Kapitel 58

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Milans Sicht

"Wie kann es sein, dass sich hier keiner im Haus darum kümmert?", fluchte ich, als ich zu Izzy und Diego in den Trainingsraum kam. "Ganz ruhig, Milan.", meinte Diego. "Ganz ruhig? Deine Frau wurde auch nicht von deinem Feind entführt!", entgegnete ich voller Eifer ohne auf meine Wortwahl zu achten, sodass Izzy schmunzeln musste.

"Schmunzel nicht so.", sagte ich trotzig und verschränkte meine Arme vor der Brust. "Milan, der Plan steht doch fest. Wir warten, bis es dunkel wird und greifen dann an. Izzy und ich machen uns sogar noch fit.", erklärte Diego und ich sah ihm an, dass er sich ebenfalls um Mimmi sorgte.

"Es sind mittlerweile drei Tage vergangen, da Mario so schlau war und wir den falschen Standort hatten. Was, wenn das zu lange war und er Mimmi sonst was angetan hat? Was, wenn sie...", weiter kam ich nicht, da mich Izzy schon unterbrach. "Hey, wirf dir den Gedanken schnellstens wieder aus dem Kopf. Mimmi geht es bestimmt gut und wir bekommen sie auch lebend wieder. Wäre doch gelacht, wenn wir mit Mario nicht fertig werden.", sagte sie aufmunternd.

"Wenn es doch nur so einfach wäre. Wir müssen auf so viel achten. Mimmi muss befreit werden, wir müssen mit Marios Leuten fertig werden, wir kennen sein Haus nicht, da uns keine Pläne vorliegen. Es sind so viele Kleinigkeiten, die wir beachten müssen.", zählte ich das auf, was mir so als erstes einfiel.

"Sobald wir im Haus sind und Marios Handlanger erledigt haben, ist der schwierigste Teil geschafft. Hab Vertrauen in Mimmi. Ich habe sie als taffes Mädchen kennengelernt, welches Überlebenskampfgeist hat, sie wird mit Mario fertig, glaub mir.", meinte Izzy. "Eben, wenn jemand Mario aufhalten kann, dann ist das eindeutig Mimmi. Mit uns noch als Unterstützung kann das gar nicht schiefgehen.", fügte Diego noch hinzu.

Das nannte ich mal Familie. Mit Diego verstand ich mich schon von klein auf am besten. Er war immer mein Lieblingscousin und gerade an einem Tag wie heute wusste ich auch warum. Auch Izzy war mir immer eine Freundin und nachdem sie Diego geheiratet hat, war sie meine beste Freundin. Keine Ahnung, was sie für mich familiär gesehen war, aber sie war auf jeden Fall meine beste Freundin. Dann noch Mimmi, es war einfach die perfekte kleine Familie. Jetzt mussten wir sie nur noch retten.

"Ich hoffe, ihr habt recht. Ich wüsste nicht, ob ich mir das sonst verzeihen könnte.", sagte ich wahrheitsgemäß. Sollte Mario ihr irgendwas angetan haben, würde er dafür zahlen müssen. "Du musst dir nichts verzeihen, aber schau dir doch nochmal das Bild von Marios Haus an.", schlug Diego vor. Fragend sah ich ihn an. "Aber wir haben doch gar keine Pläne von seinem Haus.", entgegnete ich.

"Aber es gibt doch Satellitenbilder, die haben wir sogar.", meinte Diego und zwinkerte mir zu. "Frag Marco, der weiß Bescheid.", fügte er noch hinzu. Ich nickte. "Dann macht ihr hier noch fleißig weiter, ich möchte heute nichts mehr dem Zufall überlassen.", erwiderte ich und machte mich dann auf den Weg zu Marco.

Marco war mit Alice der einzige, der ein eigenes Arbeitszimmer hatte. Alice nutzte ihr Zimmer für Papierkram und den Rest und Marco hatte dort sein ganzes technisches Equipment stehen. Sein Arbeitszimmer war eigentlich immer kaum beleuchtet, nur ein paar Bildschirme fanden ihren Platz auf dem Schreibtisch. Zudem stand auch in der einen Ecke ein Hologramm, wie es auch unten im Besprechungsraum stand. Nur das bei ihm war ein bisschen kleiner.

"Marco, mein Bester, Diego meinte, es wäre gut, wenn du mir nochmal das Bild von Marios Haus zeigen würdest.", meinte ich, während ich ihm von hinten auf die Schultern klopfte. Er drehte sich mit seinem Drehstuhl in meine Richtung und musterte mich. "So beunruhigt habe ich dich schon lange nicht mehr gesehen, Milan. Aber kein Problem, die allgemeinen Bilder liegen uns ja vor, nur eben nicht das Innere des Hauses.", sprach er und wandte sich wieder dem Bildschirm zu.

Er öffnete eine App und gab in der Suchleiste Marios Adresse ein. Sofort veränderte sich das Bild und sprang zu einem großen Haus am Rande von Los Angeles. "Hier sieht man sein Haus und auch den dazugehörigen Vorhof.", erklärte Marco und zeigte auf das Graue. "Wenn wir uns von dieser Ecke weiter nach vorne arbeiten, dürfte uns keiner sehen. Es sei denn, Mario hat seine Handlanger auch auf dem Vorhof platziert.", meinte er und sah mich danach erwartungsvoll an.

Einen Moment lang versuchte ich mir, das Bild genauer einzuprägen. Das Haus wirkte groß, doch der Hof war nur halb so groß. Die grünen Balken standen entweder für Rasen oder für Hecken. Wobei Hecken wahrscheinlicher waren. "Wenn wir auf seinem Grundstück sind, dürfte das schon mal die halbe Miete sein. Wenn wir dann von dieser Hecke zu dieser kommen, sind wir nochmal ein Stück näher dran.", dachte ich laut und zeigte währenddessen auf den Bildschirm.

"Denkst du, er hat Kameras, die auf das Eingangstor und die Straße zeigen?", fragte Marco. "Gute Frage. So leichtsinnig wie Mario manchmal ist, könnte es auch gut sein, dass da nichts ist. Aber andererseits ist er nicht dumm. Wieso fragst du?", fragte ich ihn.

"Ein paar deiner Männer befinden sich noch in der Gegend, da du ja wirklich fast ganz LA hast absuchen lassen. Sie könnten die Lage vor Ort abchecken.", erklärte er mir sein Denken. "An sich eine gute Idee, aber ich möchte den Überraschungsmoment auf unserer Seite haben. Es wird dunkel sein und so. Ich möchte nicht, dass Mario schon irgendeinen Verdacht schöpft.", lehnte ich seinen Vorschlag ab.

"Ja stimmt, das macht Sinn. Dann sollten wir beide Fälle einplanen. Falls eine Kamera alles überwacht, müssen wir schnell sein. Sollte keine Kamera vorhanden sein, tasten wir uns so unauffällig wie möglich zur Eingangstür vor.", meinte er. "Dann ab ins Haus, Mimmi finden und befreien, sie auf jeden Fall in Sicherheit bringen und danach Mario umlegen.", führte ich den Gedankengang zu Ende.

"Bis zu dem Punkt, Mimmi in Sicherheit zu bringen, wäre ich noch dabei, aber willst du Mario direkt erschießen?", fragte er. "Ja.", erwiderte ich nur und sah ihn ernst an. Er hat nur noch den Tod verdient. "Wir sollten aber weiterhin seine Männer bedenken. Wenn sie nicht draußen sind, dann auf jeden Fall im Haus.", entgegnete er.

Ich musste kurz überlegen. "Mal schauen, je nachdem wie ich drauf bin, überlege ich mir, was ich mit ihm machen werde.", meinte ich. "Dann ist er auf jeden Fall tot.", nuschelte Marco. "Wie auch immer, danke dir, Marco.", bedankte ich mich bei ihm. "Immer gerne, Boss.", sagte er und ging seinen Tätigkeiten wieder nach.

Ich verließ sein Arbeitszimmer und setzte mich in die Küche, da es noch zu früh war, um gegen Mario vorzugehen. "Sie werden sie heute noch in Ihre Arme schließen können.", meinte Madam Rosa, die meinen Blick bemerkt haben musste.

"Und dann werde ich sie nie wieder gehen lassen.", sprach ich leise zu ihr.

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