46

5.8K 149 7
                                    

Keyla

„Weißt du wer an deiner Entführung schuld ist?", fragte er mich. „Du", sagte ich emotionslos. Er schaute mich überrascht an, doch fing dann an zu lachen „Gut, da hast du vielleicht nicht ganz unrecht, aber nein. Dein Vater, Angelo Martini." Ich schluckte schwer, war ich die einzige, die nicht wusste, dass er mein Vater war. Langsam kam mit das hier alles wie ein ganz schlechter Scherz vor. „Woher weißt du das?", fragte ich ihn. „Was?", stellte er sich dumm. „Das Angelo Martini mein Vater ist." „Achso das. Das war nicht allzu schwer herausfinden Schätzchen. Weißt du dein Vater und ich waren früher Partner", sagte er und irgendwie klang es schon fast traurig.

„Was ist passiert?", fragte ich weiter. „Er hat mich hintergangen. Alles hat er mir genommen. Alle Leute hat er mitgenommen und ich stand alleine da. Weißt du wie lange es gedauert hat, mir wieder eine neue Mafia aufzubauen?", fragte er mich. „Keine Ahnung, aber wie es klingt vermutlich ziemlich lange", zuckte ich mit den Schultern, ehrlich gesagt interessierte es mich nicht das geringste.

„Aber ich versteh immer noch nicht meine Rolle bei dem ganzen hier." „Nun ja, damals hat er mir alles genommen. Jetzt nehm ich ihm alles", lachte er dreckig auf. „Ich glaub nicht, dass das funktioniert. Er kennt mich nicht mal, also wird er mich auch nicht vermissen", es klang bitter, aber war die Wahrheit. „Er würde dich vielleicht nicht vermissen, aber du bist jetzt wichtig für ihn geworden, wegen dem Bündnis."

Sein ganzer Plan machte einfach vorne und hinten keinen Sinn. Er entführte mich um ihm alles wegzunehmen, aber wartete trotzdem darauf, dass er mich retten kommt? Ich glaube er hatte einfach zu viel Alkohol über die Jahre gesoffen. Er wollte nicht mich tot sehen, nein, er wollte Angelo tot sehen. Und ich war der Lockvogel. Ich lehnte mich zurück und verschränkte meine Arme vor der Brust. „Und jetzt?", fragte ich. „Wie und jetzt?", sah er mich verwirrt an. „Was machen wir jetzt?", drückte ich mich deutlicher aus. „Warten", grinste er und nahm ein großen Schluck aus seinem Bierglas.

Fabricio war nicht gefährlich, er war einfach nur ein widerlicher und verwirrter Mann. Er könnte einen schon fast leid tun. „Ach und noch was", sagte er mit vollem Mund. Ich schaute ihn abwartend an und verzog meinen Mund leicht, da ein Teil von dem Essen aus seinem Mund fiel. „Happy Birthday", sagte er und grinste mich eklig an. Ich schaute ihn erschrocken an. War ich wirklich ganze zwei Tage weggewesen? Lag ich da im Keller gefesselt, wirklich  ganze zwei Tage, was hatte der mir bitte gegeben? Ich erschauderte leicht. Mein 18. Geburtstag hatte ich mir definitiv anders vorgestellt.

„Woher weißt du das?", fragte ich, aber kam mir direkt dumm vor, da er ja anscheinend alles von mir wusste. Er lachte „Du weißt es." Ich nickte leicht, trotzdem war es mir unheimlich. „Willst du gar nichts trinken?", sah er mich mit einer hochgezogenen Augenbraue an. Ich hatte riesigen Durst, aber ich vertraute ihm nicht. Am Ende war da noch irgendwas drin und ich wollte bei klarem Verstand bleiben. „Hab kein Durst, aber danke", log ich und setzte ein falsches Lächeln auf. „Aber wir müssen doch auf deinen Geburtstag anstoßen", gab er nicht auf. Und ich wusste, dass etwas faul war.

„Dann trink du zu erst", sagte ich lächelnd und schob mein Glas ein Stück zu ihm. „Aha so ist das also, die kleine vertraut mir nicht." „Ich vertraue niemanden", sagte ich ohne eine Miene zu verziehen. „Schlaues Mädchen", grinste er. „Aber du trinkst jetzt", sagte er plötzlich sehr ernst. „Zwing mich doch", entgegnete ich ihm und versuchte meine Angst so gut wie möglich zu verstecken. „Gerne", grinste er und im nächsten Moment war eine Waffe auf meinen Kopf gerichtet. „Und jetzt trinkt", befahl er mir wütend. „Weißt du es hätte einfach sein können", sah er mich traurig an. „Einfach ist langweilig", provozierte ich weiter.

Ja ich hatte Angst, aber ich glaubte nicht, dass er mich erschießen würde, ich war nicht sein Ziel. Er würde mich wahrscheinlich eher zum Spaß haben wollen, was mich innerlich erschaudern ließ. „Trink jetzt", schrie er mich an. „Okay, okay, ich mach ja schon", sagte ich beschwichtigend und nahm das Glas langsam in meine Hand. „So ist brav", grinste er dreckig, immer noch mit der Waffe auf mich gerichtet. Er vertraute mir also nicht, schlau von ihm.

Ich nahm einen großen Schluck und setzte den Becher wieder ab. Dann grinste ich ihn an und spuckte den ganzen Inhalt auf sein Gesicht. „Du kleine Schlampe", fing er an zu schreien. Man hörte ein klicken und Fabricio erstarrte mitten in seiner Bewegung. „Niemand nennt mein Mädchen eine Schlampe", sagte Jacob mit einer gefährlichen Stimme und drückte seine Waffe gegen Fabricios Kopf. „Und jetzt Waffe runter", befahl er ihm. Fabricio tat was ihm geheißen war und ließ die Waffe auf den Boden fallen. „So ist brav", wiederholte er Fabricios Worte grinsend. Ich lächelte Jacob dankend an. Ich wusste nicht wie er mich gefunden hatte, aber gerade war ich einfach nur froh, dass er mich gefunden hatte.

Ich sah wie Milo und Sam durch die Tür kamen und auf Jacob zuliefen. „Nimmt ihn und sperrt ihn unten im Keller ein", befahl er den beiden. Die beiden nickten und zerrten Fabricio grob aus dem Raum raus. „Wie hast du mich gefunden?", fragte ich ihn. „Hat etwas gedauert, aber auf den Überwachungskameras hat man das Kennzeichen von dem Wagen erkannt", lächelte er mich leicht an. „Danke", sagte ich lächelnd und umarmte ihn. Er zog mich enger an ihn und drückte mir einen sanften Kuss auf den Kopf.

„Hier, ich hab was für dich", sagte er und überreichte mit eine kleine rote Schachtel. „Was ist das?", fragte ich ihn überrascht. „Mach auf." Ich öffnete die kleine Schachtel vorsichtig und sah eine wunderschöne silberne Kette. „Wow, die ist wirklich schön", flüsterte ich. „Danke", lächelte ich. Jacob nahm die Kette aus der Schachtel und legte sie um meinen Hals. „Aber wofür?", fragte ich. „Alles gute zum Geburtstag", sagte er nur, was mir als Antwort reichte.

Meine Stimmung senkte sich schlagartig. „Sicher, du wusstest ja auch schon alles über mich." „Keyla, ich schwöre dir, ich wusste nichts von all dem", beteuerte er. „Weißt du das ergibt nur alles keinen Sinn für mich. Es ist alles einfach zu viel", sagte ich mit bebender Stimme. „Ich weiß nicht wem oder was ich noch glauben soll. Es ist alles so verdammt viel." „du kannst mit vertrauen", sagte er. „Keine Ahnung, kann ich?" „Ja", sagte er ernst. „Wirst du die Hochzeit verhindern?", fragte ich, doch er schaute mich nur stumm an. „Verstehe", sagte ich verletzt. „Ich... Key", fing er an. „Nein Jacob, lass es gut sein, ich hab verstanden", unterbrach ich ihn verletzt. „Ich brauch jetzt erst mal Abstand", und damit drehte ich mich um und lief in Richtung Tür.

„Man verdammt Key, ich liebe dich", sagte er und fuhr sich dabei energisch durch die braunen Haare. Ich erstarrte augenblicklich in meiner Bewegung. Dann drehte ich mich langsam um und starrte Jacob in seine braunen Augen. „I-Ich weiß nicht, ob ich das alles hier kann", stotterte ich etwas überrumpelt. „Lass mir bitte erst mal Zeit, ich muss das ganze erst mal verarbeiten." Er nickte nur. Ich drehte mich wieder um und wollte den Raum mit schnellen Schritten verlassen.

Doch ich blieb abrupt wieder stehen. Verdammt, wie sollte ich nach Hause kommen? Ich wusste ja nicht mal wo ich war. Ich drehte mich langsam wieder um. „Jacob?", fragte ich vorsichtig. „Ja?", sah er mich fragend an. „Kannst du mich mach Hause fahren?", fragte ich ihn. „Ja klar sicher", sagte er grinsend und kam auf mich zu. Er wusste also, dass ich das fragen würde. Toll. Ich verdrehte meine Augen und lief ihm widerwillig hinterher.

BreathtakingWo Geschichten leben. Entdecke jetzt