Keyla
Ich drehte mich um und sah ein hübsches Mädchen mit schwarzen langen Haaren an der Tür stehen. Sie war vielleicht ein bisschen älter als ich. „Was willst du hier?", fragte Jacob neben mir genervt. „Na ich komm auch zur Gala am Samstag und da dachte ich, dass ich schon früher vorbeischauen kann." Jacob verkrampfte sich neben mir und ich merkte, dass er noch was sagen wollte, es dann aber doch ließ. Wer war dieses Mädchen?
„Und wer ist die da?", sah sie mich von oben herab an. „Meine Freundin", sagte Jacob. Ich schaute ihn überrascht an, wir hatten nie darüber gesprochen. Er nahm meine Hand und drückte sie leicht, ich lächelte ihn an. Camilla verschreckte die Arme vor ihrer Brust „Du hast eine Freundin? Der Jacob den ich kannte, hatte keine Beziehungen." „Ich bin Keyla, schön dich kennenzulernen", ging ich dazwischen und setzte ein Fake Lächeln auf. „Okay, interessiert mich nicht. Glaub mir in einer Woche sitzt an deiner Stelle eine andere und befriedigt ihn.", sagte sie herablassend.
„Camilla, es reicht", sagte Jacob sauer. „Komm wir gehen frühstücken." Damit zog er mich hinter sich her an ihr vorbei aus dem Zimmer raus. Ich schaute ihn fragend an, da ich echt gerne wissen würde wer sie war. Wie als hätte er verstanden, was ich wissen wollte beugte er sich leicht nach unten und flüsterte in mein Ohr „Du hast eben meine liebenswürdige Cousine Camilla kennengelernt." Ich war irgendwie erleichtert, als ich hörte, dass es seine Cousine war und nicht irgendeine Ex.
„Halt dich einfach so gut es geht von ihr fern, sie ist ein hinterhältiges Miststück." „War kaum zu übersehen", lachte ich leicht auf. Jacob schmunzelte leicht. „Wenn sie irgendwas macht, sag es mir" „keine Sorge, damit werde ich schon fertig", erwiderte ich. „Trotzdem", sagte er. Ich verdrehte nur meine Augen, mich erstaunte es immer wieder, wie ein Mensch so stur sein konnte.
Wir gingen die Treppen runter in die Küche, wo wir von Jacobs Mutter fröhlich begrüßt wurden. „Guten Morgen ihr zwei" „Guten Morgen Mrs. Russo, ich bin Keyla", sagte ich etwas unbeholfen. „Ich weiß", sagte sie zwinkernd. „Aber nenne mich einfach Felicia."
„Und was habt ihr zwei heute noch vor?", fragte mich Felicia. „Ich muss erst mal wieder nach Hause, sonst macht sich meine Mutter noch Sorgen, wo ich so lange bleibe", sagte ich lächelnd. Aber ich wusste, dass sich meine Mutter absolut keine Sorgen machte, wahrscheinlich hatte sie wieder mal nicht mitbekommen, dass ich überhaupt nicht da war. „Hast du noch Geschwister?", fragte sie mich weiter aus. „Ja, einen kleinen Bruder", antworte ich ihr lächelnd, mich freute es, dass jemand ehrlich interessiert war.
Ich nahm mir ein Brötchen aus dem Korb und belegte es mit Käse, ich fühlte mich wohl bei dieser Familie. Irgendwie lustig wenn man bedenkt, dass sie die Anführer einer Mafia sind. „Und was macht deine Mutter beruflich?", durchbrach Felicia meine Gedanken. Ich verschluckte mich an meinem Brötchen und hustete leicht auf. Ich räusperte mich und stotterte „also ..ähm", dann brach ich ab und schaute hilfesuchend zu Jacob. „ Ich glaub du überforderst Key gerade ein bisschen mit deinen ganzen Fragen", sagte er lachend. „Okay, okay ich hör schon auf. Tut mir leid aber ich bin sehr neugierig", sagte sie lachend und schaute zu mir. „Alles gut", sagte ich lächelnd.
„Guten Morgen", kam Camilla in die Küche stolziert und setzte sich neben Avina, die nur ihre Augen verdrehte. Ich musste mein Lachen unterdrücken, wie es schien mochte Camilla niemand so wirklich hier. „Bist du eigentlich auch zur Gala eingeladen?", fragte mich Camilla lächelnd. „Ähm, Nein, warum?", fragte ich sie leicht verwirrt. „Tja, schade", sagte sie ironisch und schnappte sich ein Brötchen aus dem Korb.
„Du bist natürlich herzlich eingeladen, Keyla", richtete sich jetzt Felicia an mich. Ich schaute sie überrascht an. „Das ist echt nicht nötig", winkte ich ab. „Nichts da, du bist eingeladen." Ich wollte die Einladung gerne annehmen, aber ich wusste nicht, was Jacob davon hielt. Wollte er mich wirklich dabei haben, ich meine da würde wahrscheinlich seine ganze Familie kommen. Ich spürte wie Jacob neben mir meine Hand nahm und sie sanft drückte. Ich schaute zu ihm und er nickte leicht lächelnd.
„Vielen dank, ich nehme die Einladung gerne an", sagte ich lächelnd zu ihr. „Wow, das wird super", klatschte Avina in ihre Hände. „Wir beide werden zusammen ein Kleid kaufen gehen", sagte sie voller Vorfreude. Neben ihr hörte man nur ein leichtes schnauben von Camilla, die sich wahrscheinlich gerade darüber ärgerte, dass sie mich indirekt zur Gala eingeladen hatte. Und jetzt musste ich doch leicht grinsen. Ich schaute zu ihr und hob eine Augenbraue leicht nach oben und dann sagte ich „Danke für das Frühstück, aber ich glaube ich muss jetzt mal wieder nach Hause." „Immer wieder gerne", sagte Felicia strahlend.
Jacob erhob sich ebenfalls und wir gingen beide Richtung Ausgang. „Komm ich fahr dich nach Hause", sagte er zu mir und schnappte sich seinen Schlüssel. Wir setzten uns in sein Auto und ich ließ mich glücklich auf den Sitz fallen. „Na dieses Mal werde ich anscheinend nicht angeschnallt", sagte ich neckend zu Jacob. Er schaute leicht zu mir und verdrehte seine Augen. Ich grinste. „Wenn du's nicht hinbekommst helfe ich dir gerne", zwinkerte er mir zu. „Ich glaube ich schaffe das", erwiderte ich.
Das Auto hielt vor dem Hochhaus. Ich seufzte leicht und sagte „dann bis morgen in der Schule." Dann öffnete ich die Tür und wollte aussteigen, aber ich wurde am Arm festgehalten. „W..?", fing ich an, doch weiter kam ich nicht, da seine Lippen auf meine prallten.
„Wolltest du dich ohne Kuss verabschieden?", fragte er gespielt gekränkt. „Was denkst du denn von mir?", fragte ich grinsend. „Genau das", lachte er auf. Ich verdrehte nur meine Augen und stieg dann aus dem Auto. Es war neu für mich, einen Freund zu haben. Ich musste mich daran erst einmal gewöhnen.
Ich stieg langsam die Treppen zu unserer Wohnung hinauf. Ich hatte Angst, was ich gleich vorfinden würde. Und ich hatte keine Lust Cara zu begegnen. Ich fühlte mich so wohl bei Jacob und hier? Ja hier wollte ich am liebsten schreiend wegrennen. Mein Bruder war weg, mein Stiefvater war weg und meine Mutter? Ja die war auch irgendwie weg oder noch nie da gewesen? Ich holte langsam meinen Schlüssel aus der Jackentasche und schloss die Tür vorsichtig auf.
Es kam mir der Gestank von Alkohol entgegen und ich verzog angewidert meine Nase. Ich ging in die Küche und sah unzählige Weinflaschen überall auf dem Boden zerstreut. Ich ging zum Küchenfenster und öffnete es, in der Hoffnung, dass der Geruch ein bisschen nachlassen würde. Ich ging weiter ins Wohnzimmer, wo es nicht besser aussah. Ich schüttelte nur meinen Kopf, wie konnte man nur so tief sinken? Aber vielleicht brauchte sie ernsthaft Hilfe?! Langsam ging ich zu Caras Schlafzimmer und öffnete die Tür leise. Der Raum war dunkel und natürlich waren wieder überall Flaschen verteilt. Ein halb leeres Glas Wein stand neben dem Bett, auf dem meine Mutter lag und schlief.
Irgendwie war ich erleichtert, dass ihr nichts passiert war. Denn obwohl ich sie hasste und sie mich auch , machte ich mir trotzdem Sorgen um sie. Ich schloss die Tür wieder leise, denn so lange meine Mutter schlief war alles gut.
Ich beschloss kurzer Hand die ganzen Flaschen aufzuräumen. Denn irgendwie musste der Alkoholgeruch aus der Wohnung raus und außerdem war es unmöglich für mich in dieser Wohnung so zu leben. Ich schnappte mir einen Müllbeutel und sammelte alle Flaschen auf. Nach einer Stunde war alles wieder sauber und ich stellte den vollen Müllsack an die Tür, ich würde das später alles runterbringen.
Erschöpft öffnete ich meine Zimmertür. Doch was ich dann sah verschlug mir den Atem. Mein komplettes Zimmer war verwüstet. Meine Mutter musste hier gewesen sein und alles aus meinen Schränken gezerrt haben. Ich hielt mir erschrocken die Hand vor den Mund und schaute mir das Chaos an. Was verdammt noch mal hatte sie getan? Eine Träne lief vor Wut meine Wange runter, die ich aber schnell wegwischte.
Ich hasste sie so sehr.

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Breathtaking
Romanzi rosa / ChickLitIrgendwas ist anderes an ihm. Irgendwas verbirgt er. Wird sie dahinter kommen? Zwei Welten prallen aufeinander. Oder sind sie sich doch ähnlicher als sie denken? (noch nicht überarbeitet) ⚠️TW⚠️ Es sind ein paar sensible Themen enthalten. Quelle Bi...