Kapitel 2

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Ein normaler Tag wie eh und je. Wir hatten Nachmittag und es war nicht viel los. Ich war den ganzen Mittag am Empfang und musste mich um ein paar Gäste kümmern.

Ein altes Ehepaar hatte heute das Hotel wieder verlassen, weil ihre Reise nun weiterging. Sie waren nur für drei Tage hier bei uns, aber sie sind mir beide ans Herz gewachsen. Jeden Morgen sind sie spazieren gegangen und da ich am Empfang war, haben sie mich immer gegrüßt und mir gesagt, dass sie in einer Stunde wieder da seien. Das war echt süß, weil das einfach diese typischen Großeltern waren.

Von einer Mitarbeiterin hatte ich erfahren, dass sie sich immer erkundigt haben, wo ich denn sei, wenn ich nicht am Empfang war. Auch beim Essen im Hotel-Restaurant sollte ich ihnen Gesellschaft leisten und wir hatten uns sehr nett unterhalten.

Ich hatte erfahren, dass sie momentan eine Weltreise machten, da sie vor ihrem Tod so viele Länder und Städte wie möglich noch bereisen wollten. Sie kamen aus Irland und hatten schon Länder auf allen Kontinenten besucht. Daher hatten sie auch echt viel zu erzählen.

Die Idee, eine Weltreise im hohen Alter zu machen, fand ich sehr schön. Man verbrachte nochmal Zeit mit seinem Partner und konnte verschiedene Kulturen sehen.

Da ich am Mittag am Empfang war, hatte ich jetzt frei. Ich packte also noch schnell meine Sachen zusammen, die immer von mir am Empfang rum lagen. Doch irgendwas fehlte. "Wo sind denn meine Schlüssel schon wieder hin?", sagte ich eher zu mir selbst, als ich von einem Seufzer unterbrochen wurde.

"Suchst du die hier?", kam die eher rhetorische Frage von meinem Onkel. "Danke, du bist ein Engel. Wenn ich dich nicht hätte...", sprach ich erleichtert, da ich echt Angst hatte, dass ich meine Schlüssel verloren hatte. Er lachte. "Du hast sie in meinem Büro vergessen, als du heute morgen bei mir warst.", erwiderte er. Da fiel es mir wieder ein. Stimmt, ich hatte noch eine Tasse Tee in der Hand und die Schlüssel hatte ich auf den Tisch abgelegt.

Ich sprach noch ein leises Danke, als ich meine Schlüssel nahm und in der Küche verschwand. Mein Onkel lachte noch kurz und schüttelte den Kopf, ehe er seinen Dingen wieder nachging.

In der Küche kam auch schon Alberto auf mich zu, er war hier der Chefkoch. "Bambina, was kann ich für dich tun?", fragte mich der etwas dickere Mann mit seinem italienischen Akzent. "Hallo Alberto, schön dich wieder zu sehen. Aber alles gut, ich mache mir nur ein Sandwich, da ich nichts zu Mittag hatte." Er nickte und bereitete dann schon mal das Abendessen vor.

Als ich fertig mit dem Essen war, verabschiedete ich mich noch von Alberto und ging an die frische Luft. Naja, frisch konnte man nicht so sagen, da wir Sommer hatten, aber egal.

Ein paar Straßen weiter, vor einem schönen Haus, machte ich Halt. Dort wohnte Madam Rosett, eine nette alte Dame, die aber nicht mehr in der Lage war, mit ihrem Hund Gassi zu gehen. Also übernahm ich das.

Mit dem Hund ging ich meistens dieselbe Strecke über einen Park. Dieser lag nämlich etwas abgelegen und war ein perfekter Platz zum runterkommen. Es passierte wirklich selten, dass ich hier Menschen sah. Vielleicht mochte ich den Ort auch deshalb so sehr.

Doch irgendwie wirkte der Hund unruhig und auch ich hatte das Gefühl, als wären wir hier nicht alleine. "Hallo? Ist hier jemand?", fragte ich ins Nichts. Ich war ja auch blöd, als ob jetzt jemand sagen würde, ja hi ich beobachte dich. Vielleicht war es aber auch nur ein Vogel. Das würde jedenfalls das Verhalten des Hundes erklären. Aber mein Gefühl sagte mir, dass es definitiv kein Vogel war. Aber was war es dann oder besser gesagt wer?

Mit einem mulmigen Gefühl im Magen ging ich langsam weiter. Ich redete mir ein, dass das alles nur Einbildung war und ich zu viele Horrorfilme geschaut hatte. Doch als ich ein Geräusch vom Busch hörte, war mir das doch zu viel.

Mit schnellen Schritten verließ ich den kleinen Park und brachte den Hund wieder zu Madam Rosett, der ich allerdings nichts von dem Vorfall berichtete.

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