Chapter 54.

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Jungkook

Abwartend saß ich auf dem Sofa in Taehyungs riesigem Wohnzimmer und achtete schon kaum mehr auf die Serie, die im Hintergrund lief. Da ich immer wieder auf die Uhr meines Handys glotzte und darauf wartete, die Haustür oder den Aufzug zu hören, der mir die Ankunft des Älteren ankündigte. Denn eigentlich sollte er schon längst hier sein, zumindest hatte er mir das gesagt. Seine letzte Nachricht war aber jetzt auch schon eine Weile her und eine weitere hatte ich nicht bekommen, zudem las er meine auch garnicht erst. Entweder... Es war etwas passiert, oder er war inmitten in irgendeiner Verfolgungsjagd oder sowas.

Was auch immer dieser Mann abends so trieb, dass ihn jetzt aufhielt, zu mir zu kommen und mich den ganzen Abend zu vögeln. Nicht, dass ich ihn nur deswegen vermisste. Aber ich hatte mir meinen Abend ganz sicher anders vorgestellt, als nur bei ihm, in seinem Wohnzimmer herum zu liegen, alleine in dieser viel zu großen Villa zu sein und einsam Zeit tot zu schlagen. Dass Tae hier teilweise nicht verrückt wurde, wunderte mich. Zwar genoss ich es definitiv auch, Zeit für mich selbst zu haben, doch in einem so riesigen Haus fühlte man sich alleine förmlich eingesperrt. In einem teuren Glaskäfig, umgeben von seiner eigenen Einsamkeit.

Ein scheiss Gefühl. Hier alleine zu leben konnte sicher nur so jemand, wie Taehyung. Ein mysteriöser Mafia Boss, der auch mir nicht alles offenbarte.

Jedoch musste ich dann doch nicht mehr all zu lange meine Zeit tot schlagen, sondern bekam etwas anderes zum Nachdenken. Denn als ich den Aufzug hörte, der hier in dem Stockwerk ankam und dann auch schon den Älteren erkannte, konnte ich garnicht anders, als sowohl meine Augen, als auch meinen Mund etwas geschockt und überrascht zu weiten.

Taehyungs Klamotten waren alle beschmiert mit Blut, ich war mir nicht mal sicher, ob es nur sein eigenes war. Es befand sich überall, auch seine Hände besaßen schon getrocknetes Blut an ihnen. Das, was er trug konnte man sicherlich weg werfen, da man diese Menge an Blut dort keines falls mehr raus bekam. Seine Haare waren ein wenig verwuschelt und an seiner Wange befand sich ein kleiner Schnitt, der aber immernoch ein wenig blutete. An sich bot sich mir ein Anblick, den ich ganz sicher nicht erwartet hatte und dafür sorgte, dass ich geschockt von dem Sofa aufsprang, mein Handy achtlos zur Seite warf und anfing, auf den Mann vor mir zuzugehen.

Der definitiv ziemlich fertig, aber auch ein wenig nachdenklich aussah. Und im ersten Moment einfach nur, vollkommen sprachlos in seinem Wohnzimmer stand und anfing, sich ein wenig zu entkleiden. Zumindest öffnete er die Knöpfe seines Hemdes, zog sich dieses dann auch schon vom Körper und bot mir einen noch viel erschreckenderen Anblick. Sein Körper war voller blauer Flecke und teilweise sogar Schnittwunden, die nicht mehr nur oberflächlich waren.

Was zur Hölle hatte er getan?

"Taehyung! Dein Rücken sieht... Schrecklich aus" versuchte Tae aber, mich zu beruhigen und wohl auch von sich zu schieben. Natürlich nur emotional, da er immernoch glaubte, alles von mir fern halten zu können, was sein Leben anging. Noch heute morgen hatte ich seine Sammlung an teuren und teilweise wohl sogar seltenen Waffen begutachten können. Er war ehrlich bescheuert wenn er glaubte, dass er sein ganzes Leben als Mafia Boss vor mir verstecken und geheim halten konnte, um mich bloß nicht in dieses zu ziehen.

"Ich weiß. Mach dir darüber keine Sorgen. Ich... Will dich nicht tiefer in meine Sache mit hinein ziehen"

Dafür war es aber definitiv schon zu spät. Ich hatte mir das hier ausgesucht und war mir den Dingen bewusst, die er tat. Naja... Wohl nicht in ihrem ganzen Ausmaß, wie es schien. Denn hiermit hatte ich nicht unbedingt gerechnet und es war anfangs sicher auch gewöhnungsbedürftig und erschreckend. Bis mir bewusst wurde, dass das hier sicher nicht das erste Mal war, dass er so nach Hause kam. Nur wartete dieses Mal jemand auf ihn. Nämlich ich.

Sweet Evil // 𝑇𝑎𝑒𝑘𝑜𝑜𝑘 ✓ Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt