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Keyla

„Beeil dich mal ein bisschen", bekam ich von einer ungeduldigen Anna zu hören. „Ich mach ja schon", sagte ich genervt, denn ich hasste es, wenn man mich hetzte. „Außerdem taucht man nie pünktlich auf einer Hausparty auf", fügte ich hinzu. „Ja, aber key wir sind schon eine Stunde zu spät." „Okay okay, bin sofort fertig.
Ich zog meine schwarze enge Hose über meine Hüfte, machte sie zu und griff das Blaue Top neben mir und streifte es über meinen Kopf.
„Ready", sagte ich zu Anna. „Endlich wurde ja auch mal Zeit", lachte sie und zog mich mit ihr nach draußen.

Wir gingen heute zu einer Hausparty von Derek. Ja ich mochte ihn und die andern nicht, aber wenn es um Partys ging war ich immer dabei. Da konnte ich vergessen. Meine ganzen Probleme. Einfach alles. Und ich fühlte mich lebendig. Wie gesagt ich liebte das Partyleben, auch obwohl das letzte mal nicht so gut für mich ausging. Aber als ob mich das jetzt von Partys abhält. Ich hatte nur Angst, dass ich Jonas begegnete.
Aber was soll's.

Die Tür öffnete sich und Lilly stand strahlend vor uns. „Na da seid ihr ja endlich. Kommt rein, die Party ist schon im vollen Gang", begrüßte sie uns.
Wir folgten ihr ins Haus und sie hatte recht, die Party war schon im vollem Gange. Die Musik war laut und es roch nach Rauch und Alkohol. Und überall sah man irgendwelche Leute, die miteinander rum machten.

Anna und ich gingen zu den Getränken und mischten uns eins, was zwar eigentlich nur aus Vodka mit ein bisschen Orangensaft bestand, aber es schmeckte uns. Heute wollte ich betrunken sein. Nur nicht high.
Ich schüttelte ein Getränk nach dem andern runter und Anna tat es mir gleich. Wir setzten uns lachend auf die Couch neben Anton, Berek und Lilly, die auch alle schon einen sitzen hatten.
Jacob und die andern hatte ich tatsächlich noch nicht gesehen, aber es war auch ein ziemlich großes Haus. Auch Jonas hatte ich noch nicht entdeckt.

„Leute spielen wir Wahrheit oder Pflicht?", fragte Lilly in die Runde. „Warum nicht?", fragte Berek und wir andern stimmten ihm zu.
„Wahrheit oder Pflicht?", fragte Lilly Anton. „Pflicht", grinste er und nahm einen schluck von seinem Getränk. „Gut trink den Rest aus der Vodka Flasche auf ex", sagte Lilly und hielt ihm eine noch zu einem Drittel gefüllte Vodka Flasche vor die Nase. „Gib her", meinte er und griff nach der Flasche. Er setzte die Flasche an seinen Mund an und trank. Er trankt tatsächlich alles auf Ex. Ob das jetzt so gut war, war mal da hingestellt.
„Key jetzt du", rief Anna. „Wahrheit", antwortete ich ihr. „Gut, mit wem hast du das letzte mal rumgemacht?", fragte sie.

Ich verschluckte mich an meinem Getränk, aus dem ich gerade einen Schluck raus getrunken hatte. Die Bilder kamen wieder in meinen Kopf und ich fühlte einen Kloß in meinem Hals. Warum hatte Anna das gefragt? Sie wusste doch davon? „Allssss guut?", lallte Anna neben mir und wollte mir auf den Rücken klopfen, verfehlte ihn allerdings. Wie viel hatte sie bitte intus? Naja, vielleicht hatte sie es ja durch den ganzen Alkohol vergessen. Nichts desto trotz warf ich ihr einen bösen Blick zu.

Ich antwortete schnell „Jaja alle gut, aber ich nehme doch lieber Pflicht." Anna schaute mich leicht verwirrt an, aber meinte nur „Na schön, dann Küss den Typen dahinten an der Wand." Sie zeigte auf jemanden hinter mir und ich folgte ihrem Finger. An der Wand stand irgendein Typ, der sich nur mit aller Mühe aufrecht halten konnte. Ich kannte ihn nicht. „Wenn's unbedingt sein muss", erwiderte ich. „Klar doch", lachte Anna.

Ich stemmte mich vom Sofa auf und musste kurz stehen bleiben, um nicht direkt wieder umzukippen, so schwindelig war mir. Ich ging auf ihn zu und blieb dicht vor ihm stehen. Er schaute mich leicht verwirrt an. Ich beugte mich vor und küsste ihn. Ich zögerte kurz, um zu gucken ob er meinen Kuss erwidertet. Kurz schien er echt perplex zu sein, aber dann erwiderte er meinen Kuss und wir küssten uns.
Es war jetzt kein recht guter Kuss, er schmeckte nach Alkohol und sein Kuss war feucht. Ich löste mich aus dem Kuss und drehte mich ohne ein weiteres Wort um und ließ wieder zu den andern aufs Sofa fallen. „Nicht schlecht", bemerkte Anton und ich erwiderte gespielt überheblich „Danke, danke ich weiß."
Alle lachten.

„Hey ich geh mir mal ein neues Getränk holen", meinte ich und stand wacklig von der Couch auf. Die andern nickten nur und unterhielten sich dann weiter.

Ich war schon um die Ecke, als mich plötzlich jemand mit voller Wucht an die Wand stieß und sich vor mir breit machte.
Ich schaute auf und sah zu meinem erschrecken Jonas vor mir stehen. Ach du scheiße. Ich spürte wie mir wieder die Panik kam. Was wollte er?
„Alles hast du ihr also erzählt?", raunte er mir schelmisch ins Ohr und ich spürte dabei seinen warmen Atem, so nah war er mir. „Hau ab", stieß ich mit zusammengepressten Lippen hervor.

Mein Puls ging schneller und ich hatte echt Angst.
Er lachte nur. Er lachte über mich.
„Ich warne dich, wehe du erzählst irgendwem, was noch alles passiert ist. Du wirst es sonst bitter bereuen. Das ist unser Gehminis, Kleine."
So ein scheiß Arschloch. Er schüchterte mich ein, was mir sonst nie passiert.
„Mach ich nicht", gab ich leise von mir und hoffte ihn damit los zu werden. Tja falsch gedacht. Er kam noch ein Stück näher und strich mir eine Strähne aus dem Gesicht. „Du siehst hübsch aus key", raunte er. „Lass mich endlich in Ruhe, verpiss dich", versuchte ich mit fester Stimme zu sagen. „Ach komm k..." „VERPISS DICH!", unterbrach ich ihn.

„Bist du irgendwie taub?", hörte ich eine Stimme plötzlich hinter Jonas rufen.
Ich blickte an Jonas vorbei und sah Jacob hinter ihm stehen. Er riss Jonas von mir weg und schlug auf ihn ein. „Verpiss dich und fasse sie ja nicht noch mal an", schrie er wütend.
Er hatte tatsächlich Joans verprügelt, ich staunte. Jonas stolperte etwas nach hinten und rannte dann weg.
„Alles gut? Hat er dir was getan?", wollte er besorgt wissen und kam dichter an mich. Ich sah in seine Augen und schüttelte leicht den Kopf. „Nein, alles gut, er hat mir nichts getan." „Sah aber nicht so aus", redete er weiter und schaute so tief in meinen Augen, dass ich kurz keine Luft bekam.
„Wirklich alles gut, warst ja rechtzeitig da. Danke", sagte ich.
„Und was wollte er von dir?", stocherte er weiter nach. „I-ich weiß es nicht", stotterte ich, obwohl ich es ja genau wusste.
Er hatte mich gerettet. Jacob hatte mich doch wohl gerade wirklich vor Joans gerettet. Wow.

Ich blickte zu seiner Hand, mit der er Jonas eine rein gehauen hatte und sah, dass sie leicht blutete. Hatte er echt so feste geschlagen? „Deine Hand", meinte ich und schaute ihn leicht besorgt an.
„Ach alles gut, halb so wild, hatte schon schlimmere", winkte er ab. „Nein, die Wunde muss desinfiziert werden." Denn wenn ich eine Sache von damals gelernt hatte, dann, dass man Wunden immer desinfizieren sollte. Ich hatte früher öfters mal nach den Schlägen von meiner Mutter geblutet und sobald ich eine nicht desinfiziert hatte, hat sie sich entzündet. Das war echt nicht schön.

„Ne wirklich das geht", sagte er immer noch. Wie konnte man nur so stur sein?
„Nein, du kommst jetzt mit", sagte ich und ohne seine Antwort abzuwarten packte ich ihn am Handgelenk und schliff in mit mir. Er schaute mich kurz etwas stutzig an, aber ließ es geschehen.
Ich blieb stehen und schaute ihn an „Wo ist das Bad?", fragte ich ihn. Er grinste mich an bevor er mir antwortete „Komm ich zeig es dir."
Er lief an mir vorbei, die Treppen hoch und ich folgte ihm. „So bitte, hier ist das Bad", sagte er uns schwang dabei die Tür auf und ließ mir den Vortritt.

BreathtakingWo Geschichten leben. Entdecke jetzt