Chapter 72.

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Jungkook

Und direkt nach meinen Worten, die den Mann vor mir tatsächlich überraschten, entstand der perfekte Moment für mich, womöglich der einzige gute, den ich bekommen würde. Ich hatte keine Ahnung, ob Tae hiervon etwas mitbekam oder davon wusste, es gerade herausfand und gleich nach mir suchen und auffinden, somit auch helfen würde, oder ob er ahnungslos blieb und mir nicht helfen könnte. Mir wurde keine Zeit gegeben, um über meine Entscheidung nachzudenken, weswegen ich sie hektisch traf und hoffte, dass es etwas bringen und keiner am Ende verletzt werden würde. Weder ich, noch Taehyung.

Um etwas Zeit zu bekommen und das Messer loszuwerden, welches der Kerl vor mir gegen meinen Bauch drückte, trat ich ihm, so stark es mir möglich war, zwischen seine Beine und sah diesem unglaublich muskulösen Kerl dabei zu, als er nach hinten taumelte und sich schmerzhaft seine Mitte hielt. Musste definitiv weh getan haben, als Kerl kannte ich den Schmerz, beziehungsweise konnte ihn mir vorstellen, verschwendete aber sicherlich keine Zeit damit, mich deswegen schlecht zu fühlen oder Mitgefühl mit diesem schrecklichen Mann zu haben. Der alles tun würde, wirklich alles, um seine Mission zu beenden und mich aus diesen Anwesen zu meinem Vater zu bringen.

Aber ich konnte dort nicht hin. Ich würde es nicht aushalten, durch diese Hölle erneut gehen zu müssen, die mein Vater mir antat. Die er aus meinem Leben gemacht hatte, nur weil es ihm Spaß zu machen schien. Ich hatte Angst davor, was er mir antun würde, da er nicht davor zurückschreckte, mich zu verletzen. Er liebte es, anderen weh zu tun, deswegen war es eigentlich kein Wunder, dass er ein Mafiaboss war. Es passte zu ihm.

Jedoch überwog gerade auch meine Angst, was er Tae antun würde, wenn er mich erneut in seiner Gewalt hätte. Womit für Mitteln er den Älteren dazu zwingen würde, ihm den Stick zu geben und sein Leben aufzugeben, sein Imperium, damit er keine Bedrohung mehr für meinen Vater darstellte. Ich hatte Angst, was man dem Mann antun würde, den ich mehr liebte, als man es in Worte fassen konnte.

Mit zittrigen Händen griff ich dann also nach er Waffe, versuchte sie, still in meiner Hand zu halten und zu zielen. Da ich nicht vorhatte, den Mann zu töten. Aber es kam alles ein wenig anders. Durch die Panik in meinem Körper übernahm meine Angst und ich drückte ab, bevor ich weder zielen, geschweige denn nachdenken konnte. Und schneller als ich dachte, lag der Kerl, welcher mich bedroht hatte, auch schon mit einer stark blutenden Wunde auf dem Boden und bewegte sich kaum.

Erst hatte er, ziemlich laut und schmerzerfüllt geschrien, doch jetzt tat er gar nichts mehr. Der vorerst laute Schrei, welcher durch meine Knochen wie ein ekelhafter, gruseliger Schauer fuhr, ließ mich glauben, seinen Schmerz selbst spüren zu können. Was schrecklich war. Fuck und wie sehr. Der Anblick des halbtoten Mannes vor mir machte das ganze auch keinesfalls besser. Ich sah die große, blutende Schusswunde und wie der Mann sie sich noch eine Weile hob, auf die Seite legte, vor Schmerzen winselte und auf einmal nicht mehr so stark und grausam aussah.

Er war auch nur ein Mensch, der verletzt und getötet werden konnte und eigentlich nicht so früh sterben sollte, weder wollte. Aber dieser so muskulöse, grausame Mann wurde von der Verletzung in die Knie gezwungen, wimmerte eine Weile noch schmerzerfüllt, da er keine Kraft dazu hatte, zu schreien, doch sein Schrei hatte dafür etwas anderes bewirkt. Denn Taehyung, welcher zuvor noch im Nebenraum gewesen war, betrat geschockt und mit großen Augen das Zimmer, welches er aufmerksam abscannte, damit er mich finden konnte.

Und auch sofort auf mich zu ging, meinen erstarrten Körper, welcher sich in einer förmlichen Schockstarre befand, da ich so geschockt von dem war, was ich selbst getan hatte, an sich heranzog. Ich wusste nicht, was ich fühlen sollte. Alles, was ich fühlte, war eine unglaubliche Angst, die ich zu dem Zeitpunkt nicht einordnen konnte. Ich fühlte zu viel, alles auf einmal und schaffte es nicht, einen einzigen klaren Gedanken zu fassen.

Aber es war so gut, fast schon beruhigend, in Taehyungs Armen zu sein. Seinen eindeutigen Herzschlag zu spüren und zu hören, als hätte ich mir schon vorgestellt, es wäre der Mann, der ich liebte, der gerade halb tot vor meinen Füßen lag. Es war schrecklich. Dieser Moment hier war schrecklich und ich war kurz davor, in den Armen des Älteren zu weinen, mich vor allem anderen zu verstecken und versuchen, diesen Moment zu vergessen, wenn auch nur für eine Weile.

Ich hatte noch nie zuvor in meinem Leben jemand verletzt. Womöglich war es eine Mischung daraus, aus dem Fakt, dass ich gerade einen Menschen fast getötet, oder sogar wirklich getötet hatte. Ein Leben auslöschte, obwohl ich es verurteilen sollte. Und dem Fakt, dass ich es nicht tat. Ich hatte Angst gehabt, was er mir antun oder am allerschlimmsten dem Mann, welcher meinen zittrigen Körper in seinen Armen hielt, angetan hätte, wäre die Chance da gewesen. Er konnte mich schlecht umbringen, aber den Älteren sicherlich. Und das... Das war die Angst, welche alles in mir erzittern ließ.

Taehyung hatte mich schon vor langer Zeit verändert und mein Leben auf den Kopf gestellt. Meine Ansichten und Prinzipien, sowie Prioritäten geändert. Alles um 180 Grad gedreht und mein Herz gestohlen. Aber gerade, dass mir dieses Leben gefiel, mit all den gefährlichen Dingen, die dazu gehörte, brachte mich in diesem Moment so durcheinander. Ich sollte mich verurteilen und diese Angst, jemanden zu töten, niemals vergessen, doch ich tat es. Tat es, sobald Taehyung mich in seinen Armen hielt und dazu brachte, zu beruhigen. In seinen Armen fühlte ich mich gut, wusste, dass ich da war, wo ich sein sollte, obwohl ein halb toter, winselnder Mann vor meinen Füßen lag und um sein Leben kämpfte.

Wenn er überhaupt noch lebte. Denn eigentlich regte er sich kaum noch, obwohl ich versuchte, ihn nicht anzusehen, war ich fast dazu gezwungen. Mein Verstand wollte mich zwingen zu sehen, wie falsch dieses Leben an Taes Seite war, wie falsch, einem Menschen das Leben zu nehmen. Aber ich hatte es getan.

Um mich und die Menschen, die ich lebte, den Menschen, den ich liebte, zu beschützen. So wie Taehyung mein Leben schützen würde und dafür sorgte, dass mir niemand ein Haar krümmte.

Gott, ich war so durcheinander. Und ich hasste, wie ich mich gerade fühlte, so unbeschreiblich sehr. Ich wollte alles von mir stoßen, in einem Bett verkriechen und nie wieder herauskommen. Einfach alleine vor mich her vegetieren und nichts tun. Zeit dazu bekommen, all das, was hier passierte, zu verarbeiten.

~

I am tired, let's sleep

Sweet Evil // 𝑇𝑎𝑒𝑘𝑜𝑜𝑘 ✓ Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt