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Keyla

„Mein Güte, dann fahr doch schneller", ertönte Avinas genervte Stimme vom Beifahrersitz. „Ich mach schon so schnell ich kann", gab Milo gereizt zurück. „Könnt ihr mal bitte aufhören zu streiten, ich will nicht bei dieser Verfolgungsjagd sterben", rief ich zu den beiden. „Keine sorge, werden wir nicht", sagte Avina zu mir. Diese Worte hatten mich auf jeden Fall beruhigt. Ich drehte mich um und schaute durch die Heckscheibe und sah immer noch ein Auto, was dicht hinter uns war. Ich sollte mir also keine Sorgen machen, ist klar.

„Wo hast du eine Pistole?", fragte Avina und Milo deutete auf die Mittelkonsole. Avina öffnete sie und zog eine Pistole raus. „Duck dich", schrie Milo im selben Moment zu mir. Wie automatisch duckte ich mich und keine Sekunde später hörte man einen Schuss und die Heckscheibe zerbrach, ganz knapp hatte mich die Kugel verfehlt. Mein Herz schlug wie verrückt und mein Atem ging schneller.  „Bleib unten", befahl mir Milo und beschleunigte den Wagen. „Wann kommen die Sicherheitsleute?", fragte Avina ihn. „Die sollten gleich da sein", antwortete er. „Naja, bis dahin muss ich wohl selber ran", sagte sie und entsicherte die Waffe.

Sie schnallte sich ab und kletterte zu mir nach hinten. „Was hast du vor?", fragte ich sie. „Na was denn wohl, unseren Arsch retten, weil der Idiot da vorne es nicht hinbekommt." Sie kniete sich auf den Sitz und zielte mit ihrer Waffe auf das Auto hinter uns und schoss. „Verdammt", fluchte sie. „Was?", fragte Milo. „Das Auto ist zu weit weg." „Dann bin ich ja doch nicht so schlecht", grinste Milo und schaute Avina provokant durch den Rückspiegel an. „Bild dir mal nicht zu viel ein", gab sie von sich. Es war vielleicht die blödeste Situation um zu lachen, aber es ging bei den beiden einfach nicht anders. „Was ist so lustig?", fragte Avina mich. „Ihr", brachte ich hervor und versuchte mein Lachen zu unterdrücken. Avina schaute mich nur mit hochgezogen Augenbrauen an und Milo sagte nur „Halt dich lieber fest."

Im selben Moment nahm er scharf eine Rechtskurve und ich musste mich verkrampft festhalten, um nicht auf die andere Seite des Autos zu fliegen. „Na endlich", seufzte Avina auf und deutete hinter uns. Ich drehte mich um und schaute vorsichtig durch die kaputte Heckscheibe. Ich sah drei schwarze Autos, die sich zwischen unser Auto und das des Verfolgers einreihten. „Verstärkung", sagte Avina an mich gerichtet. Ich nickte nur und war ehrlich erleichtert. „Die werden jetzt das Auto von uns abschirmen und wir können ungehindert nach Hause fahren", klärte sie mich auf, da ich sie ein bisschen verwirrt angeschaut hatte.

„So und jetzt fahr uns endlich nach Hause, die Shoppingtour war echt anstrengend", sagte Avina zu Milo und kletterte wieder nach vorne. Milo schaute sie nur genervt an, entgegnete aber nichts mehr. Während der restlichen Fahrt war es erstaunlich still um Auto, keiner sagte mehr etwas. Als wir endlich auf den Hof fuhren, war es schon dämmrig draußen.
Avina schnappte sich die Taschen und stieg aus dem Auto, was ich ihr gleich tat.

„Glaub mir so einfach wie heute, ist es nicht immer", sagte sie zu mir. „Heute hatten wir Glück, dass es nur ein Auto war." „Und nächstes mal nimmst du die Situation bitte ernst", sagte Milo sauer. Avina drehte sich zu ihm um „die wollten uns nur Angst machen, mehr nicht, sonst hätten sie mehr Leute geschickt." Milo schaute sie prüfend an „Trotzdem, man kann nie wissen." „Ja ja, mach jetzt kein Drama, es ist nichts passiert."

„Komm wir gehen rein", sagte ich zu Avina, da ich befürchtete, dass die Situation gleich ausarten würde. Ich nahm ihre Hand und zog sie hinter mir her. Avina warf Milo noch einen bösen Blick zu und drehte sich dann um. „Ihr hattet mal was miteinander, oder?", fragte ich sie, sobald wie außer Hörweite waren. „Wie kommst du denn darauf?", fragte sie mich leicht erschrocken. „Also bitte, dass merkt jeder blinde, so wie ihr euch die ganze Zeit angiftet und provoziert", antwortete ich ihr grinsend. „Das ist schon lange her und war ein Fehler, also behalts bitte für dich und erzähl es Jacob nicht", flüsterte sie mir zu. „Dein Geheimnis ist bei mir sicher", versicherte ich ihr. Sie lächelte mich dankend an und ging ins Haus rein.

„Jacob sag du sollt nach unten in den Keller", sagte mir Sam, als er an uns vorbei lief. Ich schaute ihn etwas verwirrt hinterher und sagte „Okay." Ich drehte mich zu Avina und flüsterte ihr zu „ Ich glaub er mag mich nicht." „Das ist einfaches seine Art, glaub mir", entgegnete mir Avina. „Ich stell die Kleider bei mir ins Zimmer und am Samstag machen wir uns dann bei mir fertig", redete sie weiter. Ich nickte einverstanden und lief in Richtung Kellertreppen. Mal gucken, was ich dieses mal vorfinden würde, letztes Mal war es ja nicht ganz so schön.

Langsam lief ich die Treppenstufen nach unten. Ich schaute mich kurz um und sah eine offene Tür am Ende des Ganges. Ich ging auf die Tür zu und in den großen Raum rein. Mit dem was ich dort sah hatte ich nicht gerechnet. Es war eine riesige Schießhalle. Die Wände waren aus Beton und der Boden war mit schwarzen Fließen bedeckt. Links, weiter hinten hingen Schießscheiben von der Decke runter. Ein paar hatten eine Runde Form, aber es hingen dort auch welche, die die Form eines menschlichen Körpers hatten. Vorne standen Tische, die mit Monition bedeckt waren. Ich schaute nach rechts und entdeckte Jacob, der gerade auf einen Bocksack einschlug und dabei ziemlich heiß aussah.

„Hey", rief ich zu ihm rüber und er stoppte abrupt in seiner Bewegung. Er drehte sich um und kam dann lächelnd auf mich zu gelaufen. Er packte mich an der Hüfte und zog mich an sich. „Hey, mi Tesoro", raunte er in mein Ohr und ich lächelte ihn an. Dann beugte er sich etwas nach unten und legte seine Lippen auf meine und zog meinen Körper noch näher an sich. Mein ganzer Körper find an zu kribbeln und mein Herz fing schneller an zu schlagen. Ich würde wahrscheinlich niemals genug von seinen Küssen bekommen.

„Was machen wir jetzt?", fragte ich ihn. „Ich werde dir schießen beibringen", antwortete er mir und lief los in Richtung den Schießständen. „Du musst lernen, wie du dich verteidigst in Notfällen", sagte er und nahm eine Pistole vom Tisch. „Fang mit der an", sagte er und legte mir die Pistole in die Hand. „Nimm sie in deine rechte Hand und halte sie gerade nach vorne", sagte er uns stellte sich dicht neben mich. Ich nahm die Waffe in meine rechte Hand und hob sie hoch. „Spreiz deinen rechten Daumen. Dann Rotier die linke Hand in den freien Bereich vom Griff rein, sodass beide Daumen nach vorne zeigen", wies er mich weiter an und ich tat was er mir sagte.

Er stellte sich hinter mich und umpackte meine Hände mit seinen und hob die Waffe noch etwas an. „Geh ein bisschen in die Knie und Versuch mit deinem Auge das Ziel zu fokussieren. Wenn du bereit bist kannst du mit dem Zeigefinger den Abzug drücken", sagte er. Ich nickte, fokussierte den Punkt und drückte ab. Dieses Mal hatte ich einen stabilen Stand und wurde nicht nach hinten geschleudert. „Das war fast die Mitte", staunte Jacob neben mir. „Und du hast das echt noch nie gemacht?" „Noch nie, vielleicht habe ich einfach nur Talent", antwortete ich ihm Schulterzuckend.„Wiederhol es, bis du sicher wirst."

Und so verbrachte ich die nächsten Stunden. Ich lud andauernd die Pistole nach und schoss und es machte mir tatsächlich Spaß. „Das reicht für heute", sagte er und nahm mir die Waffe aus der Hand. „Du bist gut", lobte er mich und betrachtete die Zielscheibe. „Noch ein bisschen Übung und du machst Avina Konkurrenz", lachte er. Ich lächelte nur, denn ich war echt stolz auf mich. Jacob nahm meine Hand und wir gingen aus der Halle raus. Ich gähnte und erst jetzt merkte ich, wie müde ich eigentlich war. „Du bleibst heute hier", sagte er zu mir und ich nickte dankend.

Ich war einfach nur erschöpft und war froh, als ich mich endlich in Jacobs Bett legen konnte. „Schlaf gut", sagte er zu mir und gab mir einen sanften Kuss auf die Stirn. „Du auch", murmelte ich und kuschelte mich tiefer in die warme Decke ein. Ich bekam nur noch halb mit, wie sich Jacob neben mich ins Bett legte und ein Arm meine Taille umschloss.

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