Wütend steuerte ich die Gruppe Jugendlicher an. "Leo, was soll der Scheiß?", versuchte ich ruhig zu bleiben, was mir allerdings nicht so gelang."Wonach sieht's denn aus? Ich rege mich von der Reaktion der alten Frau ab.", erwiderte er in einem abwertenden Ton. Kurz danach griff er sofort wieder nach der Alkoholflasche und seine Kumpel bejubelten ihn.
Ich fühlte mich hilflos, wollte mir dies aber nicht anmerken lassen. Theoretisch hatte ich kein Recht mich einzumischen. Mrs. Humphrey hatte in einer gewissen Weise Recht - ich war nicht seine Sorgeberechtigte bzw. Erziehungsberechtigte. Milan stand in der Verantwortung für ihn, nicht ich.
Zudem war ich die Falsche, die etwas dagegen sagen konnte, da ich selbst eine Zeit hinter mir hatte, in der ich meine Probleme in Alkohol getränkt habe.
"Vögelst du die Alte da?", meinte einer der Jungs und deutete mit einer Kopfbewegung auf mich. Dass er angetrunken war, merkte man ja mal so überhaupt nicht...
Dadurch, dass er aber angetrunken war, ließ mich der Kommentar eher kalt. Die Bemerkungen von Pablo im Restaurant störten mich mehr, sogar immer noch.
Doch Leo mochte den Seitenhieb seines Freundes offensichtlich gar nicht. Er ließ die Flasche fallen, sodass sich die ganze Flüssigkeit auf dem Boden verteilte, und ging auf den Jungen los.
"Was hast du da gesagt?", knurrte er fast schon und drückte den Jungen am Hals an die Wand. "Ob du die Alte fickst? Sie ist heiß.", meinte der Typ und musterte mich von oben bis unten. Ekelhaft.
Ehe ich mich versah, landete die Faust von Leo in dem gegenüberliegenden Gesicht. Er schlug immer wieder zu, so wie ich es beim Boxsack hin und wieder tat.
Die anderen jubelten und ich wunderte mich echt, wieso die alle nicht im Unterricht waren. Oh Gott, bitte waren das nicht die Jungs, die alle suspendiert worden sind, da sie bei der Schlägerei mit Leo dabei waren.
Was sollte ich tun? Ich erinnerte mich nur zu gut an die Situation in der Bar, als ich mich das letzte Mal in eine Schlägerei eingemischt habe.
"Leo, es reicht.", sagte ich ernst aber mit einer ruhigen Stimme. Ich ging auf die zwei zu, schob Leo weg und kniete mich zu dem verletzten Jungen, der am Boden lag. Kurzerhand nahm ich ein Taschentuch aus meiner Tasche und hielt es dem Jungen so unter die Nase, dass die Blutung gelindert wurde.
"Nein, Leo fickt mich nicht, wie du es eben so schön formuliert hast. Außerdem schwöre ich dir, wenn du so etwas noch einmal sagst...", fing ich in einem bedrohlichen Ton an, während ich ihm mit dem Taschentuch die Luft abdrückte. "Dann Gnade dir Gott, du wirst dann nämlich nicht nur mit ein paar mickrigen Verletzungen davon kommen.", vollendete ich meinen Satz und ließ von ihm ab.
"So, es freut mich, dass wir das so gut klären konnten. Ich denke mal, ihr wisst, dass Leo und ich das nicht aufräumen werden.", sagte ich und deutete auf die Alkoholflaschen, die verstreut auf dem Boden lagen. "Also beeilt euch lieber, bevor die Pause wieder losgeht.", meinte ich und schnappte mir Leo. "Du, mitkommen.", mein Ton klang nicht mehr so freundlich und ich zerrte Leo am Arm mit zum Auto.
"Einsteigen.", sagte ich genervt, da er keine Anstalten machte, einzusteigen. Nach einem genervten Blick von Leo, der mir galt, stieg er dann auch endlich mal ein.
"Du weißt, dass ich dich nach der Situation eigentlich lieber laufen lassen würde? Doch ich kann gerade nicht wirklich sagen, ob du dann wirklich nach Hause kommst.", meinte ich, während ich den Motor startete.
"Und du weißt, dass Milan es nicht mag, wenn man seine Autos einfach nimmt?", entgegnete er. "Ich habe gefragt.", antwortete ich trocken. „Na sicher.", war sein Konter. Naja, da war er auch mal kreativer.
DU LIEST GERADE
Life with secrets and lies
RandomEin Leben lang in Geheimnissen und Lügen leben, weit entfernt von der Wahrheit. Das ist das Leben von der Studentin Mimmi Evans, die vor kurzem erst 19 Jahre alt geworden ist. Knappe drei Jahre zuvor sind ihre Eltern ums Leben gekommen, seitdem lebt...