Keyla
Ich war aufgeregt, mehr als das. Mir war kotzübel. Ich lernte gleich meinen Vater kennen und ich war nicht bereit dafür. Ich hatte Angst davor, bei was allem ich noch belogen wurde. Angst vor der Wahrheit. Wollte ich überhaupt die Wahrheit wissen? Und wie würde er sein? Ich meine meinen Bruder hab ich ja schon kennengelernt, irgendwie ein lustiger Zufall. Wobei, gerade im Moment wusste ich nicht mal, ob die Begegnung mit Davide wirklich Zufall war. Ich glaube mein Kopf zerspringt gleich vor lauter Fragen.
„Hey, alles gut?", legte Jacob mir eine Hand auf mein Bein und sah mich von der Seite besorgt an. Er hatte anscheinend meinen abwesenden Blick aus dem Autofenster bemerkt. „Ja", log ich unbewusst, doch sein Blick verriet mir, dass er mit meiner Antwort nicht zufrieden war. „Nein", schüttelte ich meinen Kopf. „Ich hab Angst", gestand ich ihm. „Ich werde immer an deiner Seite bleiben und sobald es dir zu viel wird gehen wir", beruhigte er mich tatsächlich ein bisschen. „Danke", sagte ich lächelnd und legte meine Hand auf seine.
Wir mussten noch ungefähr 10 Minuten fahren und von Sekunde zu Sekunde wurde ich nervöser. „Ich weiß nicht, ob ich das will?", sagte ich leise und wusste nicht mal ob ich das zu Jacob sagte oder eher zu mir selbst. „Ist es nicht besser die Wahrheit zu wissen?", fragte er. „Ich weiß es nicht. Es kommt auf die Wahrheit drauf an. Was ist, wenn dadurch mein ganzes Leben eine einzige große Lüge war?", fragte ich zaghaft. „Das kannst du nur herausfinden, wenn du mit ihm redest. Und vielleicht ist ja doch alles ganz anderes." „Ja vielleicht", sagte ich nicht ganz überzeugt, aber lehnte mich wieder in meinen Sitz zurück.
Doch ich hatte nicht nur Angst vor der Wahrheit über mich und mein Leben. Nein, ich hatte auch Angst davor, dass er von der Heirat redet. Obwohl mir Jacob ja versichert hatte, dass er alles tut, damit sie aufgeschoben wird. Aber irgendwo tief in meinem Herzen war auch ein kleines bisschen Freude, endlich meinen richtigen Vater kennenzulernen.
„Komm, wir sind da", riss mich Jacob aus meinen Gedanken und half mir aus dem Auto zu steigen. Er streckte mir seine Hand entgegen, die ich dankend annahm. Und so liefen wir Richtung Eingangstür und ich war echt beeindruckt von dem Anwesen. Wie auch bei Jacob gab es ein Riesen Eingangstor und einen hohen Zaun, der alles einzäunte. Wir liefen über den gepflasterten Hof zu der Eingangstür. Kurz bevor wir ankamen wurde die große Tür geöffnet und eine kleine dickliche Frau nahm uns in Empfang. Ein bisschen enttäuscht war ich schon, dass er uns nicht persönlich in Empfang nehmen konnte, aber das war anscheinend bei den Mafia Familien so üblich.
„Schön sie kennenzulernen Miss Martini", begrüßte sie mich lächelnd. „Johnson", verbesserte ich sie, da ich den Namen Martini noch nicht wirklich als meinen Nachmachen ansah. „Gewiss", nickte sie lächelnd und deutete uns an ihr zu folgen. „Ich weiß nicht ob ich das schaffe", flüsterte ich zu Jacob. „Du schaffst das", sagte er genauso leise zurück und drückte dabei leicht meine Hand.
Die Frau vor uns blieb plötzlich stehen und drehte sie zu Jacob um „ Mrs Martini möchte Miss Martini alleine sprechen", wobei sie Martini extra stark betonte. „Sie können hier warten", sagte sie und deutete auf ein großes schwarzes Ledersofa. Ich nickte ihm zu, um ihm zu verdeutlichen, dass es okay sei. Er sah nicht begeistert aus, aber blieb im Wohnzimmer stehen und ließ mich alleine weiter gehen.
Die ältere Frau wackelte vor mir her Richtung Garten. „Hier entlang", deutete sie mit ihrer Hand auf die Mitte des Gartens, wo ein großer Tisch stand. Ich nickte nur und lief dann an ihr langsam vorbei in Richtung des Tisches. Ich rieb meine schwitzigen Hände unauffällig an meiner Hose ab und versuchte meine Nervosität zu unterdrücken. Kurz bevor ich an dem Tisch ankam, stand Angelo mit einem breiten Lächeln auf. Von Davide und seiner Frau war allerdings keine Spur zu sehen.
„Schön dich endlich kennenlernen zu dürfen", sagte er und streckte seine Arme aus. Ich wusste echt nicht wie ich mich verhalten sollte, aber ich erwiderte die kurze Umarmung. „Setz dich doch", deutete er lächelnd auf den Stuhl. „Willst du was trinken?", fragte er mich. „Ähm, ja gerne", nahm ich sein Angebot zögernd an. Er hob kurz seine Hand und direkt kam die Frau, die mich vorhin schon hier hergebracht hatte zu uns gelaufen. „Ein...", er stockte kurz und schaute mich fragend an. „Wasser", beendete ich seinen Satz leicht lächelnd. Die Frau, deren Namen ich immer noch nicht kannte kam um den Tisch herum gelaufen und schenkte mir Wasser in mein Glas. Das ganze hier war mir etwas unangenehm, da ich das einfach nicht gewohnt war. Und so schnell die Frau da war, war sie auch wieder weg und ich saß wieder alleine mit meinem Vater.
„Du hast bestimmt viele Fragen", fing er das Gespräch mit mir an und ich nickte. „Gut, du kannst mich alles Fragen." Ich atmete einmal tief durch und fragte dann „Wie ist das möglich, dass du noch lebst? Ich meine wie ist das alles überhaupt möglich hier?", und zeigte dabei etwas unbeholfen um mich herum. „Ich wusste nicht, dass du existiert", fing er an. „Aber wie?" „Cara war damals eine Affäre, da ich eine Pause mit meiner Frau hatte." Eine Affäre also, ja das wurde immer besser. Dann war ich wohl nicht mal ein gewolltes Kind und bei diesem Gedanken musste ich echt aufpassen, nicht gleich laut loszulachen.
„Wusste Cara von der Mafia Bescheid?", fragte ich ihn. „Ja und das war auch einer ihrer Gründe, warum sie abgehauen ist." „was waren die anderen Gründe?", harkte ich nach. „Sofia, meine Frau und mein Kind mit ihr", beantwortet er meine Frage und nahm dabei ein großen Schluck von seinem Getränk. Hasste meine Mutter mich also, weil ich das Kind von einem Mafia Boss war oder weil ich ungewollt war? Aber sie hätte mich ja Abtreiben können. Und schon wieder überschlugen sich die Fragen in meinem Kopf.
„Wie geht es ihr?", fragte er plötzlich. „Cara?", sah ich Angelo überrascht an und er nickte. „Sie hatte lange einen Freund, aber jetzt lebt sie alleine mit mir in einer kleinen Wohnung. Aber ihr geht es gut", log ich Angelo an, denn ich wollte ihn nicht meine ganze Lebensgeschichte erzählen, dafür vertraute ich ihm noch nicht, Vater hin oder her. Ich war ja eigentlich auch nur eine Fremde für ihn. „Und dir, wie ging es dir? Hattest du eine schöne Kindheit?", fragte er echt interessiert. Ich schluckte einmal schwer, aber lächelte dann „Ja, so schön es eben ging." „Das freut mich", nickte er.
„Wie lange wusstest du schon das es mich gibt?", stellte ich die Frage, die mich am meisten interessierte. Er sah mich kurz schweigend an und räusperte sich dann „Kurz nach dem Bündnis mit den Russos." „Wie lange ist das her?", fragte ich vorsichtig. „2 Monate", sagte er nach kurzem überlegen. „Wer wusste es noch?" „Nur noch Riccardo Russo." Ich atmete einmal tief durch. „War das also alles geplant?" „Es hat sich so ergeben und du und Jacob seid doch zusammen, da würde eine Hochzeit perfekt passen", sagte er. „Ich bin aber nicht irgendeine Schachfigur, die nur für irgendein Bündnis eingesetzt wird", entgegnete ich sauer, denn ich fühlte mich benutzt. Und ganz sicher würde ich Jacob nicht heiraten, nur weil sie es so wollten.

DU LIEST GERADE
Breathtaking
Romanzi rosa / ChickLitIrgendwas ist anderes an ihm. Irgendwas verbirgt er. Wird sie dahinter kommen? Zwei Welten prallen aufeinander. Oder sind sie sich doch ähnlicher als sie denken? (noch nicht überarbeitet) ⚠️TW⚠️ Es sind ein paar sensible Themen enthalten. Quelle Bi...