"Mimmi, geh sofort von Milan runter!", forderte mich Diego entsetzt auf. Nachdem ich aber immer noch nicht reagierte, zog mich Diego von seinem besten Freund runter."Milan, hey, bleib bei mir. Schau mir in die Augen.", versuchte Diego Milan zu helfen, während er auf Milans Wangen rum patschte. Ich hingegen stand nur regungslos daneben und schaute mir stillschweigend dieses Szenario an.
Bevor ich allerdings in irgendeiner Hinsicht reagieren konnte, reagierte Milan: "Alles gut, nur dieses Mädchen hat ganz schön viel Power." Seine leicht brüchige Stimme beruhigte mich irgendwie, genauso wie sein Lächeln.
Ein Glück - ich hatte ihn nicht so stark verletzt.
Die Worte von ihm sorgten zusätzlich dazu, dass ich mich aus meiner Starre löste. Sofort zog ich meine Boxhandschuhe aus und kniete mich neben Milan. "Oh Gott, das tut mir so leid, das wollte ich gar nicht.", entschuldigte ich mich mit einem flehenden Unterton.
Theoretisch könnte er mich nun rauswerfen, mich meinem Schicksal und meinen Ängsten überlassen, doch seine Worte waren beruhigend: "Alles gut, ich habe es ja selbst provoziert."
"Wieso hast du dich denn nicht gewehrt?", fragte Diego vorwurfsvoll an Milan gewandt. "Mimmi hätte nie richtig zugeschlagen, also habe ich sie etwas gereizt. Hat ja auch offensichtlich geklappt. Gewehrt habe ich mich nicht, damit sie ihre ganze Wut rauslassen kann.", erklärte er sich, zwischendrin aber nach Luft schnappend.
Das war sein Grund? Deswegen ließ er mich auf sich einschlagen? "Nächstes Mal nenn nicht den Namen Yasmine, sonst kommst du nicht nur mit ein paar blauen Flecken davon.", ermahnte ich ihn.
"Sie scheint aber ein provozierendes Thema zu sein. Also hat es was gebracht.", meinte er, während er sich aufsetzte.
Milan kannte mich nicht, er wusste die Gesichte von Yasmine und mir nicht. Und das war auch besser so. Doch diesen Namen wollte ich einfach nicht mehr hören.
"Ich will diesen Namen nicht mehr hören.", sagte ich mit ernster Stimme. Milan und Diego sahen mich verwundert an. "Ich gehe jetzt frühstücken.", bemerkte ich und stand wieder auf.
Aus dem Augenwinkel konnte ich noch immer ihre verwunderten Blicke sehen, doch diese störten mich eher weniger. Ohne mich noch einmal umzudrehen, verließ ich den Raum und begab mich auf den Weg nach oben.
In der Küche angekommen, setzte ich mich erstmal auf einen Hocker an der Kücheninsel. Sofort kam auch Madam Rosa aus der hinteren Küche.
"Schätzchen, Sie sehen sehr blass aus. Sie sollten unbedingt etwas essen.", bemerkte die kleine alte Dame.
Ich musste lächeln, da ihre Fürsorge so unglaublich süß war. Sie erinnerte mich total an meine Oma, die auch immer wollte, dass ich genug esse.
"Was ist los, Schätzchen? Ich sehe doch, dass Sie etwas bedrückt.", meinte sie. "Naja, ist schwer zu erklären.", fing ich an. "Ich bin eben beim Training etwas ausgerastet und habe möglicherweise Milan geschlagen.", vollendete ich meinen Satz.
Madam Rosa sah mich erstaunt an: "Und was meinte Mr. Sánchez dazu?"
"Um ehrlich zu sein, wirkte er relativ ruhig. Er schien jetzt nicht sauer oder so zu sein.", erklärte ich ihr, während sie mir Frühstück zubereitete.
"Mr. Sánchez scheint Sie echt zu mögen. Normalerweise würde die Person nicht mehr leben, die ihm zu nahe kommt bzw. keiner würde sich das überhaupt trauen.", sagte sie.
Ich stutzte. Ich hatte keine Ahnung, was ich sagen sollte. Was sollte man darauf denn antworten?
Also überspielte ich die unangenehme Situation, indem ich an meinem Kaffee nippte, den mir Madam Rosa hingestellt hatte.
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Life with secrets and lies
RandomEin Leben lang in Geheimnissen und Lügen leben, weit entfernt von der Wahrheit. Das ist das Leben von der Studentin Mimmi Evans, die vor kurzem erst 19 Jahre alt geworden ist. Knappe drei Jahre zuvor sind ihre Eltern ums Leben gekommen, seitdem lebt...