Glücklicherweise gab mir Milan einen Moment Zeit, um mir den Raum anzuschauen, in dem wir nun waren.Der Raum war recht einfach gehalten und mittel groß. In der Mitte des Raumes stand eine Art Tisch. Es war ein Hologramm von der Stadt zu sehen. Warte, war das so ein Teil wie in Filmen? Wenn das nämlich so etwas war, dann konnte man bestimmt da irgendwie rum wischen und dann änderte sich das Bild.
Dass ich von sowas keine Ahnung hatte, war ja klar. Woher auch? Ich kannte das nur aus Filmen oder Serien und nicht aus dem echten Leben.
Nachdem ich den Raum begutachtet hatte, stellte ich mich zu Alice, Diego, Milan und zwei anderen Typen dazu.
Da Milan bemerkt hatte, dass ich nun auch ganz dabei war, begann er zu sprechen:
"Also gut, das mit Mimmis Onkel ist soweit geklärt. Er denkt, wir seien in Venedig und würden erst in knappen drei Wochen wieder zurück sein. Also haben wir ein wenig Luft, um alles zu organisieren und zu erledigen."
Er machte eine kurze Pause, ehe er weiter sprach: "Wie ich euch schon gesagt habe, habe ich einen Plan und hätte gerne eure Meinung dazu. Ihr wisst, dass ihr mich eigentlich nicht umstimmen könnt, es sei denn jemand nennt mir einen wichtigen Gegengrund."
Er sah sich in der Runde um. Alle, eingeschlossen ich, sahen ihn erwartungsvoll an.
"Dass Mario ein Problem ist, ist ja nichts Neues. Dass er es jetzt auch auf Mimmi abgesehen hat, verschärft allerdings die Situation. Monate lang haben wir von ihm nichts mehr gehört, aber ich denke mal, dass wir von unserem guten alten Freund nun öfters hören werden. Daher mein Plan.", sagte er und machte wieder eine kurze Pause.
"Wir können Mimmi zwar rund um die Uhr beschützen, aber sollte doch irgendwas Unverhofftes passieren, muss sie selbst handeln.", sagte er und sah mich mit einem ernsten Blick an. In dem Moment konnte ich mir denken, was nun folgte.
"Und genau aus diesem Grund habe ich beschlossen, dass Mimmi nun an dem Training teilnimmt, was jeder einmal absolvieren musste.", Milan sah während des Redens in die Runde, um schon mal erste Reaktionen zu erkennen.
Er wandte sich wieder zu mir: "Das Training bzw. den darauf folgenden Test musste jeder, der in meine Mafia gekommen ist, einmal machen. Wie lange die Trainingseinheit bei dir dauert, kann ich so noch nicht sagen, aber nur, dass du Bescheid weißt."
Ich nickte. Eigentlich war das keine schlechte Idee. Wenn ich mich ein bisschen wehren konnte, würde ich das alles irgendwie überleben.
"Wer wird sie denn trainieren?", fragte Diego. "Schön, dass die Frage von dir kommt, mein Freund.", fing Milan an. "Am Anfang werde ich das übernehmen, damit ich weiß, was Mimmi schon kann und ich ihr somit die Grundlagen beibringen kann."
Diego nickte verstehend. Milan sprach weiter: "Da würde ich dich auch bitten, Alice, meine Termine so zu legen, dass ich trotzdem mit Mimmi genug trainieren kann." Alice nahm sich ihren Stift und schrieb sofort etwas auf ihren kleinen Notizblock.
"Sobald Mimmi dann das meiste gelernt hat, werden Izzy oder du mit ihr trainieren. Da muss ich Izzy aber noch fragen, wobei ich mir sicher bin, dass das kein Problem sein sollte.", sagte Milan nun wieder an Diego gewandt.
Dieser grinste nur: "Izzy kommt morgen wieder aus New York zurück, also ginge das."
Wer war Izzy? Den Namen hatte ich ja noch nie hier gehört.
Doch zu meinem Glück bemerkte Milan meinen Blick und beantwortete mir meine unausgesprochene Frage: "Izzy bzw. Isabelle ist Diegos Frau."
Ich nickte und musste irgendwie lächeln. Der Name Izzy klang sympathisch.
"Mit was wollt ihr denn anfangen? Ich muss mit deinen Terminen gucken, du weißt, manche sind dringend.", bemerkte Alice.
"Erstmal das Grundlegende, also Verteidigen und danach den Umgang mit Waffen denke ich mal.", entgegnete Milan locker.
Bitte was? Waffen? Mit weit aufgerissenen Augen sah ich ihn an. Ich würde doch nicht lernen, wie man schoss. Der war echt nicht bei klarem Verstand! Als hätte ich nichts besseres zu tun. Ich wollte doch schon immer lernen, wie man Leute abknallt.
"Sicher nicht. Ich werde hier nichts mit Waffen lernen. Geht's dir überhaupt gut? Nein, ohne mich. Lern doch alleine.", sprudelte es nur so aus mir heraus.
Mit diesen Worten verließ ich den Raum. Ich war sauer und enttäuscht zugleich. Ich dachte, ich würde einfach ein bisschen lernen, wie man zuschlägt oder so. Aber ich würde auf keinen schießen.
Okay, ich hatte Mario schon mal angeschossen, aber das war etwas anderes!
Ich brauchte jetzt auf jeden Fall frische Luft. Als ich die Tür zum Hintergarten öffnete, kam mir direkt die angenehme Abendluft entgegen. Mittlerweile war es schon dunkel und am Himmel sah man tausende Sterne.
Anstatt mich wieder auf die Liege zu legen, lief ich an den Zaun. Von hier aus konnte man perfekt auf das Meer runter blicken.
Der Höhenunterschied war zwar nicht krass, aber es war wunderschön. Unter mir lag das Meer, da das Anwesen ja auf einem kleinen Berg lag. Und über mir leuchteten die Sterne und der Mond.
Ich musste erstmal klare Gedanken fassen und bei dieser Aussicht ging das am besten.
Natürlich, sich verteidigen zu können, wäre schon gut im Ernstfall. Aber ich war definitiv nicht das Mädchen, das auf andere Menschen schießen würde.
Zumal ich ja, zum Glück, keinerlei Erfahrungen mit Waffen hatte, was auch gut so war. Daran sollte sich nichts ändern. Ich wollte nur lernen, wie man sich verteidigt. Und das normal.
"Du bist sauer, oder?", ertönte die Stimme von Milan hinter mir. Er stellte sich mit einem kleinen Abstand neben mich und blickte auch geradeaus auf das Meer.
Ohne auch zu ihm rüber zu sehen, antwortete ich ihm: "Am Anfang, ja. Ich bin nicht der Mensch, der Leute abknallt. Das mag vielleicht deine Sache sein, aber es ist nicht meine."
"Und?", hakte er nach. "Und ich bin jetzt nicht mehr so sauer wie vorher.", fing ich an und drehte mich zu ihm.
"Ich werde dein Angebot nicht ausschlagen, aber ich würde den Bereich Waffen gerne erstmal umgehen.", fuhr ich fort.
Er drehte sich nun auch zu mir und sah mich an. Im Mondschein konnte ich ein leichtes Lächeln auf seinen Lippen erkennen.
"Wir können direkt morgen anfangen, wenn du willst. Dann liegt der Schwerpunkt eben auf Verteidigung und Angriff ohne Waffen.", betonte er extra.
"Dann wäre ich dabei.", antwortete ich und musste leicht schmunzeln.
"Hast du schon etwas gegessen?", wechselte er das Thema.
Verwirrt sah ich ihn an. "Mehr oder weniger. Madam Rosa hatte mir eine Suppe gebracht, aber das ist jetzt auch schon länger her.", entgegnete ich ihm wahrheitsgemäß.
Danach habe ich bis jetzt nichts mehr gegessen. Ich war irgendwie beschäftigt. Ich habe ja Milan gesucht, habe dann Alice kennengelernt und mich mit ihr unterhalten. Anschließend habe ich gewartet und ein kleines Schläfchen draußen gemacht. Ob man das jetzt alles beschäftigt nennen konnte, war fraglich, aber es änderte nichts daran, dass ich nichts mehr gegessen habe.
"Das trifft sich ja gut.", sagte Milan. Fragend sah ich ihn an. "Was soll das heißen?"
Er lächelte: "Naja, an deiner Stelle würde ich mich beeilen. In 20 Minuten werden wir in ein Restaurant gefahren."
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Hey, ich melde mich auch mal zu Wort :)
Wollte mich mal für die fast 300 Reads bedanken <3Es gibt mir unglaublich viel Motivation zu wissen, dass Leute meine Geschichte lesen, deswegen mal ein Dankeschön <3
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Life with secrets and lies
RandomEin Leben lang in Geheimnissen und Lügen leben, weit entfernt von der Wahrheit. Das ist das Leben von der Studentin Mimmi Evans, die vor kurzem erst 19 Jahre alt geworden ist. Knappe drei Jahre zuvor sind ihre Eltern ums Leben gekommen, seitdem lebt...