28

6.6K 159 9
                                    

Jacob

Ich schoss.

Der Körper fiel leblos vom Stuhl und das Blut breitete sich auf dem Boden aus. Dieser Bastard hatte es nicht anderes verdient. Er war ein Komplize von Marco.

Ich hatte ihn an dem Tag gefunden, an dem Keyla ins Krankenhaus kam, deshalb war ich auch die ganze Zeit so angespannt gewesen. Jetzt schaute ich zufrieden auf ihn hinunter und freute mich endlich auf einen ruhigen Abend.

Doch auf einmal räusperte sich Sam neben mir und zeigte mit seinem Finger hinter mich. Ich drehte mich langsam un und folgte mit meinem Blick seinem Finger.

Ich erstarrte. Mein Blick trafen auf zwei blaue Augen. Keyla. Erschrocken und etwas verwirrt starrte ich sie an. Was machte sie hier? Das hätte sie nicht sehen dürfen.

Ich suchte in ihren Augen Angst oder Furcht, doch ihre Augen strahlten nur Kälte aus. Keine Emotion war zu erkennen. Also entweder konnte sie ihre Angst sehr gut überspielen oder sie hatte wirklich keine Angst, was für mich wenig Sinn machte. Ich meine sie hatte gerade gesehen, wie ich jemanden erschossen hatte.

„Was hast du hier zu suchen?", fragte ich gefährlich und schaute sie weiter an. Doch sie stand dort nur und schaute mich Ausdruckslos an. „Antworte", schrie ich jetzt. „Ich wollte meine Sachen holen", sprach sie dann endlich. „Aber ich sehe du bist Beschäftigt, also ich geh dann mal. Noch einen schönen Abend", redete sie weiter und ein leichtes Lächeln umzuckte ihren Mund, bevor sie sich umdrehtet schnellen Schritten den Keller verließ.

„Was jetzt?", fragte mich Sam und holte mich so wieder aus meiner Schockstarre zurück. Ich räusperte mich kurz „Holt sie." „Alles klar Boss", und damit verschwand er. Was für eine beschissene Scheiße. Ich raufte mir energisch die Haare. Was sollte ich jetzt machen?

Keyla

Ich weiß nicht, warum ich nichts fühlte. Ich sah zu der Leiche, aber da war nichts. Ich hatte keine Angst oder sonst was, ich war einfach leer. Ich stand auch nicht unter Schock. Jetzt wusste ich endlich, was Jacob verbarg. Aber war das jetzt gut? Was würde er mit mir machen? Er würde mich dich nicht töten oder? Ich meine er hat gesagt, dass er mich mag und hat mich geküsst. Aber konnte ich mich darauf verlassen. Definitiv zu viele Fragen, auf die ich keine Antworten hatte.

Ich verließ den Keller mit schnellen Schritten. Ich glaube ich sollte hier sehr schnell verschwinden. Ohne groß zu überlegen rannte ich durch das Haus zur Tür und sprintete nach draußen.

„Mist", fluchte ich leise auf, als ich das verschlossene Tor sah. Wie sollte ich denn jetzt von hier verschwinden? Ahrg, wie konnte ich nur das dämliche Tor vergessen? Meine Güte war ich dumm. Warum geriet eigentlich immer ich in so scheiß Situationen?

Ich schaute mich verzweifelt nach einem Ausweg um, doch ich fand keinen. Verdammt. Hinter mir hörte ich schnelle Schritte, die mir immer näher kamen. Okay, war klar, dass ich hier nicht so einfach verschwinden könnte.

Mich riss jemand am Arm herum. Ich schaute ihn erschrocken an, doch als ich die ganzen Männer vor mir sah musste ich grinsen. „Oh wow, wusste gar nicht, dass ich so heiß bin, dass mir alle Männer hinterher rennen. Ich fühle mich geehrt." Der Typ, der mich festhielt schaute mich verstört an, sagte aber nichts, sondern zog mich nur hinter sich her. „Ich kann auch alleine laufen, weißt du", sagte ich trotzig und schaut den Typ böse an, der mich allerdings weiter ignorierte. „Na der Gesprächigste bist du ja nicht", provozierte ich weiter.

„Hier nimm sie, die kleine nervt", sagte der Typ und stieß mich in einen Raum rein. Bei dem Wort kleine verkrampfte sich meine Körperhaltung und am liebsten hätte ich ihn angeschrien, aber er war schon weg. „Sorry", hörte ich Jacob sagen. „Wegen was?", fragte ich verwirrt. „Wegen dem, wie Sam dich genannt hat." Ich blickte überrascht auf, er hatte es sich tatsächlich gemerkt. Süß. Ich lächelte ihn dankend an.

„Okay, Keyla setzt dich", sagte er jetzt ernst und ich ließ mich auf den Stuhl vor den Tisch fallen. „Willst du mich jetzt umbringen?", fragte ich. „Mhm, wäre eine Option, aber nein." Ich atmete erleichtert aus, ich meine man kann ja nie wissen. „Warte, kurz zum Verständnis, du bist ein Mafia boss?", fragte ich, obwohl ich die Antwort schon kannte. „Ja, naja zumindest fast. Wenn mein Vater zurücktritt." Ich sog scharf die Luft ein, schon krass, ich sitze hier vor einem Mafia Boss, der Leute ohne mit der Wimper zu Zucken killt.

„Ich vertrau dir, also werde ich nichts machen. Aber solltest du trotzdem zur Polizei gehen, werde ich jeden töten, der dir etwas bedeutet.", fuhr er mit bedrohlicher Stimme fort. Okay wow, er drohte mir. Machte mich irgendwie traurig, sah ich aus wie eine Verräterin? „Ich werd nichts sagen", versicherte ich ihm, woraufhin er nickte.
War meine Reaktion normal? Jeder würde doch schreiend zur Polizei rennen, oder nicht? Oh Gott, was war nur mit mir falsch?

Ich verstand um ehrlich zu sein meine Reaktion selber nicht. Ich sollte Angst haben, wegrennen oder sonst was tun. Aber nein, stattdessen, fand ich das alles ziemlich aufregend. Vielleicht stehe ich ja doch unter Schock?

„Und- Ähm, was ist jetzt das zwischen uns?", fragte ich etwas unbeholfen, da ich mir echt nicht mehr sicher war. Er lachte leicht auf. Ich schaute ihn verwirrt an. „Warte mal, du denkst doch nicht ernsthaft nur wegen dem Kuss, dass da etwas zwischen uns wäre oder?" Ich schaute ihn geschockt an, was war denn jetzt los? „Oh, du dachtest das wirklich", stellte er fest.

„Nicht nur deswegen, weißt du nicht mehr, was du mir im Krankenhaus gesagt hast?", fragte ich jetzt wütend. Ich war verletzt und enttäuscht von ihm. Warum war er jetzt so? Er lachte leis und sagte dann „Du solltest nicht alles ernst nehmen, was ich sage. Ich wollte dich nur  ins Bett bekommen." Aua, das saß. Ich schaute ihn mit aufgerissenen Augen an.

„Du mieses Arschloch" , wollte ich ihn anschreien.
„Okay", war das einzige, was ich rausbrachte. Ohne ein weiters Wort stand ich auf und verließ das Zimmer. Ich musste hier weg, ganz schnell.
So verletzt hatte mich noch keiner. Tja, konnte bis jetzt auch keiner, da ich noch nie für jemanden meine Gefühle zugelassen hatte. Jetzt wusste ich auch warum.

Aber er sollte nicht sehen, wie ich wirklich fühlte. Das hatte man also davon, wenn man Gefühle zeigte. Ich war doch auch so bescheuert. Ich lachte kurz auf, fasste mich aber schnell wieder und näherte mich mit großen Schritten dem Tor. Es war dieses Mal ein Glück offen und ich konnte das Gelände schnell verlassen. Ich wollte einfach nur weg, ganz weit weg.

Auf dem Weg zurück nach Hause liefen mir vereinzelt Tränen die Wangen runter. Ich wischte sie allerdings wütend weg. Ich wollte nicht heulen. Nicht wegen einem Jungen. Oh warte, einem Mafia Boss. Meine Güte, war ich dumm.
Ich meine ein Mafia Boss würde doch niemals was von jemanden wie mir wollen. Und ich würde ganz sicher nichts von einem Mafia Boss haben wollen. Ich müsste ja verrückt sein...

BreathtakingWo Geschichten leben. Entdecke jetzt