010, SWEET NIGHT TALKS

1.7K 71 2
                                    




»Verdammt.«, fluchte ich und schaute die kleine Wunde an meinem Finger an, die mit dem Bluten gar nicht aufhören wollte. Ich nahm den Finger in den Mund und entschied mich für eine kleine Pause, bevor ich wieder an dem Stoff arbeitete und mir vermutlich erneut die Nadel in den Finger stach. Ein kurzer Blick auf die Uhr verriet mir, dass ich schon seit mehr als vier Stunden an dem Sakko arbeitete.

00:30 Uhr – Seit 20 Uhr saß ich schon alleine in meinem Zimmer und wollte alles perfekt haben.

Gefühlt vier Stunden hatte ich gebraucht, um Masons Körpermaße in ein Schnittmuster zu übertragen. Anschließend schnitt ich die Schnittmuster aus und legte die Art Schablone auf das Stoff zu legen, dass ich zuvor auf Webfehler überprüft hatte. Bei meinem Besuch hatte ich Mason ein paar Stoffexemplare vorgezeigt und ihn auch wirklich versucht zu beraten. Die Sprachbarriere machte es schon ein bisschen schwierig, aber er verstand mich und hatte sich für einen Stoff in dunkelblauer Farbe entschieden.
Für den Prozess brauchte ich vier Stunden und nach meiner kleinen Pause, wollte ich mit Kreide das Schnittmuster auf das Stoff zeichnen, es ausschneiden und hinterher grob zusammennähen.

Das würde mich vielleicht zwei bis drei Stunden kosten.

»Ich pack das.«, sprach ich mir selbst zu und behielt im Hinterkopf, dass in fast fünf Stunden mein Wecker klingelte und ich nicht sonderlich viel Schlaf bekam, wenn ich erst in drei Stunden schlafen ging.

Damit ich nicht erst in Versuchung kam, blieb ich an meinem Schreibtisch sitzen und las mir die Nachrichten durch, die ich in den letzten Stunden bekommen hatte. Ohne mein Wissen wurde am Freitag auch schon ein Treffen bei Sebi ausgemacht, da er das ganze Wochenende Sturmfrei hatte. Da ich mich voll und ganz auf meine Arbeit und die Schule konzentrieren wollte, sagte ich das Treffen ab. Hinterher schaute ich auf Instagram vorbei und verlor kurz die Zeit aus den Augen, hätte Mason mich nicht über FaceTime angerufen.

Um Punkt 01:00 Uhr rief er über FaceTime an, was mich echt überraschte. Zuerst spielte ich mit den Gedanken, seinen Anruf einfach zu ignorieren. Vielleicht hatte er sich verwählt und wollte vermutlich einen Freund anrufen. Aber das Klingeln hörte nicht auf, daher nahm ich den Anruf einfach entgegen.

»Oh fuck. Ich dachte nicht, dass du annimmst«, sagte er und lachte leicht in die Kamera. »Tut mir leid. Es ist echt spät und ich hätte dich nicht anrufen sollen.«, entschuldigte er sich und sah leicht müde aus.

»Du brauchst dich nicht zu entschuldigen. Ich bin eh noch wach und werde in den nächsten Stunden auch nicht schlafen gehen.«, entgegnete ich und zuckte mit meinen Schultern. »Ich bin gerade echt froh, dass du mich angerufen hast. Du hältst mich vermutlich vorm Einschlafen
auf.«, sagte ich und suchte auf meinem Schreibtisch nach einem Haargummi, um meine Haare zu einem Dutt zu binden. Gerade störten sie einfach in meinem Gesicht.

»Was machst du, dass du noch immer wach bist? Hausaufgaben?«, fragte er und machte sich darüber lustig, dass ich noch immer Hausaufgaben machen musste und er nicht. »Sowas hab ich noch nie vermisst.«

»Meine Hausaufgaben habe ich direkt nach der Schule gemacht. Ich arbeite gerade nur an deinem Sakko. Ich hab zuerst deine Körpermaße in Schnittmuster übertragen, sie ausgeschnitten und anschließend mit Kreide auf das Stoff eingezeichnet. Hat mich vier Stunden gekostet.«, erzählte ich ihm und hielt die ausgeschnittene Schnittmuster in die Kamera. »Noch ist es gar nichts, aber trust the process.«, sagte ich und legte es wieder hin.

»Ich zweifle auch gar nicht daran.«, sagte er. »Aber hast du nicht noch morgen Schule oder hat man in Deutschland mitten in der Woche einen Tag frei?«, fragte er und schaute mich verwirrt an.

»Mein Wecker klingelt in fünf Stunden. Also ja, ich habe morgen Schule. Ich wünschte, wir hätten mitten in der Woche einen Tag frei.«, erzählte ich ihm und seufzte.

»Du sollst jetzt nicht so spät ins Bett, weil du wegen mir daran arbeiten musst.«

»Das sind die Schattenseiten. Lange Nächte sind normal, daher ist es schon in Ordnung.«, winkte ich ab und setzte mich im Schneidersitz auf meinem Stuhl. »Ich wollte eigentlich nur für ein paar Minuten Pause machen, was ich vor fast fünfzehn Minuten war.«, informierte ich ihn und schmunzelte. »Wenn ich weiterhin mit dir telefoniere, wird das eine sehr lange Pause.«

»Soll das bedeuten, dass ich auflegen soll? Ich wollte zu gerne noch einmal deine Stimme hören, love.«

»Hör auf mich love zu nennen, Mason.«, sagte ich und schaute nicht direkt in die Kamera, um ihm meine Verlegenheit nicht zu zeigen.

»Warum, love?«, harkte er nach und hörte mit dem Grinsen nicht auf. »Wenn ich dich nicht love nennen kann, brauchst du einen neuen Spitznamen. Wie wär es mit.. Nugget?«, obwohl sich so ein Spitzname lächerlich anhörte, musste ich lachen. Es hörte sich durch seinen Akzent echt seltsam an, da er es wirklich so aussprach wie es geschrieben wurde. »Warum lachst du?«

»Du sprichst es wirklich so aus wie es geschrieben wird. Außerdem ist Nugget ein echt schlechter Spitzname.«, erzählte ich ihm, warum ich ihn auslachte. »Bevor du beleidigt bist, es hat sich süß angehört.«

»Das ist mein Akzent!«, verteidigte er sich. »Und wenn du ein Problem mit meinem Akzent hast, dann bist du bei mir deutlich an der falsches Adresse, Cecilia.«

»Ich hab vorhin noch gesagt, dass ich es süß finde. Greif mich bitte nicht an!«, entgegnete ich und schmollte leicht.

»Oh. Diesen Teil habe ich nicht mitbekommen. Sorry, Nugget.«, entschuldigte er sich nur halbherzig und gab mir nun den lächerlichen Spitznamen.

Da ich es nicht auf mir sitzen lassen wollte, ließ ich mich direkt auf eine Diskussion mit ihm ein, die ich glücklicherweise gewann und statt Nugget wieder Love abbekam, was mich echt nicht störte. Hinterher sprachen wir über mehrere Sachen – Ich lernte ihn ein bisschen kennen und er mich. Neben Gemeinsamkeiten gab es auch Unterschiede zwischen uns.

Das Nächste an das ich mich erinnern konnte war, dass mein Wecker klingelte und ich von meinem Schreibtisch aufschreckte.

»Nein, nein, nein, nein.«, murmelte ich und war darüber verärgert, dass ich nicht weitergemacht hatte. »Verdammt!«, fluchte ich auf und sprang vom Stuhl auf.

06:10 Uhr und drei Nachrichten von Mason, die meine Laune steigen ließ.

06:10 Uhr und drei Nachrichten von Mason, die meine Laune steigen ließ

Hoppla! Dieses Bild entspricht nicht unseren inhaltlichen Richtlinien. Um mit dem Veröffentlichen fortfahren zu können, entferne es bitte oder lade ein anderes Bild hoch.
𝐘𝐎𝐔𝐍𝐆 & 𝐍𝐀𝐈𝐕𝐄 ⇝ 𝑚. 𝑚𝑜𝑢𝑛𝑡Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt