung von mir beobachtete. »Sie wollte dich einmal noch nicht nach Düsseldorf lassen und jetzt will sie dich alleine nach England ziehen lassen? Vergib mir, aber etwas an der Sache ist faul.«

»Natürlich lässt sie mich nicht alleine nach England fliegen. Sie ist dabei, womit ich gerade echt kein Problem habe.«, erklärte ich ihr und sah nur das Gute an der Sache. »Würde ich dort Urlaub machen, dann hätte ich sie viel lieber hier als bei mir. Aber da es sich um eine Geschäftsreise handelt, was ich noch immer nicht glauben kann, ist es mir lieber, wenn sie bei mir ist.«, blieb ich ehrlich und öffnete anschließend meinen Kleiderschrank.

»Geschäftsreise hört sich ziemlich krass an. Kaum zu glauben, dass ein Profisportler dein kleines Business zufällig auf Instagram entdeckt hat und nun einen maßgeschneiderten Sakko von dir haben möchte. Hätte ich die Nachrichten zwischen euch auf Instagram nicht gelesen, hätte ich dir das Null geglaubt.«, offenbarte sie mir und lachte, als ich ihr einen leicht bösen Blick schenkte.

»Hätte ich nicht mit ihm geschrieben, hätte ich es auch nicht geglaubt.«, lachte ich anschließend mit ihr zusammen und stand leicht ratlos vor meinem Kleiderschrank. »Denkst du nicht, dass es ein bisschen zu früh ist, um jetzt mein Handgepäck zu packen? Heute ist Montag und der Flug ist erst am Freitag.«

»Lieber packst du heute als nie. Donnerstag schreiben wir Deutsch und dafür solltest du am Dienstag und Mittwoch lernen. Heute kümmerst du dich zuerst um deinen Koffer, damit du auch bloß nichts vergisst!«, riet sie mir und stellte sich neben mich. »Es soll um die Zeit schon etwas kühler sein als hier, also pack dir zwei Jeans ein, vielleicht noch eins bis zwei Blusen, süße Oberteile und.. Pack einfach so viel ein, als würdest du für eine Woche vereisen.«, versuchte sie mir zu helfen bis sie merkte, dass es keinen Sinn machte. »Wohin in England geht es eigentlich?«

»Nach Derby oder so.«, antwortete ich und suchte in meinem Schrank nach einer Jeans.

»Erdkunde liegt mir echt nicht. Wo liegt Derby?«, stellte sie mir eine Frage, die ich ihr leider auch nicht beantworten konnte. In Erdkunde passte ich nicht wirklich auf und wusste daher nur, dass Derby in England lag. »Was frage ich dich eigentlich? Du bist kein bisschen besser als ich!«, fiel es ihr dann wieder ein und holte zur Hilfe ihr iPhone raus. Zwei Minuten später wurde sie schlauer: » Die nächste bekannte Nachbarstadt ist Nottingham.«

»Schon einmal gehört, dennoch habe ich keine Ahnung–«

»Drei Stunden von London entfernt, Mädchen. Auf der Karte sieht es aus, als wär Derby in der Mitte von England. Die geografische Lage und den Scheiß kann ich dir nicht nennen.«, unterbrach sie mich und stöhnte auf. »Solltest du berühmt werden, solltest du nicht nicht allzu dumm stellen. Das wird nicht gut ankommen, wenn du den Kerl beeindrucken willst.«

»Ich beeindrucke ihn mit Sprachen.«, sagte ich selbstsicher und schmiss die gefaltete Jeans in meinen Koffer und die Pinke Bluse hinterher. »Ein Wort Spanisch und er gehört mir.«, scherzte ich und konnte mich gerade echt nicht ernst nehmen. »Was mache ich mir da eigentlich vor? Es wird alles professionell ablaufen und somit darf ich ihn auch nicht anmachen.«

Ich wusste noch nicht einmal, wie ich ohne zu stottern mit ihm reden sollte. Für den Englischunterricht reichte mein Englisch vollkommen aus. Es hat für mich immer für eine Zwei gereicht, aber wie hörte sich mein Englisch für einen gebürtigen Engländer an?

»Wie willst du ihn anmachen? Gerade kenne ich keinen englischen Anmachspruch, um mich darüber lustig zu machen. Aber stell dir einfach den schlechtesten Spruch in deinem Englisch vor.«, sagte sie und fing laut zu lachen. »Ich glaube, du solltest dich wohl nur auf deine Arbeit konzentrieren.«, brachte sie unter ihrem Lachen hervor und versuchte sich zu beruhigen, während ich seelenruhig weiter Klamotten in meinen Koffer schmiss. Sie nahm tief Luft, wischte sich die eine Träne aus dem Augenwinkel und ließ sich rückwärts auf mein Bett zurückfallen. » Spanisch hört sich momentan perfekt an. Versuch es auf Spanisch.«

»Ne.«, schüttelte ich meinen Kopf und seufzte. Dank ihr stellte ich meine Englisch Skills in Frage und wusste nun nicht, ob ich dann doch lieber einen Dolmetscher anschleppen sollte. »Du hast mich gerade so verunsichert!«

»Du willst ihn doch nicht anmachen, oder?«

»Natürlich nicht, Dummkopf. Mein Englisch reicht gerade einmal für den Englischunterricht und nicht in einem Land mit Menschen, die meist unverständlich und extrem schnell reden.«, erklärte ich ihr und ließ mich mit einem hellen Shirt in den Händen auf mein Bett fallen. »Boao of wooa oder Peta Paka– Wer spricht bitte so undeutlich?«

»Dann hast du dich noch nie auf Spanisch reden hören. Double time mit einer Kartoffel im Mund.«, wies sie mich auf mein Tempo und Undeutlichkeit hin. »Er wird dich sicher verstehen und wenn nicht, dann erklärst du einfach das Wort, dass dir gerade nicht einfällt oder so. Ihm wird sicher klar sein, dass du einen deutschen Akzent hast und er dich nicht sofort verstehen wird. Aber ebenso wird ihm sicherlich klar sein, dass du ihn wegen seinem Akzent nicht so verstehen wirst.«, versuchte sie mich zu beruhigen. »Glaub mir, Celia. Er wird es verstehen.«

»Wenn er mich auch nur einmal fragt, ob ich meinen Satz wiederholen könnte, flipp ich aus.«, murmelte ich und schaute auf das Shirt. »Ich kann ihn vielleicht nicht mit meinem Grundschulenglisch beeindrucken, aber dafür sicherlich mit meinem Talent. Und deshalb muss sein Sakko perfekt sein.«, betonte ich und wusste, dass an ihm wohlmöglich meine Karriere als angehende Designerin hing.

𝐘𝐎𝐔𝐍𝐆 & 𝐍𝐀𝐈𝐕𝐄 ⇝ 𝑚. 𝑚𝑜𝑢𝑛𝑡Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt