Kapitel 44

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"Mimmi, schön, dass du wieder bei uns bist.", begrüßte mich Diego und umarmte mich auch, was mich ehrlich etwas wunderte. Mit so einer Reaktion hätte ich von ihm nicht gerechnet.

"Einer muss ja Milans Freundin spielen, also hey.", meinte ich und musste etwas lachen. Diego und auch Izzy, die mit gehört hatte, mussten schmunzeln.

Milan hat es wahrscheinlich auch gehört, doch ging nicht weiter darauf ein. Stattdessen setzte er sich auf einen Platz, nahm seinen Laptop raus und stellte diesen auf dem Tisch vor sich ab.

Na das konnte ja ein toller Flug werden. Er war noch sauer auf mich und ich war noch sauer auf ihn. Und so wie ich ihn kennengelernt hatte, war er zu stolz dafür, sich zu entschuldigen. Gut, theoretisch hätte ich auch das Gespräch suchen können, aber er wirkte, als hätte er daran kein Interesse.

So setzte ich mich in die hinterste Ecke auf eine Couch und nahm mir eine Zeitschrift von einem kleinen Tisch mit. Mir war zwar überhaupt nicht nach lesen, aber ich wollte mich irgendwie ablenken. Schließlich ging mir meine Klausur noch durch den Kopf. Ich konnte nicht mehr drüber lesen, da Milan mich förmlich weggeschleppt hatte.

"Hey.", kam Izzy auf mich zu. "Ist es okay, wenn ich mich zu dir setze? Diego und Milan machen irgendwas Geschäftliches und darauf habe ich keine Lust.", erklärte sie mir und ich nickte.

"Wie war deine Klausur? Habe gehört, dass du heute eine geschrieben hast.", fragte sie und sah mich erwartungsvoll an. "An sich okay, aber Milan musste mich ja da rausholen. Ich hätte eigentlich gerne nochmal drüber gelesen.", antwortete ich ihr wahrheitsgemäß, sprach aber nicht zu laut. Der Abstand zu Milan und Diego war nämlich nicht besonders groß, da wir im vorderen Teil des Flugzeugs saßen. Wie ich mitbekommen hatte, war das Flugzeug in zwei Teile aufgeteilt. Im vorderen Bereich waren Sitzmöglichkeiten und Tische zum Arbeiten bzw. Essen und im hinteren Bereich waren zwei Zimmer mit Betten zum Schlafen.

Izzy seufzte: "Du musst es aber positiv sehen." Ich sah sie fragend an. "Was ist daran denn positiv?", wollte ich wissen, da ich ihre Aussage keineswegs verstand.

"Naja, Milan hat mal mit dir gesprochen und ihr habt euch nicht angeschwiegen.", versuchte sie mich zu motivieren. Ich musste leicht lachen. "Anschweigen wäre mir wahrscheinlich lieber gewesen. Der Typ hat mich vor meinem Kurs fast schon bloßgestellt. Die denken jetzt auch, dass ich komisch bin, da ich mit 19 Jahren schon verheiratet bin.", sagte ich.

"Du bist doch nicht komisch, nur weil du verheiratet bist.", versuchte Izzy mich aufzumuntern. "Gut, ich habe geheiratet, da war ich 20 Jahre alt. Aber ich sag dir, die sind jetzt alle neidisch auf dich.", sagte sie und zwinkerte mir zu. "Ja klar, weil ich ja so ein tolles und leichtes Leben habe.", meinte ich ironisch und lehnte mich zurück.

Der Tag war echt anstrengend. Erst die Begegnung mit meiner damaligen Freundesgruppe, generell noch der Stress wegen der Klausur und dann noch das Drama mit Milan. "Izzy, das soll jetzt nicht unhöflich klingen oder so, aber ich bin echt fertig und würde versuchen ein wenig zu schlafen. Ich hoffe das ist okay?", fragte ich sie unsicher.

"Ja klar, kein Ding. Der Tag war für dich anstrengend, alles gut.", entgegnete sie und musste leicht lächeln. "Danke.", antwortete ich und legte mich auf die Couch hin. "Wir haben hinten auch Schlafzimmer, wenn du willst.", sagte sie und strich mir durch das Haar. "Passt schon.", murmelte ich und schloss meine Augen.

Nach einer ganzen Weile merkte ich, dass ich langsam wieder wach wurde. Ich musste mich wohl im Schlaf irgendwie so gedreht haben, sodass ich nun mit dem Kopf auf Izzys Schoss lag. Ich konnte ihren Duft wahrnehmen und mit ihrer Hand spielte sie leicht mit einer Haarsträhne von mir.

Ich reagierte aber noch nicht, da ich Izzy sprechen hörte: "Sie schläft doch noch. Wir können jetzt nicht." "Bitte Izzy, dann wenigstens du. Milan arbeitet nur und mir ist langweilig.", nörgelte Diego fast schon wie ein kleines Kind.

Unwillkürlich musste ich lachen. "Na dann dürfen wir klein Diego nicht alleine lassen.", meinte ich verschlafen und richtete mich auf. "Sehr lustig, aber schön, dass du auch mal wieder wach bist, Schlafmütze.", sagte Diego und musste auch leicht lachen. "Haben wir dich geweckt?", fragte mich Izzy. "Nein, alles gut, ich war sowieso schon am wach werden.", entgegnete ich ihr.

Ich stand von der Couch auf und streckte mich ein bisschen. Der Schlaf hat echt gut getan. Diego schnappte sich Izzys Hand und steuerte auf den vierer Platz zu, wo auch schon Milan saß. Diego setzte sich gegenüber von Milan hin und Izzy setzte sich natürlich neben ihren Ehemann. Toll, dann konnte ich mich ja neben Milan setzen, das war ja auch natürlich keine Absicht von den Zweien gewesen. Wenn die jetzt wirklich dachten, dass ich nur deswegen mit Milan sprechen würde, haben die zwei sich gewaltig geschnitten.

Doch Milan schien ähnlich zu denken. Er würdigte weder mir noch Diego oder Izzy eines Blickes, sondern war weiterhin mit seinem Laptop beschäftigt. Vielleicht besser so, ich war noch nicht lange wach und hatte nicht schon wieder Lust auf ein neues Drama.

"Wie habt ihr mich eigentlich gefunden?", fragte ich an Diego und Izzy gewandt, da ich von Milan keine Antwort erwartete. Izzy sah mich etwas entschuldigend an, als sie antwortete: "Deine Uhr, darüber kann man deinen Standort herausfinden." Kurz musste ich überlegen. "Aber die hatte ich doch ausgeschaltet.", erwiderte ich und sah sie fragend an.

Milan lachte kurz auf, würdigte mir aber immer noch keinen Blick. "Stimmt, ganz vergessen, dass das Thema so lustig ist.", meinte ich genervt zu ihm. "Der GPS-Sender funktioniert auch wenn die Uhr ausgeschaltet ist.", erklärte mir Diego. Ich nickte. Toll, das hieß, mein Plan hatte rein gar nichts gebracht. Aber waren wir mal ehrlich, Milan hätte mich auch gefunden, selbst wenn ich die Uhr bei ihm gelassen hätte. Er würde immer einen Weg finden.

"Wie lange fliegen wir eigentlich noch?", fragte ich weiter, da ich gefühlte Ewigkeiten geschlafen hatte. "Wir haben mittlerweile 23 Uhr. Wir kommen wahrscheinlich gegen 11 Uhr Ortszeit in Sizilien an. Also rechne mal so mit vier bis fünf Stunden noch.", erklärte mir Diego. Seine Rechnung verstand ich nicht wirklich, da ich noch zu verschlafen war, aber egal. Solange er es wusste, war ja alles gut.

"So kurz nur noch? Ich dachte, wir hätten noch so Zwischenstopps. Oder haben Privatjets sowas nicht?", fragte ich etwas planlos. "Hatten wir schon, nur den hast du verschlafen.", lachte Izzy. "Ouh.", kam es nur von mir.

Als ich zu Milan rüber sah, hatte er irgendeine Liste mit Namen vor sich und schien sich diese gründlich durchzulesen. Vielleicht eine Gästeliste wegen des Geburtstags seiner Tante. Das wäre zumindest meine Vermutung gewesen.

Ich blickte von Milans Laptop zu dem Flugzeugfenster nach draußen. Doch leider konnte man nur die Spiegelung sehen und nichts von draußen. Wahrscheinlich flogen wir gerade über den Ozean und man konnte deshalb keine Lichter von den Städten sehen.

Da ich aber nicht mehr wirklich an einem Gespräch interessiert war, lehnte ich mich etwas zurück. Ich war immer noch müde oder viel eher wieder müde. Zwar hatte ich einen erholsamen Schlaf, doch ich wusste, dass der Tag bei Milans Familie dann anstrengend werden würde.

Deswegen wollte ich noch etwas mehr Schlaf bekommen, bevor ich erneut Milans Freundin spielen musste...

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