Chapter 98.

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Jungkook

Förmlich emotionslos, mit verheulten Augen und stechenden Kopfschmerzen saß ich an dem großen Esstisch und starrte das Essen vor mir an, welches Jimin mir mitgebracht hatte. Ich war die Woche schon nicht zur Uni gegangen, verbrachte stattdessen die meiste Zeit des Tages in meinem Bett, mit vielen Taschentüchern, Filmen und warmen Tee, das einzige, was mir gerade einigermaßen durch diese beschissene Zeit half.

Ich vermisste Tae. Jede Sekunde des Tages vermisste ich den Älteren. Immerhin war er auch einfach so gegangen, eine schlaue Idee, denn so konnte er sich von mir nicht überreden lassen. Dazu überreden lassen... Bei mir zu bleiben. Mich nicht gehen zu lassen, weil ich Tae so sehr liebte, sodass ich auch sein Leben in Kauf nahm. Von dem mir viele Teile ja auch gefallen hatten.

Zumindest glaubte ich das. Vielleicht wusste es Tae ja auch besser und hatte mich in die Welt zurück gebracht, in die ich gehörte. Ohne Gewalt, ohne  Angst, dass mir jemand etwas antun konnte, auch wenn diese Angst mehr Taehyungs war, als meine.

"Jungkook... Du musst was essen. Wenn du nichts isst siehst du in ein paar Tagen ehrlich aus wie ein Skelett."

Und mein bester Freund hatte recht. Jimin saß gerade direkt vor mir, mit seinen eigenen To-go Nudeln vor ihm, doch mir wurde ehrlich schlecht, wenn ich ans Essen dachte. Es war ein Wunder, dass mein Körper noch nicht an Muskeln verlor, die ich mir mit viel Arbeit antrainiert hatte, auch wenn es nicht viele waren, sah er unglaublich definiert aus. Was sich ändern würde, wenn ich den nächsten Monat weiterhin To-go Nudeln und Eis aß. Für etwas anderes war ich um ehrlich zu sein nicht wirklich fähig.

"Außerdem... Brauchen wir dich wieder in der Uni. Sonst wird dein Stück bis zur Ausstellung nicht fertig. Und bei Mr. Choi... Bist du bis jetzt der Favorit, also wirf das nicht weg."

"Meine Güte ja, du liebst den Kerl. Und ich weiß, wie sehr das weh tun musst, aber wirf deswegen deine Zukunft nicht weg. Ist ja auch das totale Gegenteil davon, was dir Tae gesagt hast, was du tun sollst" fügte Jimin mich seufzend hinzu, ein wenig ratlos, da er wohl auch nicht mehr zu wissen schien, wie er mir helfen konnte. Doch ich senkte meinen Blick nur wieder ein wenig, bis ich meinen Arm auf den Tisch legte und meinen Kopf darauf stützte, damit er nicht auf dem kalten Glastisch lag.

Ja, Jimin hatte in eigentlich jedem Part recht. Aber mir fiel es schon schwer genug, überhaupt aufzustehen und den Tag anzufangen. Alles fühlte sich so anstrengend an, so viel anstrengender als sonst. Ich schaffte es teilweise nur gerade so in Bad um mal meine Zähne zu putzen und sie zu pflegen, was ich definitiv sollte. Doch für mehr glaubte ich momentan ehrlich, ich besäße die Kraft nicht. Ohne Taehyung... War mein Leben anders. Es war wie ein harter Fall und er wurde mir... Mit einem Mal auch weg gerissen.

Ich vermisste ihn so sehr. Mein Verlangen danach, in seinen Armen zu liegen, seine Hände auf mir zu spüren und seine Berührungen zu genießen. Einfach bei ihm zu sein und zu wissen, dass er nie wieder weg ging. Dass ich für immer bei ihm wäre und sich diese Momente mit ihm nicht anfühlten, wie die letzten. Es war schrecklich. Jede Sekunde dachte ich an den Mafia Boss, unsere Nächte und unsere Nähe zueinander. Wenn er mir seine Liebe gestand, sowohl mit Worten, als auch Taten.

Ich liebte ihn so sehr. Und während ich ihn auf der einen Seite dafür hasste, dass er es so getan hatte, mir mein Leben auf diese Weise zurück gab, da ich den Älteren so nicht überreden konnte, sollte ich ihm auf der einen Seite wohl dankbar sein. Da er alles dafür tat, um mir mein Leben vor ihm zurück zu geben. Weil er wohl besser zu wissen schien, wie sehr ich es vermisste.

Gerade aber konnte ich eher weniger darüber nachdenken. Dafür fühlte ich mich einfach viel zu schlecht, müde und vollkommen fertig.

"Du hast... Recht. Ich komme nächste Woche auch wieder. Bis dahin will ich einfach nur... In meinem Liebeskummer versinken" murmelte ich vor mich her, denn mindestens diese Woche wollte ich mir noch nehmen, bis ich mich zurück in meine alte und gewohnte Realität stürzte. Meine zwei Jobs, die ich weiter machen würde und meinen Abschluss, den ich mir ehrlich verdient hatte und deswegen nicht versauen sollte.

Alles würde dann so sein, wäre Tae nie gewesen. Als hätte ich nie... Eine solche Rolle in seinem und er in meinem Leben gespielt. Und dieser Gedanke fühlte sich ehrlich schmerzhaft und schrecklich an. Aber eine sonderlich andere Wahl bekam ich nicht, wenn ich meinen Abschluss mit der Note die ich verdiente, beenden wollte. Und das tat ich. Aber dennoch hieß das... Mein Leben so zu führen, als hätte ich gerade nicht den größten Schmerz und Verlust meines Lebens erlitten.

Dennoch war es sicher keine schlechte Idee, wieder Teil dieser Welt zu werden, anstatt mich hier in meinem kleinen Loch zu verstecken und am Ende noch zu vergammeln. Wieder am richtigen Leben Teil zu nehmen, mit Freunden aus der Uni etwas trinken zu gehen und mich abzulenken wäre in jedem Fall besser, als das, was ich gerade noch tat. Ich müsste irgendwann sowieso wieder damit anfangen, mein Leben zu führen.

Auch wenn ich es ohne Tae musste. Und ich ihn... Nie wieder sah, weil er dafür sorgte. Um es mir einfacher zu machen, mich nicht weiter zu verletzen mit seiner Anwesenheit aber in dem Wissen, ihn nicht haben zu kommen.

Ich wollte mir wahrscheinlich garnicht erst vorstellen, wie es Tae ging. Zwar war ich weiterhin ein wenig... Sauer und verletzt, dennoch ging es ihm sicherlich ähnlich wie mir. Zudem hielt er sein Versprechen immernoch. Ich wusste es vielleicht nicht genau, aber ich konnte es mir denken. Dass er im geheimen immernoch auf mich auf passte, als Schatten in meinem Leben, mir teilweise zusah und mit ansehen müsste, wie ich gezwungenermaßen ohne ihn weiter machen müsste.

"Das klingt... Auf jeden Fall schonmal viel besser. Und das... Wird schon. Du hast mich, okay? Ich helfe dir da durch, wie du mir auch schon geholfen hast. Und irgendwann... Wird es besser. Versprochen"

"Ich... Hoffe es."

~

Welp, looks like the hard truth :(

Sweet Evil // 𝑇𝑎𝑒𝑘𝑜𝑜𝑘 ✓ Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt