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Jacob

Ich sah sie an und wusste, dass es ihr nicht gut ging. Ich hatte sie eben zum Krankenwagen gebracht und stieg nun selbst ins Auto ein, um dem Krankenwagen zum Krankenhaus zu folgen.

Ich machte mir echt Sorgen um Keyla, dass sie stark ist wusste ich, aber wie stark würde sie sein? Jeder Mensch hat einen Punkt ab dem er nicht mehr kann. Trotzdem versteckt sie ihre Gefühle hinter einem emotionslosen und kalten Blick.

Eigentlich hatte ich heute überhaupt keine Zeit und hatte überlegt erst gar nicht ins Krankenhaus zu fahren, aber ich musste sicher sein, dass es ihr gut geht. Ich würde allerdings nur kurz dort bleiben können, da heute ein äußerst wichtiges Treffen mit einem Kartell ist. Das hat heute Priorität. Das durfte einfach nicht schief gehen. Mein Vater zählte heute auf mich.

Deswegen war ich auch schon den ganzen Tag so unfassbar angespannt. Wir brauchten dieses Bündnis mit dem Kartell, denn durch den Mord an Marcos hatten wir die gesamte gegnerische Mafia gegen uns. Denn wir hatten zwar den Anführer getötet, aber die Mafia hatte sich schneller als erhofft davon erholt und hatte schon einen neuen Anführer. Tristan Garcia. Also brauchten wir jeden Bündnispartner. Wir sind zwar die stärkste Mafia, aber man sollte niemanden unterschätzen, dass hatte ich schon früh gelernt.

Damals hatte mein Onkel, also der Bruder von meinem Vater uns alle hintergangen. Geschafft hatte er das, da er immer unterschätzt wurde. Er hatte damals meinen Opa ermordet, um die Mafia zu übernehmen, denn er war der ältere, aber mein Opa wollte, das meinen Vater die Mafia übernimmt. Das hat meinen Onkel allerdings nie interessiert, dachten wir zumindest alle, bis zu dem Tag, als mein Opa erschossen im Büro aufgefunden wurde.

Ich war noch sehr Jung und für mich war das echt ein Schock. Aber so habe ich gelernt niemanden zu unterschätzen. Letztendlich war mein Onkel aber doch nicht so schlau, da aufgedeckt wurde, dass er für den Mord verantwortlich war und wurde nicht von unseren Kartellen anerkannt. Als die Lage immer brenzlicher wurde, ist er geflüchtet und wurde zwei Wochen später tot in einem Club aufgefunden.

Ich ging durch die Tür des Krankenhauses und wartete. Wartete darauf, dass die Ärzte endlich fertig mit ihren Untersuchungen waren und Keyla wieder aufwachen würde. Eine halbe Stunde später gaben mir die Ärzte Bescheid, dass ich jetzt zu ihr könnte.

Als ich das Zimmer betrat erblickte ich Keyla schlafend auf dem Bett. Sie war an einer Flüssigkeit angeschlossen und atmete ruhig. Ich lief langsam an das Bett ran und beobachtete sie. Sie sah friedlich aus, so unbeschwert. Ach verflucht, warum machte ich mir eigentlich über sie Sorgen? Das machte ich sonst nur bei Leuten aus meiner Familie. Dieses Mädchen machte mich verrückt.

„Gute Besserung", flüsterte ich, während ich ihr sanft eine Strähne aus dem Gesicht strich. Was machte ich da? Schnell zog ich meine Finger wieder zurück und verschwand aus ihrem Krankenzimmer. Ich musste mich beeilen, ich hatte jetzt noch andere Sachen zutun. Ich hatte jetzt keine Zeit über Keyla nach zudenken.

Trotzdem fragte ich noch schnell nach, wann sie denn entlassen werden konnte. Der Arzt meinte, dass sie morgen Mittag schon gehen könnte. Ich nickte nur und lief dann mit schnellen Schritten aus dem Krankenhaus raus.

~~~
„Da bist du ja endlich", wurde ich von meinem Vater begrüßt. „Wir müssen los, deine Mutter wartet schon im Auto." Ich nickte und wir machten uns auf den Weg zur Garage. „Kommt Avina nicht?", fragte ich meine Mutter verwundert, da sie alleine im Auto sitzt. „Nein", sagte sie. „Warum?", wollte ich wissen. „Wirst du noch früh genug erfahren", bekam ich mir zu Antwort und ich merkte an ihrer Stimme, dass sie mir keine weitere Frage dazu beantworten würde. Also beließ ich es dabei, obwohl ich es merkwürdig fand, da Avina sonst fast überall dabei war.

Der Wagen hielt vor einer großen Lagerhalle. Wir liefen mit drei Bodyguards Richtung Halle, obwohl ich die ein bisschen unnötig fand, da ich mir sicher war, dass heute nichts passieren würde. Das Bündnis hatte nämlich für beide Seiten Vorteile. Die Bodyguards stellten sich draußen vor die Tür und wir drei liefen in die große Halle rein.

Angelo, seine Frau Sofia und sein Sohn Davide saßen schon an dem runden Tisch und sahen uns alle an, als wir auf die zu kamen. Die Martinis hatten eines der einflussreichsten Kartelle in Amerika und genau deswegen war dieses Bündnis so wichtig. Beide Seiten würden noch mehr Macht bekommen.
Sie standen zur Begrüßung alle auf und jeder gab die Hand. Dann setzten wir uns alle hin und handelten das Bündnis aus.

„Und unsere Kinder werden heiraten", hörte ich Angelo sagen. Ich konnte gerade noch verhindern, dass mir ein erschrockenes was rausrutschte. „Dann steht jetzt alles fest", sagte mein Dad nickend. Ich warf meiner Mutter einen kritischen Blick zu, doch sie zuckte nur entschuldigend die Schulter.

Die wollten echt meine kleine Schwester mit Davide verheiratet, nur damit ihr Bündnis hält. Ich konnte es nicht fassen. Davide war ein Jahr jünger als ich und ich war mir nicht sicher ob er und Avina so gut zusammenpassen würden. Ich vertraute ihm nicht. Ich hoffte einfach nur, meine Eltern wusste was sie da taten.
Ich schaute zu Davide und musterte ihn kritisch. Er wirkte nicht entsetzt oder überrascht, wahrscheinlich wusste er es schon. Aber ich konnte seine Gefühle nicht deuten, da er die hinter seinem kalten Blick sehr gut verbarg.

„Das war also der Grund, warum Avina nicht mit sollte?! Sie wäre sonst vor Schock durchgedreht und das hätte euch alles ruiniert", stellte ich fest, als wir im Auto saßen. „Davide ist ein guter Fang", entgegnete mein Dad trocken. „Aber sie kann doch nicht gegen ihren Willen heiraten", sagte ich sauer. Bei anderen wäre mir das vermutlich egal, aber hier ging es um meine Schwester. „Sie wird ja auch nicht direkt heiraten", sagte meine Mutter sanft. „Und wann?", wollte ich wissen. „Wenn sie 18 ist", entgegnete meine Mutter. Also in 3 Monaten. Das war nicht mehr lange. Ich bin gespannt, ob Avina da mitmacht. Vermutlich nicht, so wie ich sie kenne.

Ich schüttelte nur meinen Kopf und blickte aus dem Fenster. Das meine Eltern ihre Tochter mal "verkaufen" würden für das Geschäft hätte ich nicht gedacht. Aber irgendwie war ich ja auch Schuld, ich hatte immerhin den Grund dafür getötet. Ich seufzte leise auf.

„Avina weiß es nicht oder?", fragte ich meine Mutter. „Nein", sagte sie leise und setzte sich auf das Sofa. Ich merkte, dass meine Mutter auch nicht sonderlich glücklich darüber war, was mich erleichterte. „Wann wird sie es erfahren?" „Bald, sie sollen sich kennenlernen, bevor sie heiraten", sagte mein Mutter. „Mhm", sagte ich nur und nickte. „Hätten sie eine Tochter gehabt, wärst du es gewesen", lachte meine Mutter leicht auf. „Echt jetzt?", fragte ich geschockt. „Sicher, dass wäre noch besser gewesen", entgegnete sie mir. „Na dann hab ich ja Glück, dass sie keine haben", sagte ich lachend und war gerade echt erleichtert. Wobei, dann wäre meine Schwester jetzt nicht in dieser blöden Lage, ich hätte das wahrscheinlich besser überstanden als sie.

„Mum ich muss noch mal kurz weg", sagte ich und sprang vom Sofa auf. „Okay aber komm nicht zu spät zurück, wir haben schon nach Mitternacht", kam es leicht besorgt von ihr. „Keine Sorge, ich kann gut auf mich selbst aufpassen", entgegnete ich ihr grinsend, was sie nicken ließ.

Ich steckte meine Pistole in den Bund und lief zu meinem Auto in der Garage. Ich setzte mich rein und fuhr in die kühle Nacht hinaus. Ich musste mich beeilen, es war schon spät und ich hatte nicht mehr viel Zeit.

Ich näherte mich dem Raum und öffnete langsam die Tür.

BreathtakingWo Geschichten leben. Entdecke jetzt