007, MORE TALENTS

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»Have fun together.«, verabschiedete sich so meine Mutter und verschwand wieder ins Hotel, während ich ihr verwirrt hinterher schaute. Zusammen ließen wir uns für ein Stunde die Gegend von Mason zeigen, aßen dann in einem Restaurant zusammen und wollten noch anschließend zum Park. Plötzlich klagte sie über Kopfschmerzen und wollte sich wieder im Hotel zurücklegen. Als ich ihr dann anbot mitzukommen, lehnte sie ab und wollte uns die gemeinsame Zeit lassen. Und genau da erkannte ich ihr Grinsen, dass ich im ersten Moment nicht wirklich interpretiert konnte. Erst als sie aus meinem Sichtfeld verschwand, wusste ich, dass sie ihre Kopfschmerzen nur vortäuschte.

»Was für eine Frau.«, murmelte ich und wusste nun nicht, ob ich ihr für die Zeit mit Mason danken sollte oder nicht. Aber da ich ihr Ego nicht noch mehr pushen wollte, entschied ich mich dagegen und schaute zu Mason, der zu mir schaute. »Sie hat manchmal diese Anfälle. Migräne auf Deutsch. Keine Ahnung, wie das auf Englisch heißt.«, teilte ich ihm mit.

»Migraine?«, harkte er nach.

»Ja, kann sein. Sorry, aber mein Vokabular ist nicht wirklich groß.«, lachte ich die Peinlichkeit herunter und fuhr mir durch meine Haare.

»Wenigstens sprichst du eine weitere Sprache neben deiner Muttersprache. Bin nicht gerade begabt darin eine weitere Sprache zu lernen. Ich hab sogar das Gefühl, dass ich noch nicht einmal Englisch sprechen kann.«, erwiderte er darauf und ließ mich nicht allzu schlecht fühlen. »Sprichst du noch andere Sprachen?«

»Spanisch Andaluz und Castellano, Portugiesisch und Französisch. Bin gerade dabei Flämisch zu lernen, aber die Sprache ist echt kompliziert.«, zählte ich auf und hatte gar nicht gemerkt, dass Mason und ich uns schon vom Hotel fortbewegt hatten.

»Wo spricht man denn flämisch? Hab das noch nie gehört.«

»In Teilen Belgiens.«, antwortete ich. »Flämisch ist sowas wie niederländisch, aber ein bisschen anders.«, erklärte ich ihm.

»Ein Sprachentalent also.«, nickte er beeindruckt mit dem Kopf. »Und diese zwei Arten von Spanisch spricht man jetzt wo genau? Ich hätte echt in der Schule aufpassen sollen.«, lachte er sich selbst aus. Ich fand es süß, dass er sich erkundigte.

»Castellano ist das Spanisch, das in ganz Spanien gesprochen wird. Andaluz wird in der Region Andalusien gesprochen.«, belehrte ich ihn. »Mein Dad ist in Granada aufgewachsen. Hinterher ist er dann mit Zehn nach Porto gezogen.«

»Hört sich cool an.«, sagte er. »Du bist ein Sprachentalent und eine Fashion Designerin. Gibt es noch ein paar Talente?«, fragte er neugierig. »Im Gegenzug erzählte ich dir von meinen nicht vorhandenen Talenten.«

»Davon habe ich ja nichts.« entgegnete ich und lächelte leicht.

»Lass dich überraschen, love.«, zwinkerte er mir zu und hörte mit zu als ich über meine ersten Stunden Klavier und meiner Teilnahme in der Fußballdamenmannschaft an meiner Schule. Er zeigte viel mehr Interesse als ich dann mehr über meine Spiele sprach, die wir häufig verloren. Das Team veränderte sich jedes Schuljahr und es spielten nicht mehr die, die schon von Anfang an mitgespielt haben. Daher war es ziemlich schwer in einem Team mit quasi Fremden zu spielen. »Halt das Team, dass du dieses Jahr bekommst, zusammen und schon gewinnt ihr das Ding! Ich kenn hier in der Nähe einen Bolzplatz. Wenn du willst, zeig ich ihn dir und du kannst mir zeigen, wie ein Captain einer deutschen Schulmannschaft gegen einen aus der zweiten englischen Liga spielt.«

»Das hört sich nach einer Herausforderung an, Mason. Forderst du mich gerade heraus?«, fragte ich ihn und konnte mir das Grinsen nicht verkneifen.

»Keine Ahnung. Tu ich das?«, fragte er leicht dümmlich, nahm meine Hand und führte mich durch einen kleinen Waldweg der zum Bolzplatz führte. »Hab den Ort mal per Zufall gefunden.«, sagte er und lief wie ein kleines Kind zum Ball, der einfach in der Ecke lag. »Auf einem Bolzplatz hat für mich alles angefangen. Na gut, bei Chelsea war mein Anfang, auf Bolzplätzen habe ich auch oft gespielt.«, zuckte er mit seinen Schultern und warf mit den Ball zu, den ich schnell mit meinem Fuß zu kontrollieren. »Nicht schlecht.«

»Danke.«, bedankte ich mich bei ihm und kickte ihm den Ball zu. »Aber ich bin so eigentlich total schlecht. Ich habe noch nie in einem Verein gespielt.«, gestand ich ihm und strich eine Strähne hinter mein Ohr. »Bis zu meinem Abschluss will ich einen Pokal gewinnen, daher arbeite ich an mir.«

»Mit meiner Hilfe, schaffst du das locker.«

»Wie stellst du das vor? Du bist hier und ich überwiegend in Deutschland. Willst du mich über FaceTime trainieren oder wie?«, machte ich mich leicht lustig darüber und sah ihm dabei zu, wie er nun mit dem Ball trickste.

»Das wär eine Möglichkeit.«

»Nicht wirklich.«, schüttelte ich meinen Kopf und seufzte. »Aber vielen Dank für das Angebot.«, bedankte ich mich und wich dem Ball aus, den ich nicht kommen sah. »Hey!«

»Ich höre dich echt gerne reden, love, aber zeig mir lieber dein Talent mit dem Ball!«, rief er mir zu und ließ mich ihn innerlich anlächeln. Zu blöd, dass er für mich nur ein Crush blieb.

𝐘𝐎𝐔𝐍𝐆 & 𝐍𝐀𝐈𝐕𝐄 ⇝ 𝑚. 𝑚𝑜𝑢𝑛𝑡Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt