024, MENTIROSA

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»Versteh mich nicht falsch, Felize, aber deine Tante behandelt ihre Gäste wie Hausbedienstete, die nur hierher gekommen sind, um den Haushalt zu schmeißen. Seit ich denken kann, komme ich in den Ferien hierher und darf mir eigentlich nur das Haus anschauen.«, teilte ich meiner Cousine Felize im inneren Kreis mit und fühlte mich ein Stückchen besser als ich es ausgesprochen hatte. Dank ihrer Mutter, die mich nicht wirklich ausstehen konnte, wollte ich meine Ferien ungern in Spanien verbringen. Da mein Vater eine gute Bindung zu seiner Schwester hatte und ich nicht der Grund sein wollte, weshalb sie sich hinterher stritten, verlor ich gegenüber meinem Vater und meiner Mutter kein Wort darüber und ließ mich von meiner Tante für ihre Zwecke ausnutzen. Dass ich es endlich nach vielen Jahren ausgesprochen hatte, erleichterte mich.

»Ich hab nur ein paar Kleinigkeiten gemacht und musste nie wirklich den Haushalt schmeißen.«, erwiderte Evita daraufhin und schaute mich leicht verwirrt an. »Du bist dir auch sicher, dass du immer den ganzen Haushalt schmeißen musst, wenn du hier bist?«, harkte sie nach und wollte wahrscheinlich nicht glauben, dass das Haus dank mir so sauber aussah. 

»Ich bin mir zu hundert Prozent sicher, Evita.«, bestätigte ich mit einem Kopfnicken und seufzte anschließend. »Sie hasst mich.«

»Nein, sie hasst dich nicht!«, verteidigte Felize ihre Mutter und schüttelte wie wild ihren Kopf. »Sie ist zurzeit nur ein bisschen gemeiner als sonst, aber sie hasst dich nicht.«, erklärte sie und seufzte anschließend.

»Sicher? Selbst ich hab manchmal das Gefühl gehabt, dass sie Celia nicht leiden kann.«, mischte sich Gloria ein, die zuvor seelenruhig die Wolken am Himmel beobachtet hatte und sich aus gefühlt allen Gesprächsthemen herausgehalten. »Tía Isobel kann niemanden leiden, was zum Glück von beiden Seiten kommt.«, sprach sie kurz über unsere Tante, die Kinder nicht ausstehen konnte. Bei Familientreffen schaute sie immer grimmig und ließ uns alle wissen, dass sie viel lieber mit ihrem Mann auf irgendeiner Yacht, mitten im Nirgendwo, wär als bei ihren Geschwistern und ihren undankbaren Kindern. »Aber habt ihr mal gemerkt, dass Tía Lucía Celia immer komische Blicke schenkt oder immer etwas an ihr kommentieren muss?«

»Dankeschön!«, rief ich auf und freute mich gerade echt, dass sie mir glaubte und mir den Rücken stärkte.

»Du bist alle fünf Jahre hier, Gloria! Wie willst du dann bitte wissen, was für Blicke Tía Lucía ihr für Blicke schenkt?«, lachte Evita daraufhin und griff nach einem unbenutzten Pinsel, der auf der Mitte der Decke lag.

»Ha ha.«, erwiderte Gloria trocken und verdrehte ihre Augen. »Genau deshalb fallen mir ihre Blicke auch auf! Vielleicht ist hassen einfach nur ein zu starkes Wort, aber mögen tut sie Celia jetzt auch nicht. Eine Außenstehende hat über alles einen Überblick.«, sagte sie und schaute wieder hoch zum Himmel. »Lasst uns nicht darüber reden, sondern den Moment genießen und über Mädchenkram reden.«

»Dann solltest du anfangen.«, murmelte Felize und schien wohl nicht damit klarzukommen, dass Gloria und ich der selben Meinung waren, dass ihre Mutter mich einfach nicht mochte. Tatsächlich hörte sich hassen ziemlich stark an.

Da wir einmal an die frische Luft wollten und nicht mit unseren Eltern und Gewistern in einem Raum abhängen, schnappten wir uns einfach eine Decke, Sachen zum Malen und suchten uns anschließend eine Stelle auf dem Feld und genossen die Natur.

»Ich? Ich habe nichts zu erzählen.«, erwiderte Gloria.

»Wie läuft es eigentlich zwischen dir und Mason, Celia?«, stellte Evita die Frage und wackelte mit ihren Augenbrauen, als ich in ihre Richtung schaute und ihr einen bösem Blick schenkte. »Seid ihr jetzt endlich zusammen?«

𝐘𝐎𝐔𝐍𝐆 & 𝐍𝐀𝐈𝐕𝐄 ⇝ 𝑚. 𝑚𝑜𝑢𝑛𝑡Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt