Kapitel 34

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Nach dem Gespräch mit Milan über den heutigen Abend hat er mir quasi frei gegeben. Ich sollte mich doch ausruhen und auf die spätere Verabredung vorbereiten. Eigentlich würde ich auch nur an das denken, aber es war erst Mittag und wir mussten erst um 20 Uhr da sein. Also konnte ich mir auch später den Kopf daran zerbrechen.

Wäre das Gespräch mit Milan und halt diese Verabredung nicht dazwischen gekommen, hätte ich noch weiter mit Izzy trainiert. Doch sie war irgendwie wieder verschwunden. Ist ja auch verständlich, Milan meinte ja, dass wir nicht weiter trainieren mussten.

Aber mir ließ das Ganze keine Ruhe. Ich mochte es nicht, schwach zu sein, mich nicht verteidigen zu können und einfach auf die Hilfe anderer angewiesen zu sein. Also nahm ich es selbst in die Hand. Irgendwie musste es ja weitergehen.

Da Milan im Keller ja auch eine Art Fitness Studio hatte, begab ich mich dort hin. Ich wollte weiter trainieren, egal ob jemand bei mir war oder nicht. Durch das Joggen war ich ja auch schon aufgewärmt und daher konnte ich direkt loslegen.

Mein Vorteil war wirklich, dass Vanessa mich immer mit ins Fitness Studio geschleppt hatte. Sie wollte sich nicht alleine anmelden und da ich sowieso nichts besseres zu tun hatte, stimmte ich ihr zu. Seit je her gingen wir gemeinsam ins Fitness Studio. Wenn ich jetzt so drüber nachdachte, tat es mir schon leid, dass ich hier fest saß und nicht bei ihr war. Sie fehlte mir.

Da ich aber zum Trainieren und nicht zum Nachdenken hier war, begab ich mich auf eine Sportmatte. Für den Anfang schadeten ein paar Dehnübungen ja nicht. Die Routine, die ich normalerweise hatte, machte ich hier auch. So wusste ich, wie weit ich gehen konnte und welche Übungen für mich gut waren.

Als ich mit den Übungen, die auch die Bauchmuskulatur beinhalteten, fertig war, wollte ich mit ein paar Gewichten üben. Also nahm ich mir die passenden Gewichte und übte an der Bankdrückmaschine.

Normalerweise übte ich mit etwas weniger Gewicht, aber ich wollte mich mal steigern. Doch beim zweiten Anlauf merkte ich, dass das Gewicht doch zu schwer war. Ich wollte es eigentlich absetzen, aber das Gewicht drückte zu stark nach unten.

Doch zu meiner Überraschung wurde das Gewicht leichter. Erst als mein Blick wieder klarer wurde, sah ich, dass mir zwei starke Hände halfen. "Dankeschön", sagte ich zu dem Jungen, als ich mich wieder aufgerichtet hatte. "Kein Problem, das nächste Mal würde ich dir aber etwas leichtere Gewichte empfehlen.", kam es von ihm.

Verlegen richtete ich meinen Zopf. "Ja, danke für den Tipp.", sagte ich zu ihm. Toll, er musste auch denken, dass ich eine Idiotin war.

Ich musterte ihn. Er sah etwas jünger aus als ich, vielleicht so 3 bis 4 Jahre. Zudem sah er aus wie eine Mini-Version von Milan - dunkle Haare, dunkle Augen und ein ähnliches Auftreten. Nur dass er etwas kleiner war, doch das war sicherlich dem Alter geschuldet.

"Tut mir leid, wenn ich jetzt komisch klinge, aber wer bist du?", fragte ich ihn, da ich wirklich keine Ahnung hatte. Milans Sohn konnte er nicht sein, das würde vom Alter her nicht passen. "Stimmt, wir haben uns noch gar nicht kennengelernt. Du musst Mimmi sein, oder? Ich bin Leo.", antwortete er mir.

Ich erwiderte sein Lächeln: "Freut mich sehr, Leo. Ja genau, ich bin Mimmi, das Mädchen, was irgendwie in diese Situation geraten ist." Er lachte: "Ja, das hat Milan erzählt. Du glaubst gar nicht, wie aufgebracht er war, als du so lange nicht bei Bewusstsein warst."

"Ohje, so viel Ärger nur wegen mir. Super. Aber naja, er lebt ja noch.", meinte ich trocken, während ich mir wieder die Boxhandschuhe nahm, da ich genug von Gewichten hatte. "Soll ich dir helfen?", bot er mir an und schenkte mir einen erwartungsvollen Blick.

Nachdem ich sein Angebot annahm, gingen wir wieder zu den Boxsäcken. Ich stellte mich so hin, wie Milan es mir gezeigt hatte, und schlug zu. Leo ließ mich ein paar Mal zu schlagen und beobachtete stillschweigend das Geschehen. Von der Stille ließ ich mich aber nicht beirren.

Nach ein paar Minuten unterbrach er mich. "Du schlägst schon sehr gut, deine Technik bringt dir viel durch deine Kraft. Nur du musst darauf achten, dass du präziser schlägst. Du schlägst einfach nur zu und denkst nicht groß darüber nach.", meinte er.

"Achso, du meinst, ich sollte mehr darauf achten, wo ich hin schlage oder wie?", fragte ich ihn. "Ja, genau, einfach nur zu schlagen, ist nicht immer das Beste. Du musst wissen, wie du deinen Gegner am besten besiegen und ausschalten kannst.", entgegnete er.

"Wie alt bist du denn, dass du schon solche Tipps geben kannst?", fragte ich ihn leicht überfordert. Er lachte wieder: "Danke, schätze ich mal. Ich bin 14." Bitte was? Leicht erstaunt sah ich ihn an. Ich hätte ihn noch einen Ticken älter geschätzt, aber 14? Krass. "Mich schätzen viele aber älter, da bist du nicht alleine.", meinte er noch und deutete mir, dass ich weiter üben sollte.

Es verging eine ganze Weile. Zwischendurch verschwand Leo immer mal wieder, sodass ich auch alleine trainieren konnte, aber er kam immer mal wieder. Momentan war er da und wir hatten einen Wettstreit. Ich habe ihn herausgefordert, wer es länger in der Planke schafft. Doch er war gut.

Ich versuchte mich zu halten, doch schließlich setzte ich ab. Ich war dann doch echt fertig. Erschöpft lag ich nun auf der Matte und versuchte meinen Atem zu kontrollieren.

"Na, macht er dich fertig, Liebes?", ertönte die Stimme von Milan hinter mir. Ich drehte mich auf den Rücken und sah ihn an. "Er ist verdammt gut. Er macht mich echt fertig.", antwortete ich leicht außer Atem. Er lachte und auch Leo konnte sich ein Grinsen nicht verkneifen. Ja, die zwei waren definitiv aus einem Holz geschnitzt.

"Jung, aber teilweise besser als andere Männer von mir. So war Leo schon immer. Schön, dass ihr euch kennengelernt habt, ich hatte tatsächlich noch keine Möglichkeit, euch vorzustellen.", sagte er. "Ja, Leo hat mir beim Training geholfen.", meinte ich und Milan musste lächeln. "Sehr gut, er kann dir auch viel beibringen und lernt dabei selbst noch."

"Ich wollte dir aber eigentlich nur Bescheid sagen, dass du dich langsam fertig machen solltest. Wir haben mittlerweile halb sechs und ich wollte so um halb acht hier los.", meinte Milan. "Oh, schon so spät? Okay, alles klar, dann gehe ich mal hoch. Danke.", sagte ich in einem ehrlichen freundlichen Ton, stand auf und verließ den Keller.

Als ich in meinem Zimmer ankam, fiel mein Blick auf das Bett. "Nein, das kann er unmöglich ernst meinen.", sagte ich zu mir selbst und betrachtete das Kleid, welches für den Abend gedacht war. Schnell legte ich es aber wieder auf mein Bett und verschwand im Bad. Mit Milan über das Kleid zu diskutieren, wäre sinnlos. Er hat sich wahrscheinlich etwas dabei gedacht. Oder er wollte mich einfach ärgern, konnte beides gut sein.

Egal, ich durfte nicht meckern und musste einfach das Beste für diesen Abend hoffen.

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Und das in so kurzer Zeit, das ist echt krass, danke <3 

Life with secrets and liesWo Geschichten leben. Entdecke jetzt