Kapitel 5

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Meine Suite war relativ groß und hatte alles, was ich brauchte. Wenn man rein kam, befand sich zur linken Seite meine offene Küche. Sie war mittelgroß und hatte eine Kücheninsel, an der man auch essen konnte. Die Barhocker waren in einem edlen schwarz-weiß gehalten und passten somit perfekt zu dem ganzen Raum. 

Wenn man von der Tür aus guckte, hatte man auch einen perfekten Ausblick auf meinen Wohnbereich. In der rechten Ecke stand eine große Couch und nebendran auch noch zwei Sessel. Besonders gut gefiel mir hierbei der Glastisch, der in der Mitte vor der Couch stand. Auch hier passten die weißen Möbel wieder gut zum Gesamtbild. 

Die Wand bestand hier nur aus Glas. Man hat so einen wunderschönen Ausblick, da dies die höchste Etage war. Gerade bei Nacht verlieh das einem ein magisches Gefühl. 

An der linken Wandseite befand sich eine weiße Tür. Diese führte in mein Badezimmer. Das Bad war relativ groß und hatte ebenfalls alles, was man brauchte. Am meisten gefiel mir hier aber die Regendusche. Unter der konnte ich wirklich Stunden stehen. Vor allem wenn man einen anstrengenden und langen Arbeitstag hinter sich hatte, war diese Dusche sehr empfehlenswert. 

Übrig blieb eigentlich nur noch mein Schlafzimmer. Das befand sich gegenüber vom Bad, also, wenn man reinkam, auf der rechten Seite. Wenn man nun die weiße Tür öffnete, befand sich zur Linken auch wieder eine Glaswand. 

Inmitten des Zimmers stand mein Bett. Es war sehr groß und natürlich auch in weiß. Ich war einfach in dieses Bett verliebt, es war so gemütlich und einfach ein Traum. 

An der rechten Wand des Zimmers stand ein riesiger Kleiderschrank. Für mich persönlich eigentlich fast schon zu groß, da ich einfach nicht so krass viele Klamotten besaß. 

Insgesamt liebte ich mein Zuhause. Klar, es war keine Dauerlösung, aber momentan war es perfekt. Es entsprach genau meinem Geschmack, da ich dieses weiße und moderne liebte. Meiner Meinung nach sah es einfach einheitlich und gepflegt aus. 

Auch diese Männer staunten nicht schlecht. Wahrscheinlich hätten sie sowas jetzt nicht erwartet. Generell, die wenigsten 19-Jährigen lebten in einer Suite. Naja, ich würde mir wahrscheinlich auch keine leisten können, wenn das Hotel nicht meinem Onkel gehören würde.

"Und du bist sicher, dass das kein Problem ist, wenn wir hier sind?", fragte mich der eine Mann. Naja, ganz so recht war mir das vielleicht doch nicht mehr, da ich diese Männer ja gar nicht kannte, aber das konnte ich ja jetzt schlecht sagen. 

"Jup, ist okay so.", gab ich kurz und knapp von mir. Sprach dann aber weiter: "Ihr müsst halt selbst schauen, wie ihr schlafen wollt. Die Couch ist groß genug, da können zwei drauf schlafen, allerdings passen auch zwei auf das Bett." 

"Und du?", fragte nun der andere Mann und alle sahen mich erwartungsvoll an. Innerlich atmete ich einmal tief durch. "Ich werde kurzfristig wieder arbeiten gehen. Ich arbeite in einer Bar ein paar Straßen weiter. Da kann ich eigentlich immer hin. Schlafen kann ich dann bestimmt bei einer Freundin.", log ich den letzten Teil. 

Theoretisch könnte ich bestimmt bei Vanessa schlafen, aber dann müsste ich ihr die Situation erklären und darauf hatte ich eigentlich keine Lust. In der Bar konnte ich aber wirklich jederzeit arbeiten, auch wenn ich keine Schicht hatte. Arbeit gab es fast immer. 

Um der Situation aber auszuweichen, sprach ich weiter: "Ich bitte euch aber, keine Sachen von mir zu durchsuchen. Hier in den Regalen liegen viele Dokumente, die sowohl wichtig als auch privat sind." Mit einem strengen Blick sah ich alle drei an. "Und absolut tabu ist mein Kleiderschrank. Ich traue euch das zwar nicht zu, weil ihr anständig wirkt, aber ich möchte das einfach nur mal erwähnt haben." Ich traute denen wirklich nicht zu, dass sie meine Klamotten und auch Unterwäsche durchwühlten, aber ich wollte das einfach loswerden. 

Ich sah, wie sie etwas schmunzelten, ließ mich aber nicht beirren. "Zudem klingt es vielleicht etwas spießig, aber die Küche solltet ihr möglichst auch nicht nutzen. Es gibt im Hotel-Restaurant von 7 bis 10 Uhr Frühstück. Das wird normalerweise in die Buchung mit einberechnet und ihr müsstet eure Zimmerkarte vorzeigen, auf der das abgebucht ist. Wenn ihr aber einfach sagt, dass ihr von mir seid, geht das auch so durch. Die Leute hier wissen von mir."

Sie nickten verstehend und der eine sagte noch freundlich Dankeschön. Er schmiss sich dann auf die Couch und fragte mit einem leicht schief gelegten Kopf: "Wie heißt du eigentlich?" Ehe ich antworten konnte, sprach schon der andere für mich: "Sie heißt Mimmi Evans." Die zwei anderen Männer sahen ihn genauso verwirrt an wie ich. "Woher?", gab ich nur von mir, da ich mich nicht erinnern konnte, ihnen meinen Namen gesagt zu haben. Er lächelte und deutete auf mich. "Du trägst ein Namensschild, Liebes." 

Ich musste selbst etwas peinlich berührt lächeln, da ich das vergessen hatte. Jeder der Arbeitenden hier trug so ein Schild, damit die Gäste einfach wussten, mit wem sie es zu tun hatten. 

"Wie heißt ihr denn? Wenn ihr schon hier bei mir schlafen dürft, habe ich auch das Recht zu fragen.", gab ich mit einem süßen und charmanten Lächeln von mir. Der Mann grinste. "Der auf der Couch da heißt Marco, er ist ein guter Freund von mir. Der neben mir heißt Diego und ist mein Cousin. Und mein Name ist Milan." Ich nickte und hoffte inständig, dass ich mir die Namen merken konnte, da ich in sowas immer eine Niete war. 

Ein Blick auf die Uhr verriet mir, dass, wenn ich wirklich noch in die Bar arbeiten gehen wollte, ich langsam los musste. "Also gut, ich hoffe, das war alles, was ihr wissen müsst. Die Zimmerkarte lege ich euch hier auf die Kücheninsel. Die bitte nicht verlieren, ich habe eine Ersatzkarte bei mir und bin somit die Einzige, die auch noch Zutritt hierher hat. Mit der Karte kommt ihr immer ins Zimmer, wie es eben auch war: Ihr braucht sie im Aufzug und noch einmal vor der Zimmertür."

"Ich werde jetzt arbeiten gehen, aber mir vorher noch etwas anderes anziehen.", teilte ich ihnen mit und verschwand in meinem Schlafzimmer. 

Vor dem Kleiderschrank holte ich mir mein Top raus, welches mit unserem Logo der Bar bestickt war und einen Rock. Das war unsere normale Arbeitskleidung und mich hat sie noch nie gestört. Okay, der Rock war vielleicht etwas kurz, aber ändern konnte ich das auch nicht. Im Winter musste ich den zum Glück nicht tragen, da hatten wir andere Arbeitskleidung. Ich schminkte mich noch schnell und kämmte meine langen welligen Haare. 

Fertig zurecht gemacht, trat ich aus dem Zimmer und sah, wie Marco am Kühlschrank war. Hatte ich nicht gesagt, dass die Küche tabu war? Ach egal, so schlimm und streng war ich nun auch nicht. Ich räusperte mich und sah ihn mit einem warnenden Blick an. Aus dem Augenwinkel konnte ich erkennen, wie Milan und Diego schmunzelten. Milans Blick blieb aber auf mir und er musterte mich von oben bis unten. 

"Das ist deine Kleidung, wenn du arbeiten gehst?", fragte er skeptisch. Ich sah ihn an. Jedoch konnte ich weder definieren, auf was er hinaus wollte, noch wusste ich, wieso er das fragte. Leicht verunsichert über seine Frage, kam von mir nur ein verwirrendes Ja. Es klang zwar mehr wie eine Frage meinerseits, aber ich beließ es dabei und er auch. 

"So, jetzt muss ich aber wirklich los. Falls es einen Notfall geben sollte, habe ich euch neben die Zimmerkarte ein Zettelchen mit meiner Handynummer hingelegt. Ich glaube zwar nicht, dass das nötig ist, aber man weiß ja nie."

Mit diesen Worten verließ ich die Suite und hoffte inständig, dass das kein Fehler gewesen war. 


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