Haarscharf ging die Kugel an Milans Schulter vorbei und traf die Fensterfront, welche direkt in tausend Teile zersprang."Mimmi, du bleibst gefälligst da wo du bist.", rief mir Mario zu, der am anderen Ende des Raumes hinter einem kleinen Schrank kniete. Er sprach wieder in diesem Ton, der mir eine Gänsehaut bereitete. "Wieso sollte Mimmi auf dich hören, du Nichtsnutz.", meinte Milan spöttisch. "Ach, wenn du nur wüsstest, mein Freund.", erwiderte Mario.
Direkt warf ich ihm einen mehr als nur verärgerten Blick zu. Milan sollte die Wahrheit erfahren, allerdings nicht so. Nicht durch Mario. Nicht in so einer Situation.
Milan blickte kurz zu mir, ehe er sich erneut Mario zuwandte. "Große Klappe, nichts dahinter, würde ich mal sagen. Was ist nur aus dir geworden, mein Freund? Nicht mal die Eier in der Hose um zu kämpfen, wenn du schon meine Frau entführst.", entgegnete Milan mit so viel Hass, dass ich doch zweifelte, ob wir das alle überleben würden.
Wobei Milan hatte meine Frau gesagt, dieser Ausdruck ließ mein Herz dann doch dahinschmelzen. "Tja, ich bin so geworden, weil du meinen Cousin und meinen Onkel getötet hast.", meinte Mario ebenfalls hasserfüllt. Er sprach das so deutlich und betonend aus, dass ich seinen Blick förmlich auf mir spüren konnte. Doch mein Blick galt zuerst noch Milan wegen seiner Aussage.
"Mario, lass endlich den Scheiß, ich habe es doch verstanden, verdammt nochmal.", meldete ich mich endlich mal zu Wort und sowohl Mario als auch Milan sahen mich verblüfft an. Diego zog scharf die Luft ein und Izzy musste leicht schmunzeln. Gott, ich hatte sie so sehr vermisst.
Ich fasste endlich den Mut zusammen und stand von der Treppenstufe auf, auf der ich die ganze Zeit saß. Ohne einen wirklich endgültigen Plan lief ich in die Mitte des Raumes, um mich zwischen die Fronten zu stellen.
Wir befanden uns auf dem Dachboden von Marios Haus. Es war staubig und nur die alten Glühbirnen erhellten den Raum. Mario und seine Leute waren deutlich in der Überzahl und besetzten ungefähr zwei drittel des Raumes. Milan, Diego und Izzy hielten sich relativ versteckt neben den Wänden, wo der Schornstein vorbei nach oben lief. Dieser schützte sie von der rechten Seite, vor ihnen stand auch eine kleine Ablage und links konnte ich sie direkt von der Treppe sehen.
Es schien fast so, als wäre das Haus extra für solche Fälle gebaut worden. Es führten zwei Treppen nach oben. Eine vorne und eine weiter hinten vom Dachboden. Nur komisch war, dass Mario an der hinteren Treppe war und Milan und seine Leute an der vorderen. Ich bin aber auch Marios Männern begegnet, als ich hier hoch bin. Deswegen wollte der eine Mann auch nicht hoch gehen. Mario hielt ganz klar seine Männer zurück.
"Okay, ich habe keine Ahnung, was hier los ist. Mario, erzähl mir das nächste Mal doch einfach von deinem verschissenen Plan, dann bin ich nicht so verwirrt.", fluchte ich, weswegen ich mehr als nur komische Blicke von Milan und Diego erhielt. Izzy schmunzelte wieder, was mich irgendwie stärkte.
"Ihr benehmt euch echt wie Kinder, und zwar alle beide. Ich meine, was ist das hier? Du hast mir meine Förmchen geklaut, also klaue ich dir auch deine? Wie alt seid ihr? Fünf oder was?", redete ich so, als wäre das hier keine mehr als nur ernste Situation gewesen.
"Mimmi, was redest du da bitte für einen Scheiß. Geh doch einfach bitte aus der Schusslinie und lass mich das klären.", meinte Milan und wirkte dabei ziemlich ernst. Doch ich ließ mich nicht beirren. "Nein, Milan. Ihr hört mir jetzt alle mal zu, sonst kommt hier keiner lebend raus, weil ihr so verdammt stur seid.", regte ich mich weiter auf.
"Es hat keinen Sinn, er wird nie aufhören.", meldete sich Mario wieder zu Wort. "Verständlich, du hast mich entführt. Dachtest du ernsthaft, das hätte keine Konsequenzen?", fragte ich ihn, ohne eine vernünftige Antwort zu erwarten. "Durch mich hast du die Wahrheit erfahren.", erwiderte er.
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Life with secrets and lies
RandomEin Leben lang in Geheimnissen und Lügen leben, weit entfernt von der Wahrheit. Das ist das Leben von der Studentin Mimmi Evans, die vor kurzem erst 19 Jahre alt geworden ist. Knappe drei Jahre zuvor sind ihre Eltern ums Leben gekommen, seitdem lebt...