Kapitel 17

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Nachdem die Jungs und ich uns am Buffet bedient und einen ruhigen Platz in der hinteren Ecke gefunden hatten, setzten wir uns. Diego war mal wieder der Erste, der sich zu Wort meldete.

"Mimmi, deine feste Freundin? Wir haben ja ganz schön viel verpasst, nicht wahr?" Man konnte die rhetorische Aussage sofort raushören. Innerlich verdrehte ich meine Augen, war ja klar, dass dazu ein blöder Kommentar kommen musste.

"Ihr habt doch diese sabbernde Mitarbeiterin auch gesehen. Wie sonst hätte ich sie denn abwimmeln sollen?", stellte ich nun eine Gegenfrage. Diego runzelte seine Stirn: "Naja, entweder sie einfach ignorieren oder sie nicht beachten." Nun musste auch Marco auf diese Antwort hin schmunzeln.

Ich schüttelte nur belustigt meinen Kopf. "Zwei sehr schlaue Möglichkeiten, schade, dass ich da nicht selbst drauf gekommen bin.", sagte ich zu den beiden ironisch.

Eine kurzer Moment der Stille trat ein und währenddessen nippte ich an meinem Kaffee. Doch ich unterbrach das Schweigen: "Aber mal ehrlich, so war es doch viel lustiger, anstatt ihr vielleicht unnötige Hoffnungen zu machen. Ich denke mal, dass sie mich jetzt nicht mehr anschmachten wird."

Marco und Diego grinsten. "Da hast du vielleicht Recht, aber sei mal ehrlich, der Gedanke, dass Mimmi deine Freundin wäre, stört dich nicht, oder? Wir bemerken nämlich deine Blicke.", sagte Diego und deutete beim letzten Satz auf Marco.

Als ich dies hörte, verschluckte ich mich fast an dem Kaffee. Marco und Diego jedenfalls wirkten ziemlich amüsiert über meine Reaktion.

"Ihr zwei wisst doch genau, dass ich in meinem Fall eine Freundin oder auch eben Frau nicht gebrauchen kann. Sie wäre doch nur eine Schwachstelle und könnte somit als Druckmittel von Feinden verwendet werden.", erklärte ich mich.

"Das ist eine sehr billige Ausrede, Milan. Du weißt ganz genau, dass sehr viele unserer Feinde auch eine Frau an ihrer Seite haben.", entgegnete mir Diego.

Ich seufzte: "Ja, das weiß ich auch, aber im Notfall könnten die sich auch verteidigen oder eben angreifen. Mimmi kann das eben nicht."

Diego setzte ein leichtes Lächeln auf: "Dann weißt du ja, was du zu tun hast. Bring ihr die wichtigsten Sachen bei."

Ich sah ihn mit einem ist das gerade dein Ernst-Blick an. "Ich glaube nicht, dass Mimmi sich in diese Angelegenheiten einmischen möchte. Sie hat schon genug durch gemacht.", sagte ich in einem ruhigen Ton.

Diego verdrehte seine Augen. "Schade, ihr würdet echt gut zusammen passen." Mit diesen Worten griff er zu seiner Kaffeetasse. Marco sagte zum Glück nichts zu dem Thema. Ich wollte einfach nur weitere Diskussionen vermeiden. Also schwiegen wir alle.

Doch der Moment dauerte leider nicht lange an. Denn plötzlich stand eine junge Frau bei uns und sprach uns an.

"Ehm, Entschuldigung? Seid ihr die Freunde von Mimmi Evans?", fragte sie. Marco und Diego sahen mich an. "Ja.", sagte ich nur und wartete das Folgende ab. "Oh, wow, dann hatte Yasmine ja Recht. Und ich dachte, sie lügt wieder für Aufmerksamkeit."

Fragend sahen Marco, Diego und ich sie an. Wer war bitte Yasmine und wer war sie überhaupt? Ich habe diese junge Frau vorher noch nie gesehen. Doch offensichtlich bemerkte sie unsere fragenden Blicke und wurde ein wenig nervös: "Oh, Entschuldigung. Ich bin Vanessa, eine Freundin von Mimmi, wir arbeiten beide hier."

Nun hatte ich den Aha-Moment, Vanessa war eine normale Freundin bzw. Arbeitskollegin und Yasmine musste wahrscheinlich diese Frau am Empfang gewesen sein, die mir so nach gesabbert hat.

"Wie kann ich dir denn weiterhelfen, Vanessa?", fragte ich sie in einem freundlichen Ton. Sie lächelte. "Eigentlich wollte ich nur wissen, ob es stimmt, was man sich hier erzählt.", sagte sie und lächelte noch breiter.

Ein wenig angespannt lehnte ich mich zurück und sah sie an: "So, was erzählt man sich denn hier?" Einen kurzen Moment stutzte sie, fand sich aber relativ schnell wieder: "Naja, ich gehe mal stark davon aus, dass Sie Milan sind. Es geht das Gerücht um, dass Mimmi einen Freund hat und auch zwei gute Freunde. Ich wollte mich nur selbst versichern, ob das stimmt, da sie mir gar nichts erzählt hat."

Diego schmunzelte und auch Marco war gespannt, was ich ihr sagen würde. Innerlich bezweifelte ich nun doch meine Entscheidung, Mimmi als meine Freundin auszugeben. Was, wenn sie das gar nicht wollte und jetzt von jedem deswegen angesprochen werden würde?

Aber ihr gar nicht zu antworten, brachte ja auch nichts. "Ja, es stimmt. Mimmi wollte es aber nicht an die große Glocke hängen.", sagte ich ihr knapp mit einem leichten Lächeln.

Eigentlich hätte ich damit gerechnet, dass ihr das als Antwort nicht reichen würde, aber anscheinend genügte es ihr vollkommen. Sie erwiderte mein Lächeln: "Das freut mich echt für sie. Mimmi hat eine schlechte Zeit hinter sich und da tun Sie ihr wahrscheinlich gut. Aber eins sollten Sie wissen, wenn Sie ihr irgendetwas antun, kriegen Sie es mit mir zu tun... Also gut, ich wünsche Ihnen noch einen guten Appetit und wenn Sie was brauchen melden Sie sich bitte.", zum Ende hin wurde sie wieder netter und verschwand dann auch so schnell wie sie gekommen war.

Ich konnte kaum einen Atemzug machen, da meldete sich Diego schon wieder zu Wort: "Du kannst es echt nicht lassen, oder?" "Was hätte ich denn machen sollen? Bei der einen ja sagen und bei der anderen nein? Das wäre doch noch auffälliger.", entgegnete ich ihm.

Klar, es war wahrscheinlich wirklich nicht die beste Idee, aber jetzt war es eh zu spät. Nur sollte ich Mimmi Bescheid sagen, damit sie nicht zu sehr überrumpelt werden würde.

"Wann meinte Mimmi, kommt sie wieder?", fragte ich die zwei. "Gegen Mittag hat sie geschrieben.", antwortete Marco. Verstehend nickte ich.

"Wie geht es jetzt eigentlich weiter? Ich meine, ewig können wir hier nicht bleiben und uns ausruhen. Wäre bestimmt auch mal angenehm, aber leider auf Dauer nicht möglich.", sagte Marco.

"Eine gute Frage. Ich werde nachher mal Alice anrufen. Mal schauen, ob der Schaden am Haus schon behoben ist, das kann ich mir aber noch nicht vorstellen. Aber ehrlich gesagt weiß ich noch nicht genau, wie wir weitermachen sollen. Mimmi ist nett und so, keine Frage, aber ich möchte sie eigentlich nicht zu weit ins Geschehen reinziehen. Das wäre viel zu gefährlich.", antwortete ich.

Auch Diego schien zu überlegen, wie wir am besten fortfahren sollten. Eigentlich wäre es Mimmi gegenüber unfair gewesen, einfach zu gehen. Sie hat sich uns anvertraut, auch wenn sie das vielleicht mehr oder weniger notgedrungen machen musste. Aber einfach gehen... Ich konnte nicht sagen, was das Beste für sie war. Entweder wir blieben irgendwie in Kontakt, aber dann könnte ihr was passieren oder wir verschwanden aus ihrem Leben und sie wäre sicher. Andererseits wirkte sie uns gegenüber so vertraut. Das war echt eine schwere Entscheidung.

Doch schon wieder wurde ich aus meinen Gedanken gerissen, diesmal aber nicht von Diego seiner Stimme, wie es sonst immer war. Verwundert darüber nahm ich mein Handy aus der Hosentasche und nahm den Anruf an.

"Was gibt's?", fragte ich. Ich hörte gespannt der weiblichen Stimme am Ende der Leitung zu und runzelte meine Stirn: "Was hat er getan? Dieses verdammte Arschloch." Kurz hörte ich ihr noch zu. "Wenn wir da sind, erkläre ich das mit dem Mädchen. Wir kommen sofort vorbei, gib uns 15 Minuten.", meinte ich.

Als ich auflegte, sah ich die fragenden Gesichter von Marco und Diego. "Wie aufs Stichwort, das war Alice, Mario war bei uns und hat Scheiße gebaut. Wir sollen sofort herkommen.", erklärte ich ihnen die Kurzfassung.

Aus meiner Hosentasche holte ich noch kurz einen 20 Dollarschein, aus Freundlichkeit, und legte diesen auf den Tisch, ehe wir das Hotel-Restaurant verließen und uns auf den Weg machten.

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