Chapter 40.

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Jungkook

Ruhig sah ich mich ein wenig in Taehyungs großer Villa um. Es war mitten in der Nacht, aber ich konnte einfach nicht mehr schlafen. Egal wie angenehm es in Taes Armen war, irgendwann war ich dann doch aufgestanden und sah ein wenig in seiner Villa herum. Natürlich schnüffelte ich nicht oder öffnete Schränke oder Kommoden, die mich nichts angingen. Alles was ich tat, war mir ein paar Bilder anzusehen, von ihm mit seiner rechten Hand, die ich auch schon kennen lernen durfte und wohl anderen, die für ihn arbeiteten.

Immerhin war Taehyung ein Mafia Boss und besaß ein ganzes Imperium. Schien auch nicht immer hier zu sein, sondern noch einen anderen Sitz zu haben, ein großes Anwesen, indem sich der Rest seiner Männer befand. Jedoch fand ich irgendwann auch das Bild eines jungen Mädchens, beziehungsweise Taehyung, als er klein war und ein Mädchen neben ihm. Direkt daneben stand ein weiteres, von dem gleichen Mädchen, nur sah es etwas anders aus. Es erschien mir fast ein wenig traurig, das zweite Bild daneben, doch ich konnte mir nicht genau erklären, wieso. Zudem hatte ich keine Ahnung, wer sie war.

Ich kannte vieles über den älteren nicht, aber teilweise war das wohl auch besser so. Aber auf der anderen Seite war es hin und wieder ein etwas komisches Gefühl. Taehyung wusste so viel von mir und ich wusste so wenig über diesen mysteriösen, attraktiven Mann, der mir den Kopf verdrehte. Vielleicht würde ich mit der Zeit noch etwas mehr über ihn herausfinden. Auch Dinge, die er mir wohl eher unfreiwillig offenbarte.

Lange jedoch war ich dann auch nicht mehr lange alleine. Nach kurzer Zeit, in der ich, bloß in seinem Shirt in einem seiner vielen Zimmer, in dem sich eher Bilder, als Möbel befanden. Und spürte bald auch schon seinen Körper, eng an meinem und eine liebevolle und sanfte Hand an meiner Taille. Mit der anderen griff er nach dem Bild, welches ich mir zuvor noch angesehen und ein wenig den Kopf darüber zerbrochen hatte. Weil ich keine der Menschen auf diesen Fotos kannte. Aber sie schien jemand besonderes für den Mann hinter mir zu sein.

"Die Person auf dem Bild... Ist meine Schwester. Als mein Vater das Bild gemacht hatte, waren wir beide noch unglaublich klein und nur ein paar Jahre danach... Wurde sie mir für immer genommen" erklärte er und klang dabei unglaublich verletzt. Taehyung war jemand, der seine Emotionen oftmals versteckte und auch ein wenig undurchschaubar war. Aber sowohl an seinen Worten, als auch die Art, wie er sprach erkannte ich, dass ihn, was auch immer mit seiner Schwester passiert war, bis heute nicht einfach aus dem Kopf ging, oder er vergessen konnte.

Sie schien ihm eine Menge bedeutet zu haben. Jedoch wunderte mich eines. Denn auf dem Bild nebendran erkannte man das gleiche Mädchen, seine Schwester, mit vielleicht 18 Jahren. Also was war mit ihr passiert? Wenn er meinte, kurz nach dem Bild, welches er in der Hand hielt, wurde sie ihm genommen?

"Was ist mit ihr passiert?" traute Ich mich zu fragen, aber drehte ich mich noch während meinen Worten zu dem Mann hinter mir, um ihn ansehen zu können. Um zu erkennen, wie seine Miene etwas unnahbarer wurde, etwas Kühler, er aber dennoch versuchte, nicht einschüchternd zu wirken. Er wollte seine Emotionen auch nicht vor mir verstecken, jedoch fiel es ihm nunmal nicht einfach, sich mir zu öffnen. Sich irgendwem zu öffnen. Doch er versuchte es, für mich und behielt dabei ein leicht liebevolles Schmunzeln auf den Lippen, während er zu mir, in meine Augen sah.

"Ich bin kein guter Kerl, Jungkook, definitiv nicht, aber seitdem mir meine Schwester genommen wurde... Habe ich mir geschworen, den Menschen zu helfen, die noch zu retten sind"

"Tae sie... Wurde deine Schwester zu einer Sklavin? Tust du es... Deswegen?" kam es also, fast schon etwas geschockt aus mir. Denn dann ergab vieles endlich einen Sinn. Damals, als er mich gerettet hatte, konnte ich mir keinen Grund vorstellen, wieso ein Mafia Boss auch nur einen Gedanken daran verschwenden würde, einen Fremden zu retten und nichts davon zu bekommen, außer dem Fakt, dass er jemanden von einem so schrecklichen Leben befreit hatte.

Die meisten, die er befreite hatten sicherlich nicht genug Geld, um ihm am Ende etwas davon als Dank zu geben. Ich zum Beispiel hatte garnichts, beziehungsweise etwas anderes, was der Mann vor mir von mir haben wollte. Nämlich mich.

"Ja. Sie war gerade Mal 12, als sie von Feinden meines Vaters gekidnappt und als Druckmittel genutzt wurde. Also hatte mein Vater die Wahl, zwischen all den Menschen, die für ihn kämpften, oder seiner Tochter. Und natürlich hat er sich für sein Imperium und die Menschen, die dazu gehört hatten, entscheiden müssen."

"Womöglich hatten sie danach keine Verwendung mehr für sie und sie, für viel Geld verkauft und zu einem Sklaven gemacht." fügte er noch hinzu und klang mit Satz zu Satz so, als würde es ihm immer schwerer fallen, darüber zu reden. Obwohl er es versteckte und das auch ziemlich gut. Egal was da zwischen uns war, egal wie stark es wurde, egal wie intensiv unsere Gefühle füreinander wurden, Taehyung wusste bis jetzt nur, dass er verstecken musste, was er fühlte.

Nur bei mir musste er es nicht. Und das wusste er auch, deswegen schaffte es dieser Mann tatsächlich auch, dieser unnahbare, kalte Mann, in meiner Nähe frei zu sein. Zumindest zum Teil.

"Und wie kamst du dann... An dieses Bild? Hier sieht sie viel älter aus" fragte ich weiter, doch passte auf, nicht Dinge zu fragen, die er mir vielleicht nicht beantworten wollte. Ich könnte definitiv verstehen, wenn er manche Dinge nicht weiter ausführte. So schmerzhaft wie es immerhin für ihn sein müsste, egal wie lange es her war. Sie war seine Schwester, seine kleine Schwester, die er um jeden Preis beschützen wollte. Aber nicht konnte. Obwohl er sicherlich alles versucht hatte, denn Taehyung war jemand der alles für diejenigen tat, die er liebte.

Teilweise vielleicht auch Dinge, die andere verurteilten. Die eigentlich auch ich verurteilen sollte...

"Irgendwann, nachdem mein Vater gestorben war und ich Kopf seines Imperiums wurde, hatte ich versucht, sie wieder zu bekommen. Und es tatsächlich auch geschafft, aber zu dem Zeitpunkt war es schon mehr als nur zu spät. Sie war nurnoch eine Hülle, herunter gehungert bis zu ihren Knochen und ihr Willen gebrochen. Kurze Zeit später... Ist sie an den ganzen Folgen dieses Sklavenleben gestorben"

"Seitdem versuche ich, so viele Menschen wie möglich davor zu retten. Obwohl die meisten, die dort verkauft werden, schon ewig in dieser Welt leben und von Besitzer zu Besitzer verschoben werden. Sie sind gewöhnt an dieses Leben und schaffen es irgendwann auch nicht mehr, danach eigenständig zu leben."

"Deswegen... Hast du mich gerettet. Und so viele andere vor mir" war alles, was ich erwidern konnte, denn es war tatsächlich etwas überwältigend, jetzt den Grund zu wissen. Den Grund, wieso er mich damals gerettet hatte und so viele andere vor mir. Vielleicht nicht alle persönlich, aber er schickte seine Männer, um diese Menschen, die er noch retten konnte, zurück nach Hause zu bringen. Damit sie kein Leben lang als Sklave leben müssten.

So wie mich. Er hatte mich nun schon mehrere Male gerettet, aber Tae hatte noch viel mehr als das...

"Ich bin kein guter Kerl, Jungkook. Auch wenn ich das tue, Sklaven befreie, bin ich trotzdem ein Mensch, vor dem andere Angst haben. Ich verletze Menschen, ich nehme ihnen Dinge, ich nehme mir, was mir gehört." stellte er klar, doch ich vergaß sicherlich nicht, dass er ein Mafia Boss war. Oh nein... Aber ich fühlte schon viel zu starke Dinge für diesen Mann, um das hier jetzt zu beenden. Zudem wollte ich es nicht beenden. Ich wollte Taehyung. Und ich wollte seins sein...

Besitz eines eigentlich so gefährlichen Menschen.

"Aber seitdem ich gesehen habe... Was mit Menschen wie meiner Schwester passiert habe ich mir geschworen, so viele Sklaven davor zu befreien, zerstört zu werden"

"Und es macht mich wütend daran zu denken wie jemand deinen Willen und dich gebrochen hätte. Du tust Dinge in mir... Die vor dir noch keiner getan hat" redete er weiter, aber alles was ich tun konnte, war ein wenig zu seufzen und den Mann vor mir, mit einem liebevollen Lächeln an mich heran zu ziehen. Beziehungsweise zog Tae meinen Körper schon selbst näher an sich heran, so nahe, sodass ich seinen so warmen und muskulösen Körper eng an meinem spüren durfte.

"Mir ist egal, ob du der gute oder böse Kerl bist. Ich gehöre schon längst dir... Taehyung. Und ich weiß auch... Dass du ein besserer Mensch bist, als du vorgibst, zu sein"

"Du... Was hast du gesagt, Love? Du gehörst wem?"

"Dir. Und nur dir, Tae. Und etwas anderes... Will ich nie wieder."

~

Klar, Tae hört nur eins. Wem gehört Jungkook. I see Tae, I see

Sweet Evil // 𝑇𝑎𝑒𝑘𝑜𝑜𝑘 ✓ Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt