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Keyla

„Wird jetzt gleich ein bisschen brennen", sagte ich und sprühte ein bisschen von dem Desinfektionsmittel auf ein Tuch.
Jacob saß auf dem Rand der Badewanne und grinste mich nur an. Konnte er auch mal was anderes tun, außer als zu grinsen?

„Wer war denn der Typ vorhin?", fragte er. „Welcher Typ?", fragte ich ihn verwirrt. „Na mit dem du rumgemacht hast." Ich schaute ihn perplex an, was interessiert es ihn? „Keine Ahnung", sagte ich ehrlich und zuckte mit den Schultern. Er lachte leicht auf. „Was ist daran so lustig?", fragte leicht sauer. „Ach nichts", sagte er mit einer abwertenden Handbewegung und grinste. Aber irgendwie war seine Haltung verkrampfter als vorher, aber vielleicht bildete ich mir das auch nur ein.

Ich hockte mich vor ihm hin und nahm seine Hand. Sie fühlte sich unfassbar  weich und warm auf meiner Haut an.  Mein Herz schlug etwas schneller. Okay Stopp. Ich musste mich konzentrieren.
„Achtung", flüsterte ich, bevor ich mit dem Tuch langsam seine verletzte Hand abtupfte. Ich schaute zu ihm auf und sah wie er seine Zähne zusammenbiss und scharf die Luft einzog und jetzt war ich diejenige, die grinste.

„Fertig", sagte ich und wollte mich gerade erheben, als er mich am Handgelenk packte und mich näher zu sich zog.
Ich war so dicht an ihm, das ich seinen Atem auf meiner Haut spürte.
„Danke", raunte er mir ins Ohr. Ich schaute ihn an und unsere Gesichter trafen sich fast. „War doch das mindeste."

Er kam noch ein Stück näher. Warte, wollte er mich Küssen? Ich werde es wohl nie erfahren, da ich meinen Kopf schnell zurück riss und auf sprang.
Jacob stand ebenfalls auf und grinste mich schon wieder so an.
„Dein Kleid sah letztes Mal übrigens besser aus, als dieses langweilige Outfit hier", sagte er  schelmisch und musterte mich von oben bis unten.
Was ein arroganter Arsch. Hatte er das jetzt gerade echt zu mir gesagt?
Und dieses Mal war er es, der mich einfach so stehen ließ.

Ich war immer noch etwas verwirrt von der Situation gerade im Bad. Wollte er was von mir?
Doch dieser Gedanke verflüchtigte sich sehr schnell, als ich Jacob mit irgend einem Mädchen rummachen sah. Was hätte man auch anderes erwarteten sollen? Sie standen etwas abseits und die beiden steckten sich die Zungen in den Hals. Was Vanessa davon wohl hielt? Aber das schien ihn anscheinend nicht zu stören. Ich hab's ja gesagt, ich kenne solche Typen. Die sind alle gleich.

Ich schüttelte nur meinen Kopf und ging wieder zu den andern, die mittlerweile am tanzen waren.
„Wo ist Lilly?", wollte ich wissen und schaute Anna fragend an. „Keine Ahnung, die hat so einen Typ die Zunge in den Hals gesteckt und ist jetzt weg", entgegnete sie mir. Sie fing anscheinend wieder an mit jedem rumzumachen. Ich konnte es ihr nicht verübeln, ich denke so versucht sie über Jonas hinweg zu kommen.
„Können wir gehen?", fragte ich Anna, denn ich wollte echt nach Hause. „Ach komm, es fängt doch gerade erst richtig an", entgegnete sie mir. „Ich weiß nicht, Anna. Mir gehts echt nicht so gut." „Ach komm, wir trinken noch was", quengelte sie und schaute mich dabei mit kuller Augen an. „Na gut", gab ich ein bisschen widerwillig nach. Ich hatte ehrlich gesagt keine Lust auf lange Diskussionen.

Wir liefen schwankend zur Bar und schütteten uns einen Shot nach dem andern rein. „Auf uns", schrie Anna gegen die laute Musik an und stieß mit ihrem Becher so feste gegen meins, dass es mir aus der Hand fiel. Wir lachten beide, da wir beide nichts mehr zu Stande bekamen.
„Ich kriegeeee Becheerr nicht aufhoben", lallte ich lachend. „Meine Hände haben keine Kraft mehrrr."
Anna ließ sich neben mir lachend auf den Boden fallen und fiel dabei voll gegen mich.

Wir waren anscheinend eingeschlafen, da ich auf dem harten Boden erwachte, als es schon hell wurde. Ich hätte doch nach Hause gehen sollen.
Ich stand langsam auf und oh Gott war mir schlecht. Ich rannte so schnell ich konnte zum Klo und übergab mich.
Ich ließ mich erschöpft neben das Klo sinken und musste mich kurz erholen.
Hat jemand schon mal gesagt, dass das Kotzen am nächsten Tag viel schlimmer ist, als wenn man sich übergibt während man am Alkohol trinken ist? Nein? Okay, dann hab ich es jetzt getan. Es it definitiv viel schlimmer. Aber wenigstens fühlte ich mich jetzt besser.

Ich stand langsam auf und ging zum Waschbecken und spülte meinen Mund mit Wasser aus, um den Kotz Geschmack los zu werden.
Ich stütze mich am Waschbecken ab und schaute in den Spiegel. Toll ich sah ja wieder super aus.
Meine Haare waren zerzaust und unter meine Augen hatte sich die komplette  Mascara abgesetzt.
Ich wusch mir schnell mein Gesicht mit Wasser ab und versuchte, so gut es ging, die Mascara wegzubekommen.
Ich war nicht sonderlich zufrieden mit dem Ergebnis, aber bis nach Hause musste es reichen. Ich seufzte und schlich wieder runter zu Anna, die immer noch auf dem Boden schlief.

„Ey Anna, wir sollten los", sagte ich während ich sie wach rüttelte.
„Mhm w-was?", fragte sie verschlafen. „Los komm, wir sind eingeschlafen bei Derek", erklärte ich ihr. „Bitte was?", fragte sie und sprang auf. „Oh shit, wie ist das denn passiert?", fragte sie mit einem entsetzten Gesicht. „Ehrlich keine Ahnung", lachte ich.
„Aber sag mal, was war da gestern mit dir und Jacob?", fragte sie grinsend  „Was meinst?", stellte ich mich leicht dumm.
„Ich hab gesehen, wie ihr zusammen hoch gegangen seid. Und Vanessa übrigens auch, sah nicht so glücklich aus. Wobei sie noch wütender wurde als Jacob mit Maria rum gemacht hat", lachte sie. „Pssst, nicht hier", zischte ich schnell. „Ich erzähl dir später alles, obwohl es da nicht wirklich was zu erzählen gibt." „Ja ist klar", meinte sie und hob eine Augenbraun.
Ich verdrehte meine Augen und zog sie hinter mir her nach draußen, bevor sie noch irgendwas sagen konnte.

Also was war da jetzt los?", fragte Anna und schmiss sich auf ihr Bett. „Nichts", murmelte ich. „Hallo, das glaubst du ja wohl selbst nicht", rief sie empört.
„Ich weiß nicht, da war so ein Moment, aber ich glaube da war nichts", entgegnete ich ihr wahrheitsgemäß, denn ich wusste wirklich nicht, was da war.
„Mehr Details bitte. Ich muss mir ein Bild machen können", sagte sie ungeduldig.
„Gut, also er hat mich gerettet vor Jonas." Anna sah mich geschockt an, ließ mich aber weiter reden. „Jonas kam zu mir und hat mich irgendwie belästigt oder bedroht. Keine Ahnung. Naja auf jeden Fall kam Jacob und hat ihm eine verpasst" „Oh mein Gott, key das wird ja immer besser. Er hat dich gerettet", quietschte sie vor Freude, schlug sich aber direkt die Hand vor den Mund als ich sie böse anfunkelte. „Halt schon meine Klappe, erzähl weiter", sagte sie schnell.

„Naja, seine Hand hat dann geblutet und ich bestand darauf sie zu verarzten. Also sind wir hoch ins Bad und da... wir waren uns sehr nah. Unsere Gesichter haben sich fast berührt. Ich habe aber meinen Kopf zurück gezogen, ich weiß nicht ob da was war. Wobei danach war er wieder ein Arsch." „Warte spinnst du? Du hattest einen fast Kuss mit Jacob, aber hast deinen Kopf weggezogen? Ich bitte dich, sonst machst du doch mit jedem rum", rief Anna entrüstet. „Nein, erstens ich wollte ihn nicht küssen und zweitens habe ich nichts von einem fast Kuss erzählt. Außerdem ich kenne ihn doch gar nicht", erwiderte ich.
„Ähm Keyla, soll ich dich daran erinnern, dass du sonst auch mit jedem rummachen würdest." „Ja und?", fragte ich und zuckte mit den Schultern.

„Keyla du bist verliebt", kam es aus ihr geschossen.
Ich schaute sie an und schüttelte langsam meinen Kopf. „Nein, ich mag einfach solche Typen nicht und wie gesagt ich kenne ihn nicht!" „Ich glaube er ist nicht so, er hat dich gerettet und hat sich Sorgen um dich gemacht", entgegnete Anna überzeugt. „Und das macht ihn jetzt anders als alle andern Typen?", fragte ich lachend. „Ja Keyla", entgegnete mir eine wild entschlossene Anna. „Ach du bist doch blöd", sagte ich lachend und warf ihr ein Kissen an den Kopf. Ich wollte jetzt echt nicht mehr über Jacob reden. Wieso war sie nur so versteift darauf, das Jacob und ich zusammen kommen?

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