Keyla
Ich stand an meinem Spind, als ich eine Person plötzlich hinter mir spürte. Ich drehte mich erschrocken um und sah direkt in die braunen Augen von Jacob. Mir stockte kurz der Atem, aber ich fasste mich schnell wieder. Ich wollte gerade zum Reden ansetzten, doch er kam mir zuvor. „Wieso Antwortet du nicht auf meine Nachricht?", sah er mich mit gerunzelter Stirn an. Mist, das hatte ich total vergessen. „Oh", war das einzige was ich rausbrachte und hätte mich im selben Moment schlagen können. Er blickte mich weiter fragend an und kam ein Stück näher an mich ran. Ich schluckte schwer und sah ihn in seine Augen. „Ich hatte wichtigeres vor", rutschte es mir raus und biss mir auf die Zunge. „Autsch", sagte Jacob gespielt und hielt sich eine Hand an die Brust. Ich verdrehte nur meine Augen und entgegnete ihm „aber ja passt heute" und drehte mich damit um.
Ich hatte mich gerade in Bewegung gesetzt, als er mich am Handgelenk festhielt und mich zurückzog. „Was denn noch?", fragte ich genervt und gleichzeitig erschrocken. „Was ist da passiert?", fragte er und schaute mich besorgt an. „Wo?", fragte ich verwirrt. „Na deine Lippe." Ich packte wie aus Reflex an meine Lippe, bereute es aber direkt wieder, da es unfassbar weh tat und zog schnell meine Hand wieder weg. „Ach das. War mein Bruder, er hat mir aus Versehen die Tür dagegen geschlagen", antworte ich ihm dann endlich. „Aha, verstehe", sagte er, allerdings klag er nicht sehr überzeugt. Es fühlte sich fast so an, als würde er alle Lügen die ich ihm erzählte erkennen. Aber warum interessierte ihn das überhaupt?
„Dann bis später", verabschiedete er sich und drehte sich um, aber nicht ohne mir noch mal einen besorgten Blick zu zuwerfen. Ein bisschen verwirrt ließ er mich an meinem Spind stehen. Ich drehte mich um und bemerkte erst jetzt, wie alle uns angestarrt hatten, insbesondere die Mädchen. Ich verdrehte nur wieder genervt meine Augen und wollte gerade los laufen, als ich eine wütende Vanessa auf mich zustürmte.
Sie funkelte mich böse an. „Du hältst dich von Jacob fern. Er gehört mir. Wehe du rührst ihn an du kleine bitch", keifte sie los. Ich schmunzelte leicht. Ich kannte solche Mädchen, die alles versuchten um Aufmerksamkeit von irgendwelchen Typen zubekommen. Aber ich kann euch sagen, für sie geht es nie gut aus, sie waren nichts weiter als eine einmalige Sache für solche Typen. „Ach Mädel, bist du wirklich so blind und checkst nicht, das er dich nur ausnutzt und nichts von dir will? Dein Verhalten ist echt erbärmlich und vielleicht solltest du mal überlegen wer von uns beiden hier die Schlampe ist.", beendet ich meinen Satz und drehte mich auf dem Absatz um und ließ eine geschockte Vanessa zurück. Damit hatte sie anscheinend nicht gerechnet und ich lächelte.
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„Ich sagte ja, es ist keine gute Idee", sagte ich und schaute Jacob dabei vorwurfsvoll an. Man hörte aus der Küche das laute Geschrei von meinen Eltern, was mich daraus schließen ließ, dass meine Mutter Dad darauf angesprochen hatte. Ich schluckte schwer und versuchte meine Tränen zu unterdrücken. Jacob der an meinem Schreibtisch saß warf mir einen mitfühlenden Blick zu und fragte „Alles in Ordnung bei dir?" „Ja geht schon", antwortete ich mit einem gequälten Lächeln. „Das ist normal, wir sollten uns davon nicht ablenken lassen", fuhr ich dann fort und blickte wieder stur in meinen Laptop.Meine Tür wurde aufgerissen und ich sah erschrocken auf. In der Tür stand ein verheulter Cayleb, der ein Kuscheltier unter seinem Arm hielt. Ich sah kurz zu Jacob, der ebenfalls meinen Bruder anschaute. Ich stand auf und hockte mich vor meinen kleinen Bruder. „Hey alles wird gut großer", flüsterte ich leise und strich ihm einen Haarsträhne aus den Augen. „Was ist da los?", fragte er weinend und er tat mir unfassbar leid ihn so zu sehen. Ich lächelte ihn traurig an und nahm in feste in den Arm. Ich strich mit meiner Hand seinen Rücken und flüsterte leise „keine Angst ich bin ja da." Ich schob ihn sanft von mir weg und meinte „Geh schon mal in den Zimmer, ich komme gleich nach." Mein Bruder nickte und verschwand.
Ich stellte mich langsam wieder hin und schaute zu Jacob. „Ich glaube du solltest jetzt besser gehen. Es tut mir wirklich leid", sagte ich etwas beschämt und schaute auf den Boden. Es war mir sehr unangenehm, dass er das alles mitbekommen hatte. Ich blickte wieder auf und sah in die braunen Augen von Jacob, der plötzlich direkt vor mir stand. „Alles gut ich versteh schon." Und ohne große Vorwarnung zog er mich in seine Arme. Ich war kurz verwirrt, aber ich spürte sofort die Wärme und Geborgenheit und fühlte mich sicher. Genau das hatte ich jetzt gebraucht. Er wusste gar nicht wie viel mir diese kleine Geste bedeutete und ich war sehr froh, dass er nicht wissen wollte was los war.
Wir lösten uns langsam wieder aus der Umarmung und bevor er ging sagte er noch „Alles wird gut." Ich nickte und schenkte ihm ein schwaches Lächeln. „Ach übrigens Vanessa ist immer noch nicht drüber weg, dass du sie versetzt hast." Jacob verdrehte nur die Augen und sagte leicht genervt „Sie verschwendet ihre Zeit und macht sich lächerlich." „Du bist aber auch gemein", sagte ich neckend, worauf hin er nur lachte. „Mach's gut, Key", sagte er noch, bevor er sich umdrehte und verschwand.
Ich lachte leicht auf. Unfassbar, wie er in so kurzer Zeit so viel von meinem Leben und meinen Gefühlen wusste. Ich zeigte und erzählte sonst keinem irgendwas, aber er. Ja er war immer dann da, wenn es mit schlecht ging. Ich war mir noch nicht sicher ob das gut oder schlecht für mich war. Aber ich fühlte mich wohl in seiner Nähe und das war im Moment das einzige was zählte. Aber über ihn? Ja da wusste ich nicht viel. Ich wusste noch nicht mal wo er wohnte oder wer seine Eltern sind. Er schien sehr verschlossen und kalt zu sein, obwohl er in meiner Gegenwart eigentlich nie wirklich kalt war. Aber ich würde schon noch rausfinden, was er verbirgt.
Mein Herz machte einen kleinen Sprung als ich an ihn dachte und ich grinste leicht. Oh verdammt was war nur los?
Doch das Geschrei von meinen Eltern holte mich wieder in die Realität zurück und ich seufzte auf. Mir fiel wieder mein kleiner Bruder ein und ich ging leise rüber in sein Zimmer.
Ich öffnete seine Zimmertür langsam und trat in sein Zimmer ein. Cayleb saß auf seinem Bett und hatte sich eingerollt. Ich ging langsam auf ihn zu und ließ mich auf sein Bett nieder. Ich legte eine Hand beruhigend auf sein Rücken und merkte wie er zitterte. Ich wollte ihn eigentlich vor all dem hier beschützen, aber es hat nicht geklappt. Ich wollte einfach nicht, dass er das durchmacht, was ich damals durchmachen musste. Das hatte keiner verdient. „Es wird alles wieder gut, hörst du?", flüsterte ich ihm ins Ohr. Ich nickte kaum spürbar und drehte sich langsam zu mir um.
Ich sag ihn seine kleinen, verheulten Augen, die mich traurig anschauten. „Hey, nicht weinen. Ich weiß, dass ist gerade schwer für dich, aber glaub mir es wird besser. Und du hast ja noch mich", lächelte ich ihm aufmunternd zu. „Keykey, ich hab dich lieb", sagte er leise und ich schloss ihn in eine Umarmung. „Ich dich auch", nuschelte ich in seine Haare.
„Markus wird ausziehen", sagte meine Mutter kalt zu mir. Ich schluckte schwer. Ich war dafür verantwortlich. Jetzt hasste mich meine Mutter noch mehr, aber ich tat es ja auch, also von daher sollte es mir doch eigentlich egal sein. Aber irgendwie tat es unfassbar weh. „Und jetzt geh mir aus den Augen", sagte sie schroff.
„Ist Markus schon weg?", fragte ich vorsichtig. „Unten am Auto", antwortete sie knapp und wandte sich dann wieder an den Fernseher.Ich rannte so schnell ich konnte die Treppen bis zu dem Auto runter. „Dad, warte, bitte", rief ich außer Atem und ging mit schnellen Schritten auf ihn zu. Er drehte sich zu mir um und sah mir mit traurigen Augen entgegen. „Warum bist du nicht zu mir gekommen?", war seine erste Frage. Ich schaute ihn etwas perplex an „aber du bist ihr doch fremdgegangen, was hätte das gebracht? Sie hatte ein recht auf die Wahrheit", fuhr ich ihn an. „Ich bin dir dankbar", sagte er. Ich schaute ihn verwirrt an „warum das?" „Endlich bin ich raus aus dieser toxischen Beziehung", entgegnete er mir. „Aber ich versteh nicht, du hättest sie doch einfach verlassen können?!" „ Glaub mir wäre es so einfach gewesen, hätte ich es schon lange gemacht", lachte er auf. „Das macht doch keinen Sinn. Warum hast du uns allen was vorgemacht?" Ich verstand ihn nicht. „Dir hab ich nie was vorgemacht, Keyla. Du bleibst für immer meine Tochter. Und auch wenn ich nicht dein Vater bin, ich werde immer dein Vater für dich bleiben."
Ich wusste nicht so recht wie ich mit dieser Situation umgehen sollte. Es war doch alles zerstört. Er würde mich ersetzen, ich weiß es. „Und jetzt gehts du zu deiner reichen Tussi?" , fragte ich wütend uns wusste selbst nicht so recht, wo diese Wut auf einmal herkam. „Ich liebe sie", sagte er und schaute mich entschuldigend an. Ich nickte nur.
Mein Stiefvater machte einen Schritt auf mich zu und nahm mich in den Arm. „Komm mich mal besuchen", sagte er leise und gab mir einen Kuss auf den Kopf.

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Breathtaking
ЧиклитIrgendwas ist anderes an ihm. Irgendwas verbirgt er. Wird sie dahinter kommen? Zwei Welten prallen aufeinander. Oder sind sie sich doch ähnlicher als sie denken? (noch nicht überarbeitet) ⚠️TW⚠️ Es sind ein paar sensible Themen enthalten. Quelle Bi...