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Keyla

„Davide?", hörte ich die laute Stimme von Jacob hinter mir. „Schön dich wieder zusehen", erwiderte Davide neben mir lächelnd. Jacob schaute ihn allerdings nur weiter böse an. Dann kam er auf mich zu, packte mich bei der Hand und sagte „komm wir gehen." Ohne dass ich mich von Davide verabschieden konnte, wurde ich von Jacob weggezogen. „Hab ich nicht gesagt, du sollst mit niemanden renden?", fragte er mich sauer. „Doch, aber er hat mich vor Fabricio gerettet, du warst ja weg", fauchte ich wütend, da ich das gerade nicht fair fand. Jacob stoppte abrupt und drehte sich zu mir um „Fabricio?", fragte er. „Ja, warum?", sah ich ihn verwirrt an. „Der Mistkerl sollte gar nicht hier sein." „warum?", fragte ich nach. „Der hat ziemlich viel dreck am Stecken", sagte er, was mir nicht wirklich viel weiter half, aber ich beließ erst mal dabei.

„Ich geh mal zu Avina", sagte ich zu Jacob. „Okay, aber bleib auch bei ihr, ich will nicht, dass du noch mal Fabricio begegnest." „Klar", versicherte ich ihm und lief zu dem Tisch, an dem ich Avina sitzen gesehen hatte. „Hey, alles gut?", fragte ich sie und setzte mich auf den freien Stuhl neben ihr. „Nein", schniefte sie leicht neben mir. „Was ist denn?", fragte ich vorsichtig und griff nach ihrer Hand. Sie machte eine Kopfbewegung in Richtung Tanzfläche. Ich folgte ihrem Blick und sah Milo auf der Tanzfläche. Er tanzte sehr eng mit einem bloden Mädchen. „Wer ist sie?", fragte ich Avina. „Keine Ahnung", sagte sie und zuckte mit den Schultern.

„Ich wusste es", sagte ich. „Was?" „Du stehst auf ihn." „Tu ich nicht", kam es aus Avina rausgeschossen. „Sicher?", hakte ich nach. „Ja", beteuerte sie weiter. „Ich fass es nicht", sagte sie neben mir und ich blickte wieder zu Milo, der gerade das blonde Mädchen küsste. „Kann dir ja egal sein, ich meine du stehst ja nicht auf ihn, oder?", musterte ich sie scharf. „Ja okay, ich mag ihn, ist es das was du hören wolltest?", entgegnete sie mir aufgebracht. „Ich bin mir sicher, dass er das Gleiche fühlt." Avina lacht neben mir auf „dann würde er wohl kaum mit einer andern rummachen." „Wahrscheinlich hat er Angst vor seinen Gefühlen." „und wenn, es wäre eh egal", sagte sie jetzt traurig. „Warum?", hakte ich nach. „Ich bin einem andern versprochen. Ich werde heiraten." Ich schaute sie sprachlos an.„willst du das?", fragte ich sie, obwohl ich die Antwort eigentlich schon wusste. „Für die Sicherheit meiner Familie", sagte sie einfach nur und seufzte auf. Ich wollte noch etwas erwidern, aber bedauerlicher Weise wurde ich unterbrochen.

„Was ist denn hier für eine Trauerfeier?", kam Camilla auf uns zu stolziert. „Komm Avina du müsstest es besser wissen, nur die Schwachen weinen und zeigen Gefühle." Avina erhob sich von ihrem Stuhl und stellte sich vor Camilla hin „glaub mir durch deine falsche und aufgesetzte Art, wirst du niemals in deinem Leben glücklich sein. Also hör endlich auf dich hinter deiner Mauer zu verstecken. Denn dahinter bist du auch nur ein schwaches und zerbrechliches Mädchen, was von niemanden geliebt wird." Camillas Mund klappte auf und sie starrte Avina einfach nur mit aufgerissenen Augen an. „Wir gehen", sagte Avina zu mir und griff nach meiner Hand. „Ich hab Lust zu tanzen", sagte sie und lief auf die Tanzfläche zu. „Ich kann nicht tanzen", entgegnete ich ihr. „Ist nicht so schwer, vertrau mir."

Es machte echt Spaß, ich war zwar lange nicht so gut wie Avina, aber ich gab mein bestes. „Siehst du, gar nicht so schwer", lachte Avina und drehte sich. Plötzlich spürte ich, wie sich zwei Hände um meine Hüfte legten. Und ich wusste, ohne hinzugucken, dass es Jacob war. Ich drehte meinen Kopf nach hinten und lächelte Jacob an. „Jetzt sind wir mir Tanzen dran", raunte er mir zu. „Ja ja, ich versteh schon. Ich bin dann mal weg", sagte Avina und verzog ihren Mund. Jacob drehte mich mit einem Schwung herum und zog mich näher an ihn heran. „Es tut mir echt leid, aber für den Rest des Abends gehöre ich dir", sagte er und strich mir eine Strähne aus dem Gesicht und ich lächelte ihn an. Dann stellte ich mich auf die Zehenspitzen und küsste ihn.

Jacob verkrampfte sich plötzlich neben mir. „Was ist?", fragte ich ihn besorgt. „Mein Vater ist da", sagte er grimmig. Ich folgte Jacobs Blick und erblickte einen großen, kräftigen Mann mit schwarzen Haaren durch den Saal schreiten. „Ich hol dir ein Getränk, dann gehen wir zu ihm." „warum ein Getränk?", fragte ich etwas verwirrt. „Glaub mir, dass brauchst du bei ihm." „weiß er überhaupt, dass es mich gibt?", fragte ich misstrauisch. „Ich bin gleich wieder da", wich er meiner Frage aus und verschwand in der Menge. Na toll, der Abend lief ja super.

Ich stand etwas verloren zwischen den ganzen tanzenden Menschen. Also entschloss ich mich dazu, die Tanzfläche zu verlassen und am Rand zu warten. „Hat er dich schon wieder alleine gelassen?", fragte Camilla mit einem gehässigen Unterton neben mir. „Kannst du mich einfach in Ruhe lassen?", fragte ich genervt, denn so langsam reichte es mir echt. „Weißt du, was dass hier überhaupt für eine Feier ist?", fragte sie mich. Tatsächlich wusste ich es nicht, ich war immer nur davon ausgegangen, dass es wegen irgendwelchen Geschäften war. „Ah anscheinend nicht.", schlussfolgerte sie aus meinem schweigen. „Diesmal ist es eine besondere Gala", schaute sie mich geheimnisvoll an. „Es ist eine Verlobungsfeier." Ich schaute sie erschrocken an „von Avina?" „Tja, wer weiß das schon so genau", zuckte sie mit ihren Schultern. „Aber keine Sorge, Jacob hat dich schon fest im Griff, da wird nichts schief gehen", sie warf mir noch einen vielsagenden Blick zu, ehe sie verschwand. Ich schaute ihr einfach nur perplex hinterher. Was hatte sie damit gemeint?

„Hier", sagte Jacob und drückte mir ein Sektglas in die Hand. Ich starrte Jacob nur an. „Was ist?", fragte er sichtlich verwirrt. Ich erwachte aus meiner Starre und sagte schnell „Nichts, gehen wir." Er nahm meine Hand und gemeinsam liefen wir durch den Saal. Ich erblickte seinen Vater in einer der hinteren Ecken mit einem Mann sprechen, der mit dem Rücken zu uns stand. Jacob ging mit schnellen Schritten auf seinen Vater zu und kam vor den beiden Männern zum stehen. „Hallo, mein Sohn", begrüßte Riccardo Jacob, der ihn zunickte.

„Und du musst wohl Keyla sein", schaute er zu mir. „Freut mich sie kennen zu lernen", sagte ich lächelnd. „Darf ich euch meinen Ehrengast Angelo Martini vorstellen", sagte er überschwänglich und deutete auf den Mann neben mir. Ich stutze kurz etwas, da der Nachname Martini mir bekannt war. Ich drehte mich nach rechts um und schaute zu dem Mann neben mir auf. Augenblicklich erstarrte ich, als ich in das lächelnde Gesicht sah. Es sah genau so aus, wie mein Vater auf dem Foto. Mein Glas rutschte mir aus der Hand und zerbrach scheppernd auf dem Boden. Doch ich nahm das nicht wirklich war, ich starrte einfach nur den Mann vor mir an.

„Keyla?", riss mich Jacob aus der Starre und rüttelte mich leicht. „Das ist unmöglich", stotterte ich. „Du bist tot. Das kann nicht wahr sein, das glaub ich nicht", sagte ich geschockt. „Was ist los?", sah mich Jacob besorgt an. „Er ist mein Vater", brachte ich gerade so die Worte über meine Lippen. „Na dann kann mein Sohn doch noch heiraten", klatschte Ricardo in die Hände. „Scheint so", entgegnete der Mann oder mein Vater. „Was?", brachte ich fassungslos über meine Lippen. Meine Gedanken überschlugen sich. Was war hier los? Was für ein Spiel wurde hier gespielt?

„Ihr wusstet das also alle schon?", fragte ich und versuchte meine Tränen zurück zu halten. „Was nein", sagte Jacob, doch ich hörte ihm gar nicht mehr richtig zu. „Das war alles geplant? Oh mein Gott, ich fasse es nicht. Ich bin so dumm", rief ich aufgebracht. Jacob griff nach meiner Hand, doch ich schüttelte sie ab. „Lass mich. Lass mich einfach in Ruhe Jacob", sagte ich und machte dabei ein paar Schritte zurück. „Ich muss hier weg. Ich hab dir vertraut...", flüsterte ich und drehte mich um, es war mir alles zu viel.

Jacob hielt mich am Handgelenk fest. „Keyla, du verstehst das alles falsch." „bist du dir da so sicher? Ich weiß nämlich nicht mehr was ich glauben soll." „warum vertraust du mir so wenig?", sah er mich traurig an. „Lass mich einfach los", ging ich nicht auf seine Frage ein und riss mich los. „Und wehe du läufst mir hinterher", rief ich ihm warned zu und rannte los. Und in diesem Moment war es mir egal, dass mich alle angucken. Ich wollte hier nur ganz schnell weg. Denn ich wusste nicht mehr was wahr und was gelogen war. Wem konnte ich überhaupt noch vertrauen, wenn nicht mal meiner eigenen Mutter?

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