Kapitel 31

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Mimmis Sicht

Wenn Du die Wahl hättest, würdest Du lieber einen Tag in die Zukunft oder einen Tag in die Vergangenheit reisen? An sich eine einfache Frage, die jedoch tiefgründig werden kann. Einen Tag in der Vergangenheit zu verbringen und seine Liebsten wiederzusehen, wäre bestimmt toll. Aber man sagt ja, dass man die Vergangenheit ruhen lassen soll. Einen Tag in der Zukunft zu verbringen und zu sehen, wie man lebt und wie man sich entwickelt hat, wäre bestimmt auch schön anzusehen. Jedoch kann die Zukunft auch nicht so herrlich sein, wie man es gerne hätte, und man würde sich wünschen, diese nie gesehen zu haben.

Der liebliche Klang meines Weckers schmiss mich diesen Morgen aus meinem Schlaf. Warte was? Verwundert öffnete ich meine Augen und blickte auf den Nachttisch, der neben dem Bett stand.

Tatsächlich, dort lag mein Handy und der Wecker klingelte. Komisch, normalerweise stellte ich mir nie den Wecker auf dem Handy.

Doch noch mehr schockierte mich die Uhrzeit, die mein Handy anzeigte - 07:00 Uhr.

Wer stellte denn bitte an so einem Tag den Wecker so früh?

Kerzengerade saß ich nun auf meinem Bett. Milan, wer denn sonst? Der wollte mich doch verarschen, als ob ich so früh aufstehen würde. Ich war ein Langschläfer, daran konnte man nichts ändern.

Aus Trotz und weil ich wirklich noch müde war, legte ich mich wieder ins Bett und zog die Decke bis zu meinem Kinn. Keine Minute später driftete ich wieder weg.

Doch mein Glück hielt nicht ewig, denn unwillkürlich wurde ich wieder wach, da mir jemand die Decke wegzog.

"Das ist doch nicht wahr? Wie kannst du denn wieder einschlafen, du Murmeltier.", lachte Milan. "Gib mir 5 Minuten und wieder die Decke.", brummte ich.

"Ach, kein Problem, dann sehe ich mir eben weiterhin deinen wunderschönen Körper in Unterwäsche an.", meinte er trocken.

Sofort öffnete ich meine Augen und blickte in sein grinsendes Gesicht. Idiot.

"Dann gib mir wenigstens 10 Minuten, damit ich mich fertig machen kann.", waren meine Worte, während ich zum Bad trottete.

Ich schloss die Badtür hinter mir, nur um sie wieder zu öffnen: "Was willst du überhaupt so früh von mir? Hast du mal auf die Uhr geschaut?"

Er lachte: "Natürlich, ich hab ja auch deinen Wecker gestellt." Warte was? "Wer gibt dir, ausgerechnet dir, das Recht, an mein Handy zu gehen?", fragte ich ihn geradewegs.

"Liebes, du tust ja gerade so, als wäre ich zum ersten Mal an deinem Handy gewesen. Das Geburtsdatum deiner Eltern ist übrigens kein gutes Passwort.", bemerkte er.

Verdattert stand ich da. Einen kurzen Moment dauerte es, bis ich realisierte, dass ich ja momentan mit einem Mafiaboss unter einem Dach wohnte. Der hatte seine Tricks und an mein Handy konnte er bestimmt mit Leichtigkeit ran. Denn Face-ID als Code hatte ich entfernt, wie Milan es mir indirekt geraten hatte.

Ich sagte jedoch nichts mehr und schloss wieder die Tür. Vom Zimmer aus hörte ich Milan aber noch sagen: "Ich erwarte dich in 10 Minuten vor der Küche. Ach ja, zieh Sportsachen an."

Sportsachen? Och nö, kein Morgensport. Der hatte sie doch nicht mehr alle.

Eigentlich würde ich mich ja wieder ins Bett legen, aber ich war der festen Überzeugung, dass der Ärger auf jeden Fall auf meiner Seite gewesen wäre. Und so ein bisschen Sport würde mich schon nicht umbringen.

Also fertigmachen. Hätte Milan mich um 10 Uhr geweckt, hätte ich auch mehr Lust.

Naja, meckern brachte ja nichts, also los.

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