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Keyla

Langsam bewegte ich mich aus seinem Zimmer raus und stand in einem riesigen Flur. Die Villa sah teuer aus und sie schien sehr groß zu sein. Jetzt kannte ich wenigstens sein Haus. Vorsichtig ging ich die Steintreppe mit dem Glasgeländer nach unten und stand im Flur. Rechts von mir sah ich das Wohnzimmer, was ich vorsichtig betrat und dabei „Hallo" sagte, in der Hoffnung ich würde seine Schwester finden.

„Ahh Hallo", kam eine Mädchen freudig auf mich zu gelaufen. „So du bist also Keyla?", fragte sie mich und ich nickte leicht. „Schön dich kennenzulernen, ich bin Avina, Jacobs Schwester." Ich sah sie nur lächelnd an „Freut mich auch". „Ich hab schon viel von dir gehört", meinte sie dann. Ich schaute sie verwirrt an „Wie meinst du das?" Sie zuckte mit den Schultern und meinte „Er scheint dich zu mögen. Er nimmt sonst nie ein Mädchen mit nach Hause. Und mit nie meine ich wirklich nie." „Naja, er hat mich nur gerettet, bestimmt deswegen." „Nö, das glaube ich nicht, er hätte dich doch auch einfach nach Hause bringen können." Sie hatte recht, warum hatte er das nicht getan?
„Okay na los ich fahr dich jetzt", riss sie mich aus meinen Gedanken.

Wir stiegen in einen schwarzen Mustang ein und fuhren von dem riesigen Anwesen durch das Metalltor runter. Wow, die schienen echt reich zu sein. Während der Autofahrt erzählte mir Avina ein bisschen was über ihr Internat Leben und packte auch ein paar peinliche Geschichten über ihren Bruder aus. Ich mochte sie, sie war echt nett und sehr lustig drauf.

„Hat sich um dich keiner Sorgen gemacht?", fragte sie mich. „Ich denke nicht, wahrscheinlich war es meiner Mutter sogar recht, dass ich nicht da war", entgegnete ich ihr trocken. „Oh das tut mir leid", kam es von ihr. „Ach halb so wild, ich komm schon klar. Und danke fürs nach Hause fahren", verabschiedete ich mich schnell von Avina. „Hab ich doch gerne gemacht. Ich meine man schlägt meinem Bruder keinen Wunsch aus", sagte sie und zwinkerte. Ich lachte nur und verdrehte leicht meine Augen, da ich ihre Andeutung verstand.

~~

„OH MEIN GOTT KEY", kam Anna durch meine Zimmertür geschossen und umarmte mich feste. „Ich bin ja so froh das dir nichts passiert ist. Man ich bin so blöd, ich hab dich einfach alleine gelassen." „Alles gut Anna, ist doch nichts passiert" „naja nichts würde ich das jetzt nicht nennen." „Okay, aber mir geht es gut", beruhigte ich sie. Ich weiß zwar ehrlich gesagt nicht, ob es mit wirklich gut geht, aber im Moment war das erst mal egal. „Na du hattest ja auch deinen Beschützer Freund", kam es von ihr. „Das hätte doch jeder getan", meinte ich. „Das glaubst du ja wohl selbst nicht", sagte Anna genervt. „Wann verstehst du endlich, das er auf dich steht?"

Ich lachte „Als ob Jacob auf mich steht." „Das sieht ja wohl jeder Blinder", sagte sie. „Ich mag ihn aber nicht, er ist eingebildet und außerdem hat er das doch nur gemacht, um zu zeigen, wie stark er ist." „Keyla bist du so dumm oder tust du nur so?", fragte sie frustriert und raufte sich ihre Haare. „Selbst wenn, ich steh nicht auf ihn", sagte ich, allerdings nicht ganz so überzeugend, wie ich wollte. „Argh, warum bist du nur so kalt? Lass mal Gefühle zu und hab nicht Angst verletzt zu werden",sagte sie. Sie hatte ja recht, aber er fiel mir eben schwer. Ich vertraute keinem Menschen so leicht.

Meine Gedanken kreisten um ihn. Um Jacob. Ich wusste nicht was er von mir wollte, geschweige denn was ich von ihm wollte. Ich konnte meine Gefühle nicht genau einordnen. Ja er war nett zu mir, zumindest meistens, aber er war die Art von Typen, von denen man sich fern halten sollte, wenn man nicht verletzt werden wollte. Aber vielleicht schätzte ich ihn auch falsch ein?

Ich wachte schweißgebadet auf. Ich zitterte am ganzen Körper. Ich hatte einen Albtraum. Die ganze Sache mit der fast Vergewaltigung im Zusammenhang mit der Vergewaltigung von Jonas hatte mir anscheinend doch mehr zugesetzt, als ich gedacht habe. Ich war stark. Hatte eine Mauer aufgebaut, um ja keine Gefühle zu zu lassen. Aber in letzter Zeit war es ziemlich schwer diese Mauer aufrechtzuerhalten. Es wurde einfach zu viel. Denn hinzu kam auch noch mein Betrüger Stiefvater, meine Mutter und... Ja und Jacob. Ob ich wollte oder nicht.

Ach verdammt, schön muss es sein ein normales Leben zu führen ohne irgendwelche Dramen. Ich würde viel für ein Leben geben wie Annas oder Lillys. Ich wünschte mein Vater würde noch leben, vielleicht wäre dann mein Leben anders verlaufen. Besser!? Ich seufze auf bei dem Gedanken an meinen Vater. Ich hatte ihn nie kennengelernt, aber ich vermisste ihn irgendwie.

Ich wälzte mich unruhig im Bett hin und her. Ich konnte einfach nicht mehr einschlafen. Zu viele Gedanken waren in meinem Kopf. Also stand ich leise auf und huschte behutsam in die Küche um mir ein Glas Wasser zu holen. Ich nahm mir leise ein Glas aus dem Regal und schenkte mir Wasser ein. Ich nahm das Gals und war gerade wieder auf dem Weg in mein Zimmer, als ich ein Schluchzen aus dem Wohnzimmer vernahm. Irritiert blieb ich stehen und schaute vorsichtig ins Wohnzimmer. Cara. Cara saß auf dem Sofa und weinte.

Ich überlegte kurz, ob ich zu ihr gehen sollte, entschied mich dann aber dazu und ging langsam auf meine Mutter zu. Ich stellte mein Glas auf dem Tisch ab und setzte mich langsam neben sie. „Alles gut?", fragte ich vorsichtig. Sie hob ihren Kopf und sagte „Es ist zu viel. Ich kann nicht mehr" Ich verzog angewidert mein Gesicht, da ihr Atem nach Alkohol stank. „Seit wann trinkst du wieder?" , fragte ich und schaute dabei die leere Weinflasche in ihrer Hand an. „Na Rat doch mal", kam es giftig von ihr. Ich schluckte. Ich hätte es mir denken können.

„Alles wird gut, aber du musst schlafen", sagte ich zögerlich. Wenn meine Mutter Alkohol trank war sie unberechenbar. In ihren Augen sah ich Wut aufblitzen. Erschrocken stand ich auf, was sie mir gleich tat. „Alles deine Schuld", nuschelte sie wütend. „Eigentlich Markus Schuld." Meine Mutter sah mich wütend an. Mist, hatte ich meinen Gedanken etwas laut ausgesprochen? Meine Mutter holte wütend mit der Flasche aus und traf meinen Kopf. Ein Schmerz durchblitzte meinen Körper.

Die Stelle am Kopf, die sie mit der Flasche getroffen hatte pochte. Ich hielt meine Hand dagegen und spürte ein fette Beule. Es blutete nicht, dafür hatte meine Mutter nicht fest genug zugeschlagen. Lag wahrscheinlich am ganzen Alkohol.

Meine Mutter sackte gegenüber von mir ein. Sie lag auf dem Boden und schien zu schlafen. „Warum?", flüsterte ich leise, während eine Träne meine Wange runterlief. Schnell wischte ich meine Träne weg, meinen Schmerz hatte sie nicht verdient. Mich überkam eine plötzliche Kälte und ich schaute noch ein mal abfällig zu meiner Mutter runter, bevor ich das Wohnzimmer verließ. Wobei Mutter war hier definitiv das falsche Wort.

Warum hasste sie mich so sehr? Warum nur mich und nicht auch Cayleb. Ich war froh für ihn, da er so niemals Gewalt erfahren würde, aber warum? Es muss doch einen Grund geben, oder?

BreathtakingWo Geschichten leben. Entdecke jetzt