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Keyla

„Und du bist jetzt echt offiziell mit Jacob zusammen?", fragte mich Lilly erstaunt. „Ich glaube schon", antwortete ich ihr. „Und hast uns nichts davon erzählt, unfassbar", schüttelte Lilly neben mir den Kopf. „Na für mich sieht das nicht nur wir glauben aus", sagte Anna und machte eine Kopfbewegung Richtung Eingangstür. Ich drehte mich um und sah Jacob auf mich zulaufen. Er kam vor mir zum stehen und gab mir einen Kuss. „Uns sehen hier alle", sagte ich zu ihm. „Na und, jeder soll sehen, dass du zu mir gehörst", raunte er mir zu.

„Wir sind dann mal weg", sagte Anna und warf mir einen vielsagenden Blick zu. Anna hackte sich bei Lilly ein und dann liefen die beiden Arm in Arm den Gang entlang. Ich schaute ihnen nur lachend und leicht kopfschüttelnd nach. „Ich soll dir übrigens von Avina ausrichten, dass ihr morgen Nachmittag Kleider kaufen geht." „Avina kann's ja kaum abwarten", sagte ich lachend. „Es ist jedes Mal so und glaub mir das ist anstrengend.", entgegnete Jacob mit leicht kopfschüttelnd. „Sag ihr ich werde da sein." „Du wirst abgeholt", entgegnete er mir.

Als es endlich zum Schulschluss klingelte, packte ich meine Sachen schnell zusammen und lief aus dem Klassenraum. Ich lief über den überfüllten Schulhof Richtung Tor, wo ich mich mit Anna treffen wollte. Plötzlich wurde ich an meinem Arm festgehalten. Ich drehte mich um und sah in das wütende Gesicht von Jonas. Direkt fühlte ich mich wieder schwach. „Was willst du?", brachte ich mühsam raus. Ich wollte ihn am liebsten anschreien, doch alle Kraft war aus mir entwichen. „Du gehörst mir, hast du das vergessen?" Ich drehte mich hektisch um, doch ich sah keinen den ich kannte. „Ich hab dir noch nie gehört und jetzt lass mich bitte los", versuchte ich es verzweifelt. Ich hasste mich selbst dafür, dass ich in seiner Gegenwart so schwach war.

„Trenn dich von Jacob. Du weißt, dass du immer zu mir kommen wirst.", zischte er. „Immer", lachte er hämisch auf. Warum tat denn keiner was? Es waren so viele Menschen hier. „Und glaub mir wenn du nicht freiwillig zu mir kommst, dann halt mit Gewalt." „Lass deine scheiß Finger von ihr, du Bastard", hörte ich eine Stimme hinter mir. Ich drehte mich um und sah Lilly wütend auf Jonas zulaufen, sie kam wie gerufen. Ich glaube ich war noch nie so froh Lilly zu sehen, wie jetzt in diesem Moment.

Jonas Griff um meinen Arm lockerte sich und ich riss meinen Arm schnell von ihm los. „Wehe du rührst sie noch einmal an du ekelhaftes Schwein", sagte Lilly und sah ihn vernichtend an. „Glaub mir du hast mir gar nichts zu sagen, du dreckige Schlampe." „was ist nur aus dir geworden?", fragte Lilly fast schon traurig. „Komm wir gehen" Lilly griff nach meiner Hand und zog mich weg von Jonas. Beim weggehen ließ sie es sich nicht entgehen Jonas noch den Mittelfinger rauszustecken, was mich tatsächlich zum grinsen brachte. Ich liebte sie so sehr und war so froh sie als Freundin zu haben.

„Danke", sagte ich zu ihr. „Dafür doch nicht", winkte sie ab. „Der arsch hätte so viel schlimmeres verdient", schimpfte sie neben mir. Ich stimmte ihr zu, dass hatte er. „Du musst das Jacob sagen, vielleicht hört es dann auf", sagte sie ernst zu mir. „Nein, schon gut. Ich komm damit klar", sagte ich schnell. „Key, es ist okay, nicht immer alles alleine zu schaffen und jemanden um Hilfe zu bitten. Vertrau dich ihm an." „Ja vielleicht", wich ich ihr etwas aus. Ich hatte große Probleme Menschen zu vertrauen. Ich war es gewohnt, alles alleine zu schaffen. Ich hatte nie Hilfe und war immer auf mich alleine gestellt.

„Sei nicht so, Key. Er wird es früher oder später eh rausfinden.", redete Lilly weiter. „Erzähl ihm nichts davon", sagte ich zu ihr. „Was denkst du denn?", fragte sie mich und schaute mich gespielt verletzt an. Ich lächelte nur leicht, ich wusste, dass ich ihr vertrauen konnte. Immer und egal bei was.

„Bis morgen dann", verabschiedete ich mich von ihr und lief dann Richtung Tor zu Anna. „Wo ist Jacob?", fragte sie mich, als ich bei ihr ankam. „Der hatte schon früher aus." „Ah okay schade", sagte sie. „Warum schade?", fragte ich lachend. „Nur so, wollen wir los? Wir müssen uns beeilen, wenn wir die nächste Bahn noch schaffen wollen", sagte sie und tippte auf ihre Uhr. „Dann los", sagte ich und wir setzen uns in Bewegung.

Ich ging nicht zu mir in die Wohnung, sondern mit zu Anna. Ich versuchte so wenig wie möglich bei Cara zu sein. Der einzige Grund, warum wir uns überhaupt über Wasser halten konnten waren Oma und Opa, die ihrer Tochter monatlich Geld aus Italien zuschickten. Markus überweißte mir jeden Monat 50 euro, ob aus Schuldgefühlen oder liebe, wusste ich nicht. Und ehrlich gesagt war es mir auch egal. Am Mittwoch würde ich sie besuchen gehen, um nach Cayleb zu schauen, wir telefonierten zwar oft, aber es war nicht dasselbe. Außerdem wollte ich mich selbst davon überzeugen, dass es ihm dort wirklich gut ging.

„Key, kommst du?", riss mich Anna aus meinen Gedanken. „Ja klar, komme", sagte ich schnell und lief hinter ihr in die Wohnung. „Sind deine Eltern da?", fragte ich. „Ne, die sind auf Geschäftsreise." „die sind oft weg, oder?" „ Ja schon, aber find ich nicht schlimm", sagte sie Schulter zuckend und lief in die Küche. „Ich mach uns Pizza und dann erzählst du mir alles über Jacob", rief sie mir aus der Küche freudig zu. „Du kannst es aber auch nicht lassen, oder?", rief ich lachend zurück und ließ mich erschöpft aufs Sofa fallen. „Kennst mich doch", kam es lachend aus der Küche. Da hatte sie recht, manchmal dachte ich, dass ich sie besser kennen würde, als mich selbst, schon verrückt.

20 Minuten später kam Anna mit der Pizza ins Wohnzimmer gelaufen und setzte sich neben mich. „Hier", sagte sie und reichte mir den Teller mit der Pizza, den ich dankend annahm. „Also was ist an dem Abend noch passiert, nachdem er Berek verprügelt hatte?", sah sie mich interessiert an. „Eigentlich nicht mehr wirklich viel", antworte ich ihr und musste mir echt das Lachen verkneifen, denn „nicht viel" war wohl das komplett falsche Wort hier. „Nicht viel, also", sah sie mich nicht überzieht an.

Ich verdrehte meine Augen leicht „wir haben uns geküsst, ist es das was du hören willst?" „Ey, warum hast du nichts erzählt", fragte sie empört. Ich zuckte mit den Schultern „habe ich irgendwie in dem ganzen Chaos vergessen" Anna schüttelte nur ungläubig den Kopf. „küsst er gut?", schoss sie die nächste Frage raus. „Sehr gut", antwortete ich ihr ehrlich. „Wow Key, du hast so ein Glück", seufze sie und biss ein großes Stück von ihrer Pizza ab. Ich lächelte, dass hatte ich wohl.

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