Kapitel 36

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Unsicher sah ich Milan an. Tja, wie haben wir uns kennengelernt? Für jeden normalen Menschen bzw. jedes normale Paar eine einfache Frage, doch nicht für uns. Vor allem kennenlernen ist das eine, wie sollten wir ihnen denn bitte erklären, wie wir zusammengekommen sind.

Doch zu meinem Glück übernahm Milan das Reden: "Mimmi und ich kennen uns schon wirklich lange. Ich weiß nicht, sagen euch Vincent und Grace Evans etwas?" Beide nickten und ich hörte gespannt Milan zu. "Mimmi ist ihre Tochter. Daher kennen wir uns. Meine Familie hat mit ihren Eltern oft Geschäfte am Laufen gehabt. Seitdem wir klein sind, kennen wir uns schon."

Interessiert hörte Mr. Berlusconi Milan zu und auch Pablo schien daran Interesse zu haben. Ich musste aufpassen, dass ich nicht zu sehr an Milans Worten hing. Für mich waren die Worte zwar auch neu, aber eigentlich sollte ich sie ja wissen, schließlich sind wir ja so zusammen gekommen.

"Also eine Tochter der Mafia. Sehr interessant. Damit könnt ihr gut punkten. Ihr seid wahrscheinlich auch ein gutes Team, oder?", fragte wieder Mr. Berlusconi, diesmal eher an mich gewandt.

Also hieß es für mich: mutig sein und nicht auffliegen. "Ja, wir sind wirklich ein gutes Team. Nur wenn es nach mir gehen würde, könnte es mehr Action sein.", sagte ich so selbstsicher wie nur möglich.

Milan sah mich etwas fragend von der Seite an. "Geschäftlich oder privat?", mischte sich nun auch Pablo ein. Sein Grinsen war dabei nicht zu übersehen. Ja, definitiv ein Freund von Milan. Doch erst im Nachhinein bemerkte ich die Anspielung seiner Aussage.

Denn Milan grinste auch. "Sowohl als auch.", war seine kurze aber dennoch verständliche Antwort, während er sich zurücklehnte. Bevor ich irgendwie etwas machen konnte, lag seine Hand auch schon auf meinem Oberschenkel und kurz strich er mit seinem Daumen über meine wohlgemerkt nackte Haut.

Kurz sah ich ihn von der Seite an, musste mich aber normal verhalten. Schließlich waren wir ja ein Paar, zumindest versuchten wir es.

Dass seine Hand auf meinem Oberschenkel lag, ließ mich aber nicht klar denken. Ich versuchte zwar, mich auf das Gespräch zu konzentrieren, doch es wollte mir einfach nicht gelingen.

Doch als endlich das Essen kam, entfernte er seine Hand. An der Stelle, wo vorher seine Hand lag, wurde es aber plötzlich kalt. Die Tatsache, dass seine Berührung doch nicht so schlimm und sogar relativ angenehm war, ließ mich noch weniger denken. Was passierte hier?

Milan strich mir kurz über den Arm. "Mimmi?" "Hm?", kam es nur von mir. "Mr. Berlusconi hat dich eben gefragt, wie es dir geht, wegen des Todes deiner Eltern.", erklärte er mir.

Entschuldigend sah ich Mr. Berlusconi an: "Tut mir leid.", fing ich an. "Ich würde lügen, wenn ich sagen würde, dass es spurlos an mir vorbei geht. Sie waren schließlich meine Eltern. Aber es wurde besser mit der Zeit. Nur schade, dass ich gar keinen mehr habe, keine Geschwister, keine Verwandten." Doch den letzten Teil sagte ich etwas leiser.

Meinen Onkel ließ ich extra beiseite, da das wahrscheinlich nicht sonderlich förderlich gewesen wäre. Außerdem wollte ich meinen Onkel von Anfang an da raushalten. Wobei mich echt interessieren würde, ob er von dem ganzen Mafia Zeugs wusste.

Mr. Berlusconi schien zu überlegen: "Hm, wie sieht es mit Kindern aus?" Oh man, der Typ hatte echt viele Fragen auf Lager.

Leicht fragend und hilfesuchend sah ich zu Milan. Für mich war das aber der passende Moment, um an meinem Wein zu nippen. Fraglich, wie der dahin gekommen ist. Wie viel hatte ich denn bitte nicht mitbekommen?

"Damit hängt mir meine Familie auch dauernd in den Ohren.", fing Milan an. "Doch wir haben uns dazu entschieden, noch zu warten. Wir sind ja noch jung und haben unsere ganze Zukunft vor uns."

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