Chapter 52.

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Taehyung

Nur kurz nachdem Jungkook dann auch schon gegangen war und die Tür hinter sich geschlossen hatte, wurde der Blick meiner rechten Hand nurnoch dunkler und nachdenklicher. Er sah eine Weile noch dem jüngeren hinterher, der das Zimmer schon längst verlassen hatte und auf dem Weg zurück in mein Zimmer oder die Küche war, um sich etwas zu essen zu holen. Da ich natürlich nicht zusehen konnte, wie Jungkook bei mir noch verhungert, stand etwas gekochtes Essen schon bereit für ihn da, falls er Lust dazu bekam, etwas zu essen und ihn sein Hunger in meine Küche trieb.

Aber Jungkook würde sich hier sicherlich auch einen Moment lang ohne mich zurecht finden, sodass ich mich ein wenig auf meine Arbeit und Seokjin konzentrieren konnte, der wohl keine all zu guten Nachrichten dabei hatte. Und doch... Fiel es mir ehrlich nicht einfach, ihm meine volle Aufmerksamkeit zu schenken. Was er mir sicherlich nicht verübeln konnte, denn nur ein paar Räume weiter von uns befand sich ein unglaublicher, wunderschöner Junge, nackt in meinem Zimmer und wartete darauf, dass ich zu ihm zurück kam.

"Fasse dich kurz. Wie du siehst... Habe ich ein paar andere Dinge zu tun" erklärte ich, mit einem offensichtlichen, leicht verführerischen Unterton, damit mein Gegenüber auch genau verstand, wovon ich redete. Doch Seokjin war nicht dumm, sicherlich gefiel Jungkook auch ihm ein wenig, da er genau in sein Beutechema passte. Unschuldige, hübsche Jungen, die nichts lieber täten, als eine aufregende und heiße Nacht mit jemandem wie ihm zu verbringen. Und doch erkannte ich etwas in meinem Gegenüber, dass ich so noch kaum in ihm erkannt hatte. Da er sich ehrlich Sorgen zu machen schien. Naja, zumindest ein wenig.

"Oh ich bin mir sicher, dass du das hast. An deiner Stelle... Würde ich sicher auch nichts anderes als das tun. Jetzt, wo er dich anscheinend vollkommen an sich heran gelassen hat" fing er an, doch beendete seine Worte erneut ein wenig seufzend und nachdenklich, lehnte sich dabei lässig an die Wand und musterte mich. Ich stand dabei immernoch angelehnt an meinen Schreibtisch, da sich dort noch vor kurzem Jungkook befunden und ich mich nur umgedreht hatte, damit ich Seokjin ansehen konnte. Der heute tatsächlich etwas verwirrend herüber kam. Beziehungsweise verwirrte er mich, mit seiner mysteriösen, bedenklichen Art.

"Aber bist du dir sicher, dass es so eine gute Idee ist, ihn in dieses Leben zu ziehen? Irgendwann wirst du ihn vielleicht nicht mehr schützen können und er selbst kann sich noch am wenigsten vor den Kerlen schützen, die hinter dir her sind. Du hattest deine Regel, gewöhnliche Menschen nie zu Daten, nicht umsonst, Taehyung" sprach er wohl das aus, was ihn so nachdenklich und etwas hin und her gerissen aussehen ließ. Verständlicherweise.

Denn seine Worte hatten ihre Richtigkeit. Seitdem ich wusste, was mit Menschen passierte, die in dieses Leben gezogen wurden, aber zu wenig davon wussten, war es meine Regel gewesen, nie mehr mit diesen Jungen zu tun, als ihnen eine Nacht mit mir zu schenken. Und etwas mit denen angefangen, die ich auf diesen Sklavenmärkten befreite, tat ich sowieso nicht. Da ich sie meistens nie wieder sah, nachdem sie wieder dort waren, wo sie hin gehörten. Nach Hause, in ihr gewohntes Umfeld, weg von mir. So weit weg von mir wie nur möglich.

Es war ein Zufall, dass ich den Jüngeren wieder gesehen hatte. Naja, zum Teil. Ich hatte eine Weile noch ein Auge auf ihn, um sicher zu gehen, dass er in Sicherheit war. Da ich etwas zu unvorsichtig vorging, als ich ihn an dem Flughafen küsste. Beziehungsweise er mich küsste und ich natürlich sehr zufrieden erwidert hatte. Schon zu dem Zeitpunkt hatte es Jungkook geschafft, mich vollkommen um den Finger zu wickeln, in seinen Bann zu ziehen und dafür gesorgt, dass ich aus diesem auch keinesfalls entkommen wollte. Nie wieder.

Und seitdem ich ihn hier, bei mir, an meiner Seite hatte, wusste ich auch, dass er nur zu mir gehörte. Niemand könnte mich so glücklich machen, wie er es tat. Niemand ließ mich die Dinge fühlen, die ich bei ihm spüren durfte. Er gehörte zu mir und ich hatte mir geschworen, ihn zu beschützen, auch mit meinem Leben, wenn es sein musste.

Ich liebte ihn so intensiv und bedingungslos wie damals mein Vater meine Mutter. Bei ihnen hatte es funktioniert, bis zu ihrem Tod. An dem Tag, als sie sich für meinen Vater geopfert hatte, wenn man es so wollte. Aber ich würde dafür sorgen, dass Jungkook bei mir in Sicherheit war und niemand etwas antun würde. Niemals.

"Ich werde ihn beschützen können. Egal was es mich kostet. Er gehört hier her... Zu mir, Seokjin. Und ich werde ihn nicht gehen lassen oder dabei zusehen, wie er sich irgendwann in jemand anderen verliebt, der nicht ich ist. Ich weiß... Dass ich eine Regel hatte, aber für diese ist es definitiv schon zu spät" erklärte ich, doch mein Gegenüber seufzte wieder nur ein wenig, doch schien es zu verstehen. Es war nicht das erste Mal, dass einer von uns beiden ein wirklich großes Interesse an einem Menschen entwickelte, der nicht in der Welt lebte, in der wir groß geworden waren.

Menschen, die auch nicht in dieses Leben passten. Seokjin selbst schien immernoch einer Person nahe zu sein und ihn zu vermissen, wohl wissend wie gefährlich es war, solch eine Beziehung zu führen. Das war uns beiden definitiv bewusst.

"Aber das ist sicher nicht der einzige Grund, wieso du hier bist" kam es dann auch schon, selbst ein wenig seufzend aus mir, doch Seokjin brauchte nicht sonderlich lange zum Antworten.

"Wir haben neue Informationen über Lan Wangji. Er besucht seit einer Weile schon regelmäßig einen bekannten Strip-Club und fühlt sich dabei etwas zu unbeobachtet. Ich habe dir ein paar Bilder geschickt, die du dir ansehen solltest. Vorallem hält er sich wohl... In einem der hinteren, verstecken Räume auf, die wohl für zwielichtige Geschäfte und Besprechungen bekannt sind"

"Womöglich ist dieser Club eine Chance, um an ihn heran zu kommen." fügte er am Ende noch hinzu und erntete bloß ein zustimmendes nicken. Ich war eine Weile schon hinter diesem Kerl her und den Dingen, die er tat. Sie waren grausam, ekelhaft und womöglich gehörte er zu einem mir noch unbekannten Mann, sein Boss, der Grund dafür war, dass meine Schwester damals als Sklavin verkauft wurde und am Ende an den Folgen dieses Lebens sterben musste. Obwohl es für sie wohl eine Erlösung gewesen war, zu sterben und nicht mehr dieses elende Leben weiter leben musste, ohne eigenen Willen, ohne ihre Seele.

Es war schlimm gewesen, sie zu sehen. Und ich suchte seit Jahren deswegen Rache an dem Mann, der ihr all das angetan hatte. Ein mir unbekannter, der sich gerne im Schatten hielt, um bloß unauffällig zu bleiben und seine Identität nicht preiszugeben. Eigentlich ganz schön schlau, doch ungewöhnlich für einen Mafia Boss. Aber gerade das machte es mir so schwer, ihn ausfindig zu machen und Rache zu nehmen. Die Rache, die ich verdiente und die mir hoffentlich endlich Ruhe geben würde, was den Tod meiner Schwester anging.

Ich vermisste sie. Aber ich wusste auch, dass sie dort, wo sie jetzt war, zufriedener sein konnte. Auch wenn ich selbst nicht an den Himmel oder ähnliches glaubte. Sie war tot. Und zufriedener, als lebendig.

"Ich werde mir... Das mal ansehen. Jetzt aber... Werde ich erst etwas anderes tun" erklärte ich und schmunzelte teilweise sogar etwas in mich hinein, obwohl ich den Blick meines guten Freundes eindeutig erkannte. Sicherlich verurteilte er mich für meine Beziehung zu Jungkook ein wenig, was ich ihm keines Falls verübeln konnte. Es war nicht sonderlich richtig, von mir, ihn an meiner Seite zu behalten. Ich hatte dafür gesorgt, dass er sich genau so wenig von mir fern halten konnte, wie ich von ihm und Anfangs auch kaum gehen gelassen.

Da mein Interesse an ihm zu groß war. Und jetzt... War es schon zu viel mehr als das geworden. Oh und wie viel mehr.

"Du solltest mich nicht verurteilen. Ich weiß... Dass du dich weiterhin mit Kim Namjoon triffst. Du solltest dafür sorgen, es etwas unauffälliger zu tun. Wenn ich dahinter komme dauert es nicht lange, bis es noch jemand anderes tut" erklärte ich also, doch meinte es keines falls böse. Was meine rechte Hand auch wusste, immerhin machte er sich bloß Sorgen um mich. Ich aber... Schob all diese Dinge, meine Arbeit erst einmal beiseite, um meine Zeit mit Jungkook zu genießen, so lange, wie ich es heute morgen noch konnte. Da er später noch zur Uni musste und dort den ganzen Tag bleiben würde.

Womöglich sahen wir uns erst heute Abend wieder. Viel zu lange, meiner Meinung nach, doch dagegen konnte ich leider auch nichts tun. Dafür aber... Würde er den ganzen Abend... Nur mir gehören.

~

Ach ja, Kim Tae Tae ;)

Sweet Evil // 𝑇𝑎𝑒𝑘𝑜𝑜𝑘 ✓ Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt