Kapitel 45

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"Liebes? Wir sind da.", weckte mich Milan erstaunlich ruhig. Ich öffnete meine Augen und nahm meinen Kopf von Milans Schulter. Moment, was? Ich habe auf ihm geschlafen und er hat nichts dagegen getan? War das wirklich Milan oder hatte er einen Zwillingsbruder? Müde rieb ich meine Augen und streckte mich.

Als wir aus dem Flugzeug stiegen, blendete mich direkt die Mittagssonne Siziliens. Italien, ein schönes Land. "Keine Sorge, du hast noch ein bisschen Zeit, um dir alles anzuschauen, aber jetzt müssen wir erstmal los.", meinte Milan und ich folgte ihm die Flugzeugtreppe runter.

Wir liefen geradewegs auf ein schwarzes Auto zu und Milan öffnete mir die Tür. Was war denn mit ihm los? Wieso war er so nett oder spielte er hier gerade etwas vor? Doch ich sagte nichts. Hätte wahrscheinlich eh nichts gebracht.

Gute zehn Minuten fuhren wir schon durch kleine Städte und weite Landschaften. Es war einfach wunderschön. Die ganzen Felder sahen atemberaubend aus und dann noch das Meer - es war perfekt.

"Wir sind da.", sagte Diego und wir stiegen aus dem Auto. Als wir ausstiegen, hatte man wieder diesen rundum Meerblick, der mich so faszinierte. Doch als ich mich weiter umsah, blieb mein Blick an dem Anwesen hängen.

"Und hier wohnt eure Familie?", fragte ich erstaunt an Milan und Diego gewandt. Milan allerdings ignorierte mich wieder, aber Diego war so lieb und antwortete mir: "Ja genau, hier wohnen alle, also meine Eltern und Geschwister. Milans Tante, Onkel und seine Cousins - verstehst du?"

"Ah ja, genau, das hat Milan erzählt. Vergesse manchmal, dass ihr verwandt seid.", erklärte ich ihm und musste leicht lachen. Milan und Diego hatten so eine unbeschreibliche Art an sich, dass sie nicht wie Cousins wirkten. "Wir können dir das gerne später erklären, aber so langsam...", meinte Izzy und deutete auf die Haustür. Ich verstand, was sie meinte und keine Sekunde später stand Milan schon zu meiner Rechten.

Als Diego klingelte, spürte ich, wie meine Nervosität stieg. Vor Freunden Milans Freundin, Verlobte oder Ehefrau zu spielen, war ja noch okay. Doch jetzt musste ich das vor seiner Familie tun. Die Menschen, die ihn besser kannten als sonst wer. Die Menschen, die am ehesten bemerken würden, dass hier etwas faul war.

"Ciao, Diego.", begrüßte ihn freudig eine Frau, die wahrscheinlich seine Mutter war. Ehe Diego irgendwie reagieren konnte, wurde er schon in eine herzliche Umarmung gezogen und ich musste leicht lächeln. Meine Mutter freute sich auch immer sehr, wenn sie mich sah. Sie hätte auch so reagiert.

"Izzy, meine Hübsche und Milan, mein Liebling.", begrüßte sie nun auch Milan und Izzy. "Und du musst Mimmi sein. Willkommen in der Familie, topolina. Freut mich dich endlich kennenzulernen.", sprach die Frau mit einem leichten italienischen Akzent zu mir.

Sofort wurde ich auch von ihr in eine herzliche Umarmung gezogen. "Freut mich ebenfalls, Misses...", weiter kam ich allerdings nicht. "Bitte, bitte nenn mich doch Giulia.", meinte sie. Ich nickte und sie lächelte mich warm an.

"Aber kommt doch erstmal rein, die anderen warten schon. Sie wollen vor allem dich kennenlernen, topolina.", sprach Giulia, das letzte wieder direkt an mich gewandt. Mit einer einladenden Handgeste bat sie uns ins Haus und führte uns in das große Wohnzimmer, wo wirklich ein paar Menschen warteten.

Etwas unsicher stellte ich mich ein Stückchen näher an Milan, da mich viele neue Leute dann doch verunsicherten. An sich hatte ich gar nichts mehr dagegen, neue Leute kennenzulernen, doch das war immer noch Milans Familie. Schon die ganze Zeit über hatte ich meine Bedenken und Sorgen über diese Situation.

Milan musste offensichtlich meine Unsicherheit bemerkt haben, da er nach meiner Hand griff. Wobei, wahrscheinlich wollte er nur den Schein wahren. Er war noch sauer und würde es auch sehr sicher noch bleiben. Da war wahrscheinlich kein bisschen Sorge um mich drin.

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