"Wie wäre es denn mit dem hier?", fragte mich Izzy zum gefühlt hundertsten Mal und hielt dabei ein weißes Prinzessinnenkleid hoch. "Ich gehe auf einen Geburtstag und heirate nicht Milan. Also nein.", entgegnete ich.Sie kommentierte dies nicht, sondern grinste nur. In diesem Moment wurde mir auch klar, was ich da eben von mir gab. "Wie wäre es denn mit dem gelben da?", fragte ich sie und deutete währenddessen auf ein gelbes bodenlanges Kleid, das im Schrank hing. "Niemals. Du willst doch nicht komisch aussehen. Nein, das passt garnicht zu dir und deiner Persönlichkeit.", meinte Izzy.
"Und welche Farbe passt zu meiner Persönlichkeit?", wollte ich wissen. "Naja, an sich würde ich ein helles Blau sagen, das betont deine dunklen Augen. Aber wir wollen ja Milan ärgern, deswegen brauchen wir eigentlich ein rotes Kleid, was deine Figur betont und sexy ist. Verstehst du?", erklärte sie.
"Nein, nein, nein. Das ist der Geburtstag seiner Tante. Da muss ich Milan nicht beeindrucken.", meinte ich und sah sie dabei ernst an. "Jaja.", entgegnete sie nur und wandte sich dann wieder dem gigantischen Kleiderschrank zu. "Du weißt, was jaja bedeutet, oder?", fragte ich sie. "Jup, ich weiß immer, was ich sage.", erwiderte sie mit einem unschuldigen Gesicht. Leicht genervt verdrehte ich meine Augen und setzte mich auf die Couch, die in dem kleinen Ankleidezimmer stand.
Gefühlte Jahre später stand ich dann doch begeistert vor Izzy und hatte - wer hätte es gedacht - doch ein rotes Kleid an. Izzy konnte mich dann wirklich überzeugen. Keine Ahnung, wie sie das geschafft hatte, aber nun trug ich dieses Kleid. Außerdem war die Sache zwischen Milan und mir ja dann doch irgendwie geregelt. So ganz hatte ich das Gespräch nicht im Kopf, aber ich wusste, dass wir uns entschuldigt hatten.
"Du siehst perfekt aus.", staunte sie nicht schlecht und wir betrachteten uns im Spiegel. "Du siehst aber auch gut aus.", sagte ich zu meiner Freundin und umarmte sie. Izzy trug ein dunkelgrünes, bodenlanges Kleid, das leicht glitzerte und ihre Figur super betonte. Ihre schwarzen Haare waren gelockt und zu einem halben Zopf gebunden.
Ich hingegen trug ebenfalls ein bodenlanges Kleid, allerdings ja in rot, was an der linken Seite vom Bein einen Schlitz bis hoch zu den Oberschenkeln hatte. Meine Haare waren allerdings nur wellig und ich trug sie offen.
Nachdem Izzy und ich uns noch geschminkt hatten, verließen wir das Zimmer. Mittlerweile war es schon spät und dementsprechend auch schon dunkel. Der ganze Tag war irgendwie verschoben, dadurch dass wir so lange geschlafen hatten.
"Wo sind denn Diego und Milan?", fragte ich sie, da die zwei nicht, wie gewöhnlich, auf uns warteten. "Die sind schon vor Ort. Wir sollen einfach dazu kommen, da die sich noch ein bisschen um das Organisatorische gekümmert haben.", erklärte sie mir. "Ah okay. Haben wir einen Fahrer?", fragte ich sie und richtete nochmal meine Schuhe, die etwas drückten. Es war schon ewig her, dass ich in hohen Schuhen gelaufen bin. "Ja.", kreischte Izzy fast schon und zog mich nach draußen zu einer Limousine. "Wow.", staunte ich nicht schlecht.
Nach einer halben Stunde Fahrt kamen wir an dem Gebäude an, wo wir den Geburtstag feiern würden. "Was ist das für ein Haus?", fragte ich Izzy, als wir ausstiegen. "Das, meine Liebe, ist ein total altes Gebäude. Man sagt, dass es von Göttern erbaut wurde. Ob das stimmt - keine Ahnung. Auf jeden Fall steht es der Stadt für irgendwelche Veranstaltungen zur Verfügung, so auch für Giulias Geburtstag.", informierte sie mich.
"Wow, das ist ja interessant.", meinte ich und gemeinsam gingen wir auf das Gebäude zu. Ich musste ehrlich zugeben, dass das weiße Gebäude mit den Säulen wirklich etwas hatte, das in Bezug zu Göttern stand.
Ich wollte schon durch die großen Türen gehen, da hielt mich Izzy aber am Arm zurück: "Warte noch." Verwundert sah ich sie an. "Worauf denn? Sieht nicht so aus, als würde die Party hier draußen stattfinden.", meinte ich und sah mich in dem Vorgarten um, der nicht wirklich geschmückt war. Nur an den Seiten standen eine Art Laternen, die das Gelände beleuchteten.
"Wir können ja schlecht ohne Begleitung da rein gehen.", sagte sie und als ich zwei starke Arme um meine Taille spürte, wusste ich auch, was sie damit meinte. "Du siehst bezaubernd aus, Liebes.", flüsterte Milan mir ins Ohr und eine Gänsehaut machte sich auf meinem Körper breit. Ich drehte mich zu ihm um, dabei ruhten seine Hände allerdings weiterhin auf meiner Taille. "Du siehst auch ganz nett aus.", sagte ich zu ihm mit einem Grinsen. "Ganz nett? Die Torte, die drin steht, ist ganz nett, ich hingegen sehe atemberaubend aus.", meinte er selbstsicher. "Jaja.", entgegnete ich und hakte mich bei ihm ein.
"Können wir?", fragte Milan an Izzy und Diego gewandt, die neben uns standen. "Ich denke schon.", entgegnete Diego und gemeinsam traten wir durch die großen Türen in das Gebäude.
Der Raum wirkte wirklich göttlich. Von der Decke hingen edle Kronleuchter, die den Raum erhellten. Alles war in Weiß- und Goldtönen gehalten und passte perfekt zusammen. Doch ich hatte kaum Zeit mich wirklich umzuschauen, da ich von Milan zu seiner Tante und seinem Onkel mitgezogen wurde.
"Ihr seid da, wie schön euch zu sehen.", begrüßte uns Giulia und umarmte uns alle. "Topolina, du siehst wunderschön aus.", sagte sie zu mir mit einem Lächeln im Gesicht.
Nachdem wir Giulia gratuliert und Giovanni begrüßt hatten, wurden wir von Giulia dazu gezwungen, mit irgendwelchen Leuten zu reden. Es waren wirklich viele Menschen da, die entweder ferne Verwandte oder Freunde der Familie waren.
"Was machen denn die Russo Brüder hier?", flüsterte ich Milan zu, als ich die beiden sah. "Sie sind sowas wie Freunde von unserer Familie. Daher war es auch kein Problem mit ihnen den Deal einzugehen.", erklärte er mir und ich nickte.
"Milan, Mimmi, wie schön euch hier gemeinsam zu sehen.", begrüßte uns Alessandro mit seinem Bruder im Schlepptau. "Mimmi, meine Hübsche, wie geht es dir?", fragte mich Roberto. Ich merkte, wie sich Milan bei den Worten ein wenig verspannte und wie automatisch griff ich nach seiner Hand. "Uns geht's ganz gut, wie geht's euch denn so?", fragte ich extra an beide gewandt.
"Der Flug war ein bisschen anstrengend, aber ansonsten geht's.", antwortete Alessandro. "Milan, wo ist denn der ganze Alkohol?", wollte Roberto wissen und sah sich suchend um. "Nachher wird mit Sekt angestoßen, aber du kannst mal da hinten am Buffet schauen, da müsste auch schon was stehen.", entgegnete Milan, ließ sich seine genervte Art jedoch nicht unbedingt ansehen.
"Ich entschuldige meinen Bruder, dass er dem Alkohol immer hinterherrennt wie den Frauen. Aber ich sollte etwas auf ihn acht geben.", meinte Alessandro, nachdem Roberto weg war und ging ihm hinterher.
"Nett.", meinte ich zu Milan und drehte mich zu ihm. "Hey, alles gut bei dir?", fragte ich ihn etwas besorgt. Er lächelte mich warm an, seine Hände legte er dabei auf meine Taille: "Du bist hier, das allein macht mich schon glücklich."
Bei diesen Worten machte mein Herz einen Satz.
"Ich störe euch beide ja ungern, aber wir wollen anfangen.", unterbrach uns Giulia. Milan ergriff meine Hand und gemeinsam mit Giulia, Giovanni, Diego, Izzy, Milan und zwei weiteren Brüdern stellten wir uns auf die gigantische Treppe, die ins Obergeschoss führte. Die Treppe befand sich mitten im Raum, sodass eigentlich jeder eine gute Sicht hatte.
"Wieso stehen nur wir hier und nicht alle deine Cousins?", fragte ich Milan leise. Er lachte leicht: "Stell mal alle hier hin, da wäre kein Platz mehr übrig. Auf der Treppe zur Eröffnung des Abends stehen immer nur die Ältesten oder die Jüngsten. Diesmal sind es die Ältesten."
Giovanni ließ sein Glas erklingen und sofort galt die Aufmerksamkeit uns. Giulia trat mit ihrem prachtvollen schwarzen Kleid vor und begann ihre Rede zu halten:
"Liebe Familie, Freunde und liebe Gäste, ich freue mich auch dieses Jahr euch wieder hier haben zu können und mit euch feiern zu können. Wie ihr wisst, bedeutet mir meine Familie alles, weswegen ich auch sehr glücklich bin, dass alle heute da sein können. Unseren neuesten Zuwachs haben die meisten wahrscheinlich schon kennengelernt, Mimmi Evans an der Seite von meinem Neffen Milan. Traditionell wird daher der Tanz von ihnen eröffnet."
Wir mussten den Ball eröffnen? Wieso hat mir das denn keiner gesagt?
Die Menge begann zu klatschen, Milan sah mich lächelnd an und hielt mir seine Hand hin: "Darf ich Sie um diesen Tanz bitten, Miss Evans?"
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Life with secrets and lies
CasualeEin Leben lang in Geheimnissen und Lügen leben, weit entfernt von der Wahrheit. Das ist das Leben von der Studentin Mimmi Evans, die vor kurzem erst 19 Jahre alt geworden ist. Knappe drei Jahre zuvor sind ihre Eltern ums Leben gekommen, seitdem lebt...