Chapter 80.

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Jungkook

Ich konnte Taehyung kaum ansehen, ohne förmlich in Tränen auszufallen. Mein Herz schmerzte unglaublich stark, weil ich diesen wundervollen Mann heute verlassen und womöglich nie wieder sehen würde. Ich musste ihn verlassen, um ihn und all die anderen Menschen, die für ihn arbeiteten, schützen. Es war egoistisch, hier zu bleiben und zuzusehen, wie am Ende noch einer von Taehyungs Männern für mich starb, wenn nicht sogar... Der Ältere selbst.

Die letzten Tage hatten mir bewusst gemacht, wie sehr ich Taehyung eigentlich liebte. Und wie sehr ich dieses Leben an seiner Seite wollte. Weswegen es mir umso schwerer gefallen war, diese Entscheidung zu treffen. Auch da ich wusste, wie sich der Ältere fühlen müsste, wenn er meine Nachricht auf seiner Kommode erkannte.

Ich war aufgestanden, mich aus den Armen des anderen geschlichen, nachdem ich eine Weile noch seine Nähe und Wärme genoss. Da es vielleicht das letzte Mal wäre, dass ich so bei ihm war. Mein Vater dachte sicherlich nicht daran, mich erst einmal wieder gehen zu lassen, zudem würde er mich sicherlich auch noch nutzen, um an Tae heran zu kommen.

Doch das hier war sicherer. Es war sicherer, selbst zu gehen, anstatt Grund zu sein, weswegen Taehyung oder einer seiner Männer verletzt wurde.

Alleine den Älteren jetzt zu sehen... War eine förmliche Qual, wie er, mit seinen Armen ausgebreitet da lag, in denen ich zuvor noch liegen durfte. Eine ganze Nacht lang, mit meinem nackten Körper eng an seinem, um diese Intimität zu genießen, die wir bekamen, nachdem wir die meiste Zeit in seinem Pool verbracht hatten. Dieses Vertrauen, welches wir zueinander hatten, weswegen es ein Leichtes war, in den Armen des anderen einzuschlafen. Eigentlich schaffte ich es sowieso kaum mehr anders einzuschlafen, außer in den Armen des Mannes, den ich jetzt verlassen würde. Weil ich glaubte es wäre das einzige, was ich tun könnte, um ihn zu beschützen.

Ich liebte Taehyung. Und ich wusste, vorallem seit dem Vorfall bei seinem Anwesen, dass er alles tun würde, um sein Versprechen mir gegenüber zu halten. Er hatte diesen Mann getötet, für mich, jedoch hätte er sich auch schützend vor mich gestellt, wäre es anders gelaufen. Und am Ende sogar für mich gestorben.

Am Anfang war es ungewohnt gewesen, zu wissen, dass die Liebe die Taehyung für mich hatte ein wenig anders war. Es war keine gewöhnliche Form der Liebe, der Ältere liebte anders, als gewöhnliche Menschen es würden. Und auch meine Gefühle... Sorgten dafür, dass ich mich veränderte. Anfing, dieses Leben an seiner Seite zu genießen, obwohl ich nun auch die Schattenseiten kannte.

Mir gefiel mein Leben an Taehyungs Seite, auch wenn es das genaue Gegenteil von meinem Leben davor war. Ich liebte diesen Mann. So sehr, sodass ich zurück zu meinem Vater ging und theoretisch gesehen opferte, damit niemand anderes aufgrund von mir geopfert oder verletzt wurde.

Also legte ich meinen Zettel mit einer kurzen, liebevollen Nachricht auf seine Kommode, zog mir meine Klamotten, die hier herum gelegen waren an und begab mich zur Tür, um zu gehen. Ein letztes Mal sah ich in dem Raum herum, war mit meinem Herz und mit meinen Gedanken immernoch bei Taehyung, doch schaffte es dennoch, aus der Tür zu gehen. Obwohl es sicherlich eines der schwersten Dinge war, die ich jemals tun musste, die schwerste Entscheidung meines ganzen Lebens, ging ich aus der großen Eingangstür und schloss diese hinter mir. So leise wie möglich, damit ich schon weit weg war, bevor der Ältere heraus fand, dass ich ihn verlassen hatte.

Weil ich es musste. Es erschien mir die einzig richtige Entscheidung, weil ich nicht zuließ, dass aufgrund von mir und meinem Schutz, jemand verletzt, gefangen genommen oder sterben würde.

Jedoch war es ein ehrlich komisches Gefühl, zu wissen, dass ich zurück bei dem Mann sein würde, der mir all diese Dinge angetan hatte, von denen ich dachte, mich nie wieder zu erholen. Ich hatte damals gehofft, ihn niemals wieder zu sehen, ihm entkommen zu sein, nie wieder so etwas durchleben zu müssen, aber zu der Zeit konnte ich mir nicht einmal ausmalen, dass das hier alles passieren würde. Dass ich heraus fand wer mein Vater war, ein Mafia Boss, und mich in seinen größten Feind verliebte, was für meinen Vater natürlich nurnoch besser passte. Ich stellte das perfekte Druckmittel dar und ich wusste ziemlich sicher, dass er dies auch noch ausnutzen würde.

Und ich wusste auch, dass Taehyung nicht locker ließ und versuchen würde, meinen Vater zu stürzen. Aber immerhin litt niemand wegen mir, nur um mich zu beschützen, was bei meinen Vater wohl sowieso eine Zeitverschwendung blieb. Er bekam, was er wollte. Das hatte mir Yangin damals klar gemacht. Mein Vater wusste mehr, als ich mir ausmalen konnte und sein ekelhaftes und grausames Spiel war keines falls zu Ende. Und das wusste ich. Also gab es sowieso keinen Ausweg. Auf die ein oder andere Weise würde mein Vater mich sowieso zurück bekommen. Und durch diese Weise wurden am wenigsten Menschen verletzt.

Außer ich selbst.

Weswegen ich versuchte, so wenig wie möglich darüber nachzudenken. Darüber, was mein Vater vor hatte, zu tun. Denn er wartete sicherlich nicht damit, das zu nehmen, was auch immer er wollte. Ich würde sicherlich keine einzige Nacht in Ruhe schlafen, da ich immer und immer daran erinnert wurde, was zu Hause passiert war, sobald ich meine Augen schloss.

Es war am aller schlimmsten gewesen, dazu aufzuwachen. Wenn er anfing mich zu berühren, Stellen an meinem Körper, die er nie anfassen sollte, doch aus seiner Sicht gehörte alles von mir ihm. So war es schon immer gewesen und er hatte es mir auch immer klar gemacht, jedes Mal, wenn er mich berührte. Dass ich es hinnehmen musste, weil mein Körper, alles von mir, sein Eigentum blieb. Für immer.

Diesen Gedanken, diese Worte, die ich so lange versucht hatte, zu vergessen. Nie wieder daran zu denken, dass jemand in der Nacht in mein Zimmer kam und so berührte, wie es ihm gefiel. Dass ich keine Angst mehr haben brauchte, doch jetzt... Jetzt würde alles so sein, wie damals. Das, was Tae mir zurück geben hatte, würde mir mein Vater nur all zu gerne wieder nehmen. Für sich ruinieren und brechen, bei sich behalten, bis ich nicht mehr könnte. Bis er meinen Willen gebrochen hatte, so wie er es damals schon versuchte.

Nur wurden meine Gedanken, zum Glück unterbrochen und ich kam zurück in die Realität, als mir das Auto auffiel, welches mein Vater bei unserem Telefonat beschrieben hatte. Ein schwarzes Auto mit getönten Scheiben und dem Kennzeichen, welches sein alter Wagen, den ich kannte, schon gehabt hatte. Nur wurde ich von meinen grausamen Gedanken auch in eine noch grausamere Realität gebracht.

Ich wollte eigentlich nur eins. Zurück in Taehyungs Arme rennen, in sein Bett verkriechen, unter die warme Decke, eng an seinen Körper, damit ich alles vergessen konnte. Als wäre das hier ein Traum, aus dem ich wieder aufwachen könnte. Nur leider war es ganz und garnicht so. Das hier war kein schrecklicher Albtraum, aus dem man wieder erwachen könnte, oh nein. Es war die grausame Realität, die mich an meinen Haaren, grob aus dieser schönen Bubble zog, in der ich mich mit Tae befunden hatte, die letzte Nacht.

Es war viel zu schnell vorbei gewesen.

"Na da bist du ja. Und ich dachte schon, du hast es dir anders überlegt. Aber so wie es scheint ist es dir doch einfacher gefallen, Taehyung zu verlassen, als ich dachte" hörte ich es auch schon von Kim Yangin, in dessen Auto ich stieg, auf den Beifahrersitz, sodass ich durch den Spiegel das schelmische und schadenfrohe Grinsen auf seinen Lippen erkennen konnte. Und dieses ekelhafte Funkeln in seinen Augen, so zufrieden war er. So sehr genoss er diesen Moment.

"Du... Hast keine Ahnung, Yangin. Mir ist egal, was du denkst. Ich werde... Nicht zulassen, dass jemand wegen mir verletzt wird"

"Wie niedlich. Also hast du dich angeboten, damit er deinen süßen Taehyung verschont? So sehr bist du der vermeintlichen Liebe verfallen? Pah. Du wirst schon sehen, was du davon hast" erwiderte der Mann neben mir, mit einer unglaublichen emotionslosigkeit in seiner Stimme, nur ein wenig Hass konnte ich aus seinen Worten heraus hören.

Doch ich ließ es nicht an mich heran. Zumindest nicht... All zu nahe. Denn obwohl ich gerade einmal ein paar Minuten in diesem Auto saß, verließ eine kleine, verzweifelte Träne mein Auge und rollte meine Wange herunter, während ich aus dem Fenster starrte. Ich fühlte mich jetzt schon wie in einem Gefängnis und konnte nur an eine Person denken.

Oh Taehyung... Es tut mir so leid.

~

Oh Nuuuu

Sweet Evil // 𝑇𝑎𝑒𝑘𝑜𝑜𝑘 ✓ Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt