Epilog 1

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Keyla

„Um was geht es?", fragte ich ihn ungeduldig. Er sah mich kurz an und atmete dann tief durch „um Jonas und Anna." Mir stockte kurz der Atem. Genau das hatte mir heute noch gefehlt. Der ganze Schmerz und die ganze Wut, die ich mit den zwei Menschen verband, brannte wie Hölle in meinem Herzen. „Was ist mit ihnen, presste ich zwischen zusammengepressten Lippen hervor. „Sieh's dir selbst an", sagte er und reichte mir sein Handy.

Ich schaute auf den Display und was ich da sah verschlug mir den Atem. „Er ist tot, keyla. Erstickt an seinem eigenen Blut." „Ja ich seh's", nickte ich und starrte weiter auf das Foto vor mir. Keine Ahnung wer das Bild aufgenommen hatte, aber es zeigte Jonas, genau an der Stelle liegen, wo ich ihn erschossen hatte. Nur das er hier tot war. In meinem Körper breitete sich einen plötzliche Ruhe aus und ein kleines Lächeln umspielte meine Lippen. Endlich war er tot und konnte keinem mehr was tun. Nie mehr würde ich sein Gesicht sehen. „Dir gefällt es, nicht?", fragte Milo. Ich nickte. „Macht mich das zu einem schlechten Menschen?", fragte ich und schaute zu Milo.

„Nein, es macht dich zu einer starken Person", schüttelte er überzeugt den Kopf. Ich war mir da tatsächlich nicht so sicher, aber eins wusste ich mit Sicherheit: Er hatte jede Minuten seines qualvollen Todes verdient. „Was ist mit Anna? Hat sie es überlebt?" „Ja, aber sie wurde von unseren Leuten mitgenommen." Ich atmete tief durch „was macht ihr jetzt mit ihr?" „sie wird sterben müssen. Aber wir versuchen davor noch so viele Informationen wie möglich aus ihr zu bekommen."

Ich nickte und schaute schweigend an die Decke. Irgendwo hatte ich gehofft, dass sie meinen Schuss überlebt. Aber jetzt gerade wünschte ich, dass sie ihn nicht überlebt hätte. Es wäre leichter für sie gewesen. Ein schneller Tod. Ein schmerzfreier. Ja, ich hasste sie, keine Frage. Aber dennoch habe ich so viele Jahre mit ihr verbracht, dass kann ich nicht einfach vergessen. „Bitte versprich mir, dass ihr Tod schnell und schmerzfrei ist", sah ich Milo eindringlich an. Er schaute mich etwas verwirrt an.

„Sie hat auf Jacob geschossen, sie wollte ihn töten." „Ich weiß. Aber sie war meine beste Freundin, der wichtigste Mensch in meinem Leben, dass kann ich nicht so schnell vergessen. Bitte tu mir den Gefallen. Sie wird jetzt gerade wahrscheinlich eh schon gefoltert für Informationen. Schießt ihr einfach eine Kugel durchs Herz. Wenigstens ihr Tod soll schnell sein", sagte ich und atmete tief durch. Es fiel mir schwerer als gedacht, dass zu sagen.

„Ich guck, was ich machen kann. Aber versprechen kann ich nichts", sagte Milo etwas zögernd. Ich musste mich wohl damit zufrieden geben und nickte.

„Keyla?", kam eine Person auf mich zugeraunt. Ich schaute auf und erblickte Lilly. „Was machst du denn hier?", fragte ich überrascht und sprang auf. Lilly fiel mir in die Arme und drückte mich fest. „irgend so ein Milo hat mich angerufen und erzählt, das Jacob im Krankenhaus ist und du vielleicht Unterstützung brauchst", nuschelte sie in meine Schulter. Ich blickte über ihre Schultern zu Milo, der mich breit angrinste und formte mit meinen Lippen ein lautloses „Danke". Er nickte mir zu und stand auf.

Lilly und ich saßen gerade in der Cafeteria und tranken einen Kaffee, als Avina auf uns zu kam. In den letzen zwei Stunden hatte ich Lilly alles berichtet, was passiert war, obwohl ich das Detail, dass Anna noch lebt ausgelassen hatte. Lilly war schockiert gewesen, hatte es aber trotzdem alles recht gut aufgenommen. „Keyla, du darfst jetzt zu Jacob", sagte sie. „Ist er wach?,", sprang ich von meinem Stuhl auf. „Nein", schüttelte sie betrübt ihren Kopf. „Aber soweit geht es ihm gut", beruhigte sie mich.

Ich verabschiedete mich von Lilly und lief Avina dann zu Jacobs Zimmer hinterher. „Wo ist eigentlich euer Vater?", fragte ich sie auf dem Weg. Sie schaute mich über die Schulter hinweg an „Tja, der macht sich noch viel aus Krankenhaus besuchen." Um ehrlich zu sein, es überraschte mich nicht wirklich. „Wenn was ist meld dich", sagte Avina an der Tür und verdeutlichte mir, in das Zimmer zu gehen.

Ich betrat leise das Krankenzimmer. Niemand war da, nur Jacob, der ruhig in seinem Bett lag. Er sah schrecklich aus. Sein Gesicht war Kalk weis und seine sonst so gepflegten Haare lagen platt auf seinem Kopf. Ich zog mir einen Stuhl vor sein Bett und nahm vorsichtig seine Hand.

„Es tut mit so furchtbar leid", fing ich leise an zu reden. „Ich hätte es verhindern können. Hätte ich nur nicht deine Pistole genommen, hätte ich Anna nur nicht unterschätzt. Wie konnte ich nur so blöd sein", schluchzte ich leise auf. „Versprich mir, dass du wieder gesund wirst, du kannst mich einfach nicht alleine hier lassen, dass erlaube ich dir nicht. Hast du verstanden? Ich liebe dich dafür einfach viel zu sehr." Ich legte meinen Kopf auf das Bett und weinte leise. Und es tat unfassbar gut, all seine Emotionen rauszulassen.

Plötzlich spürte ich, wie sich einer seiner Finger bewegte. Ich schreckte auf und sah zu Jacob. Seine Augenlider zuckten. „Jacob?", flüsterte ich. Seine Augen öffneten sich langsam. „Oh mein Gott, du bist wirklich wach", sah ich ihn mit großen Augen an. „Hattest du etwa Angst um mich?", fragte er und ein grinsen breitet sich in seinem Gesicht aus. „Man du Arsch, natürlich", lachte ich unter Tränen auf. Er versuchte sich aufzustemmen. „Hör auf, du darfst dich nicht überanstrengen", sah ich ihn streng an.

„Für dich schon", sagte er mit schmerzverzogenem Gesicht. „Nein, leg dich wieder hin", befahl ich ihm ernst. „Dann komm her", sagte er und zog mich mit seinem Arm zu sich heran. Ich beugte mich noch ein Stück vor und gab ihm einen Kuss. „Das hab ich vermisst", nuschelte er in den Kuss hinein. „Ich auch", lächelte ich.

Keine Ahnung wie unsere Zukunft aussehen wird. Ob sie ein Happy End hat. Ob wir heiraten werden und Kinder kriegen. Oder ob wir irgendwann getrennte Wege gehen. Ich weiß es nicht und das kann auch keiner mit Sicherheit sagen. Denn das Leben ist nun mal kein perfekter Roman, wo es am Ende immer gut ausgeht. Nein, das echte Leben ist voller Überraschungen und Wendungen. Was ich schon viel zu oft in meinem Leben erlebt habe. Aber gerade das macht das Leben doch erst lebenswert. Nichts im Leben ist vorbestimmt, jede noch so winzige Entscheidung kann alles verändern. Das habe ich jetzt verstanden.

Ich weiß nur eins mit Sicherheit. Gerade in diesem Moment fühlt sich das erste mal in meinem Leben alles richtig an. Und ich freu mich auf die Zukunft mit Jacob. Ich weiß nicht, was die Zukunft bringen wird. Aber was es auch sein wird, ich bin bereit dafür.

„Über was denkst du nach?", fragte mich Jacob. „Darüber, wie perfekt unsere Zukunft sein wird und ich jede Sekunde mit dir verbringen will." „Unsere Zukunft wird perfekt", sagte er und strich mir ein Haar aus dem Gesicht. „Aber wehe du stirbst zu erst", sah ich ihn todernst an. Er lachte auf und sah mir tief in die Augen

„Weißt du eigentlich wie atemberaubend du bist?"

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