68 YOU NEED TO MATURE

862 40 4
                                    




»Sag hinterher bitte nichts dazu, da ich darüber nicht reden möchte. Aber ich muss es mal erwähnt haben und das tu ich nur einmal.«, räusperte Antoine sich, nachdem wir am Morgen das Haus verließen und stillschweigend nebeneinander zur Haltestelle liefen. Obwohl er schon seit einer Woche Ferien hatte und gerade in seinem Bett liegen könnte, wollte er viel lieber am frühen Morgen auf dem Adlerplatz trainieren gehen. »Wenn ich mir beim nächsten Mal mit anhören muss, wie der Freund meiner Schwester meine Schwester mitten in der Nacht weg flankt, schneide ich mir wie Van Gogh das Ohr ab. Nein, nicht nur ein Ohr! Beide Ohren!«, betonte er und blieb stehen. »Ich wollte nur was zu Trinken holen und musste in die Küche. Du hast die Tür immer zu und du entscheidest gestern, dass die Tür offen bleibt? Gott, was ist nur los mit euch?«, fragte er und schüttelte wie wild mit seinem Kopf. »Nein! Ich möchte es nicht wissen. Ich möchte es echt nicht wissen, weil ich angewidert von euch bin. Sei froh, wenn Maman und Papai nichts davon mitbekommen haben.«, sagte er noch, bevor er konsequent an mir vorbei lief und mich leicht sprachlos hinter sich ließ.

»Warte!«, rief ich ihm hinterher und versuchte ihn einzuholen. »Waren wir wirklich so laut?«

»Lass mich damit in Ruhe, Celia!«, entgegnete er und hielt sich beide Hände an seine Ohren. »Ich kann dich nicht mehr hören!«, benahm er sich wie ein Kleinkind und schrie erschrocken auf, als ich auf ihn zu rannte und ihm mit Gewalt die Hände von den Ohren nahm. »He! Lassen Sie mich in Ruhe! Ich kenne Sie gar nicht! Hilfe!«, brüllte er wie ein Verrückter und weckte wohlmöglich die halbe Nachbarschaft auf.

»Ich bin seine Schwester!«, wehrte ich mich gegen die Blicke einer älteren Dame, die mit ihrem Hund spazierte. »Und er hier, mein dämlicher Bruder. Psst, Antoine!«, zischte ich ihn an und schnipste sein Ohr. »Benimm dich mal und beantworte mir nur diese eine Frage. Waren wir wirklich so–«

»Oh, Mase! Ich liebe dich. Oh, Celia! Und ich dich erst! Ich konnte euch noch in meinem Zimmer hören. Ja, so laut.«, bestätigte er meine Frage, in dem er seine Stimme in zwei verschiedenen Tonlagen verstellte. »Kann ich jetzt einfach so tun, als hätte ich nichts gehört? Gott sei Dank hab ich nichts gesehen.«, murmelte er den letzten Satz und näherte sich mehr der Haltestelle.

Wie versteinert blieb ich stehen und wusste nicht, wie ich mich fühlen sollte. Wenn wir wirklich laut waren und meine Zimmertür ein Stück offen war, dann hatten uns meine Eltern sicher gehört. Meine Eltern schliefen mit offener Tür und manchmal stand meine Mutter mitten in der Nacht auf, um Angél ihre Milch zu machen. Und wenn sie das gehört hatte, dann sicherlich auch mein Vater.

Und wenn er Mason auf meinem Bett und seine Klamotten auf den Boden liegen sah, dann bedeutete das nur Krieg zwischen ihm und meinen Vater. Sofort griff ich nach meinem Handy und schrieb ihn sofort an.

darling ❤️
wenn du noch immer
in meinem Bett liegst, solltest
du jetzt lieber aufstehen und
dich anziehen!!

mi amore 🤍
guten morgen, darling
wie es mir geht?

mi amore 🤍
es würde mir besser gehen,
wenn du dich wenigstens
von mir verabschiedet hättest

darling ❤️
ich hab sogar noch
mit dir geredet! Du hast
mir noch geantwortet

mi amore 🤍
habe ich das?
ohh 😂😂

darling ❤️
hast du dich wieder angezogen?

mi amore ❤️
wollte mich eigentlich
so zeigen, wie Gott mich
geschaffen hat

darling ❤️
🙄

mi amore ❤️
warum die Hektik?

darling ❤️
antoine hat uns gehört, weil
die Tür ein Stück offen war.
Meine Eltern schlafen mit offener
Tür und meine Mütter steht
manchmal mitten in der Nacht auf,
um Angél Milch zu machen

darling ❤️
bitte zähl 1 & 1 zusammen

mi amore 🤍
deine Familie hat uns gehört

mi amore 🤍
dein Dad hat gehört wie
du meinen Namen gestöhnt
hast

mi amore 🤍
ohh das ist blöd
sehr blöd sogar

mi amore 🤍
er tötet mich!

darling ❤️
bitte steh einfach auf

mi amore 🤍
was mach ich denn gerade?

darling ❤️
mit mir schreiben 😁

darling ❤️
kannst du gleichzeitig auch
schauen, ob mein Bikini auf
meinem Stuhl liegt?

mi amore 🤍
mason mount first
celia's bikini second ❤️

mi amore 🤍
wohin mit dem Bikini? 😒

darling ❤️
schools out party bei
sebi ❤️ Hab ich dir auch
erzählt

mi amore 🤍
k. Ja liegt hier

darling ❤️
thanks! Liebe dich

»Du bist noch immer nicht von deiner Wolke geflogen. Das ist sehr gut.«, stieß Sophia dazu und sah mir dabei über die Schulter. »Was ist jetzt? Vermisst ihr euch jetzt schon unheimlich?«, fragte sie und lief neben mir her.

»Wir hatten Sex und jeder konnte uns hören.«, erzählte ich ihr und packte mein Handy in die Hosentasche. »Und jetzt brauche ich deinen Rat, weil mein Dad es sicher auch gehört hat. Wie soll ich mich ihm gegenüber verhalten, wenn ich ihm nachher gegenüber stehe?«

»Wie konntet ihr bitte so laut sein, dass euch wirklich jeder gehört hat? Um wie viel Uhr?«, fragte sie mich und sah mich anschließend mit offenem Mund an, als ich ihr die Zeit nannte. »Ihr müsstet dann wohl sehr geil aufeinander gewesen sein, wenn ihr es um die Zeit getrieben habt. Dann muss es auch echt–«

»Könntest du vielleicht meine Frage beantworten?«, unterbrach ich sie.

»Ganz einfach.«, sagte sie und blieb vor mir stehen. Sie drehte sich zu mich und legte dabei ihre beiden Hände auf meine Schultern ab. »Ja, Papa. Mason und ich haben es miteinander getrieben und ich hab es geliebt. Ich bin schon fast 18 und–«

»Ich könnte sogar 50 sein und ich dürfte nicht mit ihm schlafen. Außerdem habe ich ausländische Eltern. Mein Alter spielt keine Rolle bei sowas.«, seufzte ich und schüttelte ihre Hände von meinen Schultern ab. »Vielen Dank für die Hilfe.«, bedankte ich mich.

»Immer.«, lachte sie und legte einen Arm um mich, während sie nun wieder neben mir lief. »Heute ist die Party und die halbe Oberstufe wurde eingeladen. Das heißt, dass wir heiß aussehen müssen. So heiß, dass uns jeder Junge haben möchte und wir ihnen sagen müssen, dass wir vergeben sind. Du hast noch deinen orangenen Bikini, oder?«

»Ja, aber ich hab mich für einen Schwarzen entschieden.«, antwortete ich.

»Nimm den Orangenen. Deine Haut ist dunkler geworden und orange wird dir echt stehen.«, sagte sie und harkte sich unter meinem Arm ein. »Coachella! Das ist es!«, rief sie auf. »Ein typisch Coachella Look!«

»Gott.«, schüttelte ich lachend den Kopf und verdrehte meine Augen. »Lass uns erst einmal den Tag überleben. Es gibt heute nämlich Zeugnisse.«, erinnerte ich sie daran.

𝐘𝐎𝐔𝐍𝐆 & 𝐍𝐀𝐈𝐕𝐄 ⇝ 𝑚. 𝑚𝑜𝑢𝑛𝑡Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt