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Keyla

Irgendein Typ tanzte mich von hinten an, doch ich konnte ihn erfolgreich abwimmeln. „Wo ist Anna hin?", fragte ich Lilly. „Ich glaube sie wollte irgendwie telefonieren", zuckte sie mit den Schultern. Mhm komisch, aber ich konnte mich nicht länger drauf konzentrieren, da mir jemand von hinten an den Arsch grabschte. „Ey, gehts noch?", schrie ich ihn wütend an. „So eine Schönheit und ganz alleine im Club", sagte er und grinste widerlich. „Nein bin ich nicht", sagte ich und deutete auf Lilly, die ihm ein gefälschtes Lächeln zuwarf. „Und jetzt lass sie in Ruhe", schritt jetzt auch Lilly ein. „Aber du gefällst mir", hauchte er in mein Ohr und ich verzog angewidert meinen Mund.

„Man kann dich nicht alleine lassen, oder?", hörte ich eine tiefe Stimme neben mir. Ich drehte mich erschrocken um und erblickte Jacob. „Und jetzt hau ab, wenn du den Club ohne Verletzungen verlassen willst", sah in Jacob bedrohlich an und machte einen Schritt auf den Perversling zu. Der Typ stolperte ein paar Schritte nach hinten und rannte dann so schnell weg, wie er konnte.

„Der gefällt mir, behalte ihn", flüsterte Lilly in mein Ohr und ging mit einem fetten grinsen weg. Und somit stand ich alleine mit Jacob auf der Tanzfläche. „Was machst du hier?", fragte ich ihn. „Ich wollte gucken, was in meinem Club so läuft", zuckte er mit den Schultern. „Dein Club?", sah ich ihn sprachlos an. „Sagte ich doch", grinste er. „Ich glaub ich brauch noch einen Shot", sagte ich und wollte los laufen, doch ich wurde von ihm am Arm festgehalten. „Ich glaube das reicht für heute, du kannst nicht mal mehr gerade laufen." „ich brauche keinen Aufpasser", sagte ich zickig und wollte mich aus seinem Griff befreien. „Gerade sah das aber anders aus", schaute er mich überlegend an. „Das hätte ich auch alleine geschafft", sagte ich selbst überzeugt. „Na gut, dann geh", sagte er und ließ meinen Arm los.

Ich schaute ihn verdutzt an. Woher kam denn jetzt der Sinneswechsel? „Wusste ich's doch, du willst nicht, dass ich gehe", sah er mich schelmisch grinsend an. „Nein, also dassss stimmt nicht", sagte ich etwas lallend. „Alles gut?", fragte er mich besorgt. „Nein, ich glaube ich muss kotzen", sagte ich und hielt meine Hand vor den Mund.

„Komm", sagte er und nahm meine Hand. Er zog mich quer durch den Club zu einer Tür, wo eigentlich nur das Personal rein durfte. Er stieß eine weitere Tür auf, hinter der sich ein Klo befand. Ich beugte mich über die Kloschüssel und Jacob strich mir die Strähnen aus dem Gesicht und hielt meine Haare fest. Und das keine Sekunde zu früh, denn im selben Moment übergab ich mich.

„Danke", sagte ich erschöpft und ließ mich auf den Boden fallen. „Komm wir sollten deinen Mund ausspülen", sagte er und half mir hoch. Er nahm ein Stück Klopapier, machte es Nass und wischte mir den Mund damit ab. „Ich will nach Hause", nuschelte ich und stützte mich auf Jacob ab. „Zu dir?", fragte er. „Nein", schüttelte ich den Kopf. „Zu dir", flüsterte ich und legte meinen Kopf auf seine Brust. „Okay, dann komm", sagte er sanft und stützte mich, da ich nicht mehr wirklich gerade laufen konnte. Alles drehte sich, wirklich alles. Oh Gott, ich hatte echt zu viel getrunken.

Wir verließen den Club durch den Hintereingang und liefen zu seinem Auto. Er setzte mich auf den Beifahrersitz und schnallte mich an. „Nur dieses eine mal erlaube ich dir mich anzuschnallen", nuschelte ich ernst und hob warnend meinen Zeigefinger. „Irgendwann wirst du noch dankbar dafür sein", grinste er. „In deinen Träumen vielleicht", entgegnete ich ihm entschlossen. Er sagte nichts mehr, sondern schloss sachte die Autotür. Ich lehnte mich im Sitzt zurück und schloss meine Augen.

Ich wachte mit einem Riesen Kater auf. Oh scheiße, was war gestern bitte passiert? Ich spürte einen Arm um meinen Bauch geschlungen und drehte mich vorsichtig um. Wow, toll gemacht Keyla, du wolltest Zeit haben und keine 24 Stunden später liegst du wieder neben Jacob im Bett. Und ob ich wollte oder nicht, es fühlte sich verdammt gut an und ich wollte nicht weg. „Ich weiß, dass du wach bist", sagte er mit rauer Stimme. Fuck. „Morgen", flüsterte ich und drehte mich lächelnd zu ihm um.

„War ich gestern sehr schlimm?", fragte ich vorsichtig. „Hab schon schlimmeres erlebt", schmunzelte er. „Ey", sagte ich lachend und boxte ihn in seine Schulter. Doch ich wurde schnell wieder ernst. „Ich weiß nicht, ob das die richtige Entscheidung war, hier zu schlafen", sagte ich. „Key, ich weiß du vertraust mir immer noch nicht, aber bekomme ich wenigstens die Chance dir alles zu erklären?", fragte er mich. Ich seufzte. „Okay", sagte ich langsam und setzte mich auf.

Er lächelte mich schon fast erleichtert an. „Also, ich weiß nicht, wie oft ich es wiederholen soll, aber ich wusste nichts davon. Ich schwöre es dir. Mein Vater hat dich anscheinend hinter meinen Rücken überprüft und mir nichts erzählt. Ich dachte die Feier wäre für Avina und Davide, dein Stiefbruder, wie es scheint. Du hast mir nie einen Grund gegeben, dich zu überprüfen, ich vertraue dir und das seit Anfang an.", beendete er seine Erklärung. „Und warum willst du dann diese Hochzeit?", fragte ich ihn. „Ich will sie nicht, zumindest noch nicht, aber mein Vater", antwortete er mir.

„Gibt es keinen andern weg?", sah ich ihn fragend an. „Ich weiß es nicht", gab er ehrlich zu. „Ich bin 18, Ich will noch nicht heiraten", sagte ich. „Vielleicht kann ich mehr Zeit rausholen", überlegte er. „Aber wir sind nicht mal jetzt richtig zusammen und wir planen unsere Hochzeit?", fragte ich ihn. „Ich hab dir meine Gefühle gesagt", entgegnete er mir. Ich schwieg, denn ich wusste nicht mehr, was ich drauf antworten sollte. Ich wollte es nicht zugeben, aber wenn mir eins während der Entführung klar geworden ist, dann ist es das, dass ich ihn in meinem Leben brauche. War das Liebe? Liebte ich ihn?

„Okay, ich lass dir erst mal Zeit, war jetzt vielleicht alles ein bisschen viel auf einmal", unterbrach er die Stille. Ich nickte nur als Antwort. Jacob stand langsam aus dem Bett auf und lief zur Tür. Sein Oberkörper war frei und man sah das Sixpack und man konnte sagen, was man wollte, aber er sah unfassbar heiß aus. „Versuch nicht zu sabbern", grinste er. „Tu ich gar nicht", riss ich meine Augen von seiner Brust los. „Ich bin unten, wenn du was brauchst", schmunzelte er nur und verließ sein Zimmer.

Ich überlegte nicht lange und entschloss mich dazu, zu Avina zu gehen. Ich hatte sie seit meiner Entführung nicht mehr gesehen und sie war in der kurzen Zeit eine echt gute Freundin geworden. Ich nahm mir ein großes T-Shirt und eine viel zu große Jogginghose von Jacob und schlüpfte schnell in die Sachen hinein. Dann band ich meine Haare noch schnell zu einem Zopf und ging dann aus dem Zimmer raus.

„Er wusste es wirklich nicht", hörte ich eine Stimme hinter mir. Ich drehte mich erschrocken um und sah Camilla an der Wand gelehnt stehen. „Was?", fragte ich verwirrt. „Das du die Tochter von Martini bist", sagte sie. „Aber du wusstest es, nicht?", sah ich sie an. „Klar, ich überprüfe jeden, der in unsere Familie kommt", antworte sie mir und stieß sich von der Wand ab. „Und eins noch", sagte sie. „Ja?" „Verletzt ihn nicht, er scheint dich echt zu mögen", sagte sie mit so einer ehrlichen Stimme, was mich echt erstaunen ließ. „Werde ich nicht", versicherte ich ihr. Camilla nickte nur und verschwand dann wieder in ihrem Zimmer.

Ich schaute ihr etwas verwirrt hinterher, so kannte ich sie gar nicht. Hatte ich sie falsch eingeschätzt? Immer noch verwirrt von der Begegnung eben lief ich weiter zu Avinas Zimmer.

BreathtakingWo Geschichten leben. Entdecke jetzt