Keyla
Die ganze Autofahrt sagte keiner von uns beiden ein Wort. Mittlerweile hatte ich mich wieder etwas beruhigt und schaute einfach nur stumm aus dem Fenster. Und Jacob versuchte sichtlich seine Wut zurückzuhalten. Als wir auf dem Hof zum stehen kamen, half mir Jacob aus dem Auto und gemeinsam gingen wir hoch in sein Zimmer.
Ich setzte mich auf das Bett und rutschte so weit hoch, bis ich mich an der Lehne vom Bett anlehnen konnte. Jacob setzte sich vor mich hin und legte eine Hand auf meinen Oberschenkel. Er sagte nichts, er schaute mich einfach nur an. Ich atmete einmal tief durch und fing dann endlich an zu erzählen.
„Jonas hat mich vergewaltigt, an dem Tag, als wir uns das erste mal gesehen haben. Und heute...", meine Stimme brach ab und ich musste einmal schwer schlucken. „Heute wollte er es wieder machen", ich machte eine kurze Pause. „Und er hat mich öfters belästigt und er denkt, ich gehöre ihm", und jetzt brach meine Stimme endgültig ab und ein tiefer Schluchzer erschütterte meinen Körper. Ich konnte meine Tränen nicht länger zurückhalten. Jacob sagte nichts, sondern nahm mich einfach nur fest in den Arm. In diesem Moment fiel eine unglaubliche Last von mir ab und ich fühlte mich so viel leichter.
Ich legte meinen Kopf auf seine Schulter und ließ meinen Tränen freien Lauf. Jacob streichelte sachte mein Rücken und sagte „Alles wird gut", und es half mir in diesem Moment so unglaublich viel. „Danke", nuschelte ich in seine Schulter und löste mich langsam wieder von ihm. „Hast du jemanden davon erzählt?", fragte er mich. Ich schüttelte meinen Kopf „Nein du bist der Erste und der Einzige." „Du bist unglaublich stark, Key", sagte er und lächelte mich leicht an.
„Ich werde ihn umbringen, dafür, was er dir angetan hat", sagte er und seine plötzliche Stimmungsschwankung erschreckte mich leicht. „Nein, ich will nicht, dass du jemanden für mich tötest." „Er hat es verdient", behaarte er weiter. „Ja vielleicht, aber nein", sagte ich ernst. Ich wollte nichts lieber als ihn tot sehen, aber es wäre nicht richtig. „Dann müssen wir ihn anzeigen und ich werde dafür sorgen, dass er hinter Gittern verrottet", sagte er. Ich nickte langsam. „Wenn du bereit dafür bist, sag mir Bescheid und wir gehen gemeinsam zur Polizei." Ich lächelte ihn dankend an, denn ich wusste, was für ein Risiko das für ihn war. „Und ich schwöre dir, wenn er mir noch einmal über den Weg läuft, kann ich nichts versprechen", fügte er mit bedrohlicher Stimme hinzu.
„Wo ist Jonas jetzt?" „vermutlich im Krankenhaus, aus dem er auch erst mal nicht so schnell rauskommt", entgegnete er mir. Ich nickte verstehend. „Woher wusstest du das ich da bin?", fragte ich ihn. „Ich hatte kein gutes Gefühl, als Jonas nach dir aus dem Raum ist und bin hinterher", erzählte er mir. „Danke", flüsterte ich.„Ich hab Hunger", wechselte ich das Thema, denn ich wollte und ich konnte nicht mehr länger über Jonas nachdenken. „Komm", forderte mich Jacob auf und gemeinsam gingen wir runter in die Küche. „Oh, Dich gibts ja immer noch", stellte Camilla abschätzig fest. „Und deine Laune hat sich vom letzen Mal nicht geändert", stellte ich ebenfalls fest. „Zumindest sehe ich nicht verheult aus. Vergiss nicht, weinen ist eine Schwäche", sagte sie und betrachtete mein Gesicht. „Hast du ihr das etwa nicht beigebracht?", sah sie Jacob belustigend an. Aua, das hatte gesessen und leider hatte sie Recht.
„Camilla, hau doch endlich ab, keiner will dich hier", sagte Jacob wütend neben mir. „Oh der Beschützer kommt hervor", grinste sie und stolzierte lächelnd an uns vorbei. Sie drehte sich noch einmal um und sagte zu Jacob „kleiner Tipp, das steht dir nicht" und damit verließ sie den Raum. „Ignorier sie einfach", sagte er zu mir. „War sie schon immer so?", fragte ich. „Nein, nicht immer. Als sie kleiner war, waren wir echt gut befreundet. Doch mit der Zeit hat sie sich stark verändert, vor allem nach dem Tod von ihrem Vater", antwortete er auf meine Frage und füllte uns Nudeln in die Schüsseln. Ich nickte verstehend, es war bestimmt nicht leicht für sie, ihren Vater zu verlieren.
„Ist dein Vater eigentlich da?", fragte ich ihn, da ich ihn noch nie gesehen hatte. „Nein, der ist noch bis Freitag auf Geschäftsreise", antwortete er mir. „Ach so", sagte ich etwas enttäuscht, da ich ihn echt gerne kennengelernt hätte vor der Gala. Wir nahmen uns unsere Essen und setzten uns an den Esstisch. „Kannst du mich gleich zu Cayleb fahren?", fragte ich ihn. „Sicher, dass du da heute noch hin willst, nach allem was passiert ist?", fragte er nach. Nein. „Ja", sagte ich. Ich musste wissen wie es ihm geht, egal wie es mir gerade ging. Ich würde mich am liebsten einfach nur in mein Bett verkriechen, aber Cayleb ging vor. „Na gut, aber wenn was ist, dann ruf mich sofort an", sagte er ernst. „Mach ich", versicherte ich ihm.
„Komm bitte mit", flehte ich ihn an, als wir vor der Villa hielten. Ich hatte irgendwie Angst da jetzt alleine rein zugehen. „Okay", sicherte er mir zu. Also stiegen wir beide aus dem Auto und lief Richtung Haustür. Ich klingelte an der Haustür und wartete ungeduldig, bis mir die Tür aufgemacht wurde. Zu meinem Leid wurde die Tür von Naomi Höchst persönlich geöffnet. Sie war perfekt gestylte und ihr Bauch hatte sich um das doppelte vergrößert, seit dem letzen Mal.
„Was willst du hier?", fragte sie mich und schaute mich von oben herab an. Als ihr Blick jedoch auf Jacob fiel, wurden ihre Augen etwas größer und ich sah ein kleines Lächeln auf ihren Lippen. Ekelhaft. „Und du bist?", fragte sie lächelnd. „Jacob, ihr Freund", antwortete er ihr knapp. Ich nahm Jacobs Hand und antwortete auf ihre Frage „Cayleb besuchen", dabei versuchte ihren Blick so gut es ging zu ignorieren. Sie sah nicht begeistert aus, trat aber trotzdem einen Schritt zur Seite und ließ mich ins Haus rein. Ich trat vorsichtig herein und stand etwas unschlüssig da. „Er ist oben in seinem Zimmer, erste Tür links", deutete sie nach oben. Ich nickte und wir liefen die Treppen in den ersten Stock hoch. „Eifersüchtig?", fragte er grinsend. „In deinen Träumen. Sie ist ein ekelhafter Mensch."
Ich klopfte vorsichtig an die Tür und fragte „Cayleb?" Dann öffnete ich die Tür langsam und betrat das Zimmer. Es war groß und in hellen Farben gestrichen. Das Zimmer sah sehr modern aus und rechts an der Wand stand ein Bett, welches übersät mit Kuscheltiere war. „Key?", schrie er überrascht auf, als er mich erblickte. „Ja ich bin's, Großer", lächelte ich. „Ich hab dich vermisst", kam er auf mich zu gestürmt und sprang mir in die Arme. „Ich dich auch, ich dich auch", murmelte ich in deine Schulter.
„Gehts dir hier gut?", fragte ich ihn. „Ja, aber du fehlst mir", sagte er traurig. „Es tut mir so leid." Ich spürte eine sanfte Hand auf meiner Schulter und ich drehte mich leicht lächelnd zu Jacob um. „Kennst du Jacob noch?", fragte ich dann Cayleb. Cayleb sah ihn etwas schüchtern an und schüttelte dann leicht seinen Kopf. „Hey großer, ich bin Jacob", sagte er und bückte sich zu Cayleb runter. Cayleb sah ihn noch kurz skeptisch an, aber dann breitete sich ein Lächeln auf seinem Gesicht aus. „Komm ich zeig dir meine Lego Burg", rief er fröhlich und zog Jacob an seiner Hand hinter sich her. Jacob drehte sich hilfesuchend zu mir um, doch ich zuckte nur lachend mit meiner Schulter. „Gut, dann zeig mir mal deine Burg", sagte Jacob zu ihm und setzte sich zu Cayleb auf den Boden. Der Anblick war einfach zu süß von den beiden.

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Breathtaking
Literatura KobiecaIrgendwas ist anderes an ihm. Irgendwas verbirgt er. Wird sie dahinter kommen? Zwei Welten prallen aufeinander. Oder sind sie sich doch ähnlicher als sie denken? (noch nicht überarbeitet) ⚠️TW⚠️ Es sind ein paar sensible Themen enthalten. Quelle Bi...