Flucht

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Ich blieb die ganze Nacht an ihrer Seite und machte kein Auge zu, doch kurz bevor die Sonne aufging brach ich auf dem Bett zusammen und schlief ein.

Als ich wieder aufwachte war es bereits spät am Nachmittag. Die Sonne war schon am Horizont angelangt und einzelne Sterne waren zu erkennen. Ein kräftiger Luftzug ließ mich aufschrecken. Schnell schweifte mein Blick zu Hina's Bett, welches ich unordentlich und leer vorfand.

Hina Pov

Durch ein stechenden Schmerz an meinem rechten Auge wurde ich wach. Mit meiner kalten Hand hielt ich mir die schmerzende Stelle und begann meinen Oberkörper aufzurichten. Als sich mein Auge etwas beruhigt hatte nahm ich meine Hand herunter und erstarrte. Blut. Meine Handfläche war mit Blut beschmiert und zitterte stark.

Der Schmerz kam plötzlich zurück, worauf hin ein qualvolles zischen meine Kehle verließ. Nach einem großen Atemzug stieg ich aus meinem Bett und starrte mit meinem heilen Auge aus dem Fenster. Der Mond war kurz vor seiner höchsten Stelle angelangt.

Entschlossen wechselte ich von meinem hellen Kimono in meine gewohnte Uniform und meinen Haori, band mir meine langen, schwarzen Harre zusammen und schnappte mir mein Katana, welches an der Wand neben meinem Bett ruhte. Ich schnallte es fest an meinen Gürtel und ließ meinen Blick ein letztes mal durch das kahle Zimmer schweifen.

Erst jetzt bemerkte ich, dass Tomioka friedlich auf dem Bett neben mir schlief. Seine Gesichtszüge waren komplett entspannt. Ich tat ein paar Schritte zu ihm und betrachtete ihn noch einmal genauer. Seine gleichmäßigen Atemzüge beruhigten mich ein wenig, dennoch hielten sie mich nicht davon ab von hier zu verschwinden.

Ich war es satt, nur in diesem Zimmer zu sitzen, während da draußen, Nacht für Nacht Menschen ihr Leben lassen müssen. Ich ließ von seinem Gesicht ab, doch irgendwas tief in meinem Inneren wollte, dass Tomioka an meiner Seite bleiben soll. Schnell schüttelte ich den Gedanken auf meinem Kopf und ging ein letztes mal auf meinem Nachtschrank zu. Auf dem lag etwas Briefpapier, ein Stift und meine Tasche, die ich früher immer dabei hatte. Ich griff nach der kleinen braunen Ledertasche und hang sie mir über meine Schulter.

Kurz bevor ich nach draußen gehen wollte, driftete mein Körper von allein zu dem kleinen Tisch und griff nach dem Stift und dem Papier. Ich schrieb ein paar Zeilen, die aber nichts über meinen Aufenthalt preisgeben würden und legte den Zettel auf mein Bett.

Plötzlich hörte ich schritte, die vom Flur aus kamen. Es blieb also keine andere Möglichkeit unbemerkt davon zu kommen, außer durch das große Fenster vor mir. Ich überlegte nicht lang und riss die Fensterangeln auf. Mit einem letzten Blick zu Tomioka sprang ich aus dem Rahmen und verschwand in den nahe gelegenen Wald.

Ich rief meine Krähe zu mir, welche kurz darauf neben mir flog. Ich lief weiterhin fixiert geradeaus, ohne wirklich zu wissen wohin ich wollte. "Ist irgendwo eine Mission, die ich erledigen kann?" fragte ich meine Begleitung unter schweren Atmen. Sie schien kurz zu überlegen. "KRAH, Ja Folge mir! KRAH!"

Sie flog ein wenig höher und beschleunigte ihr Tempo, welches ich aber ohne Probleme bei halten konnte.

Tomioka Pov

Ein Wall von Panik überkam mich, doch stockte, als ich einen kleinen Zettel erkannte, der durch den Wind auf dem Boden gelandet war. Ich stolperte zu dem stück Papier und las ihn flüchtig.

Tomioka-san,
Ich werde dich vermissen. Ich weiß nicht wieso, aber du bist mir sehr wichtig geworden. Auch wenn ich Angst vor dir hatte, innerlich wollte ich, dass du an meiner Seite bist. Auch jetzt wünsche ich das, doch ich bringe euch alle nur in Gefahr, wenn ich weiterhin im Anwesen bleibe. Bitte sucht nicht nach mir und lebt das Leben, bevor ihr mich getroffen habt.
- Hina Ketsueki

Ich ließ die Hand, die den Brief hielt langsam sinken. Meine Pupillen, sowie der Rest meines Körpers begann zu zittern. Sie ist fort, und ich weiß nicht wo sie hin will. *Und was meinte sie damit, dass sie uns in Gefahr bringen würde? Weiß sie etwa, was die Substanz in in ihrem Gesicht ist?!*

Ich stürmte aus dem Raum, direkt zu Shinobu. Diese wollte anscheinend gerade nach Hina sehen. Schweratmend hielt ich sie auf und streckte ihr das beschriebene Stück Papier vor die Nase. Zuerst sah sie mich wütend an, doch als sie begann zu lesen wechselte ihr Gesichtsausdruck zu Panik. "Weißt du, wo sie hin will?!" fragte sie aufgebracht und etwas ängstlich. Ich schüttelte aber nur den Kopf. Ich war in dem Moment zu geschockt, um ein Wort rauszubringen.

Gemeinsam rannten wir zu Oyakata-samas Anwesen. Dieser saß still mit seiner Frau auf der Terrasse und hörte ihren Geschichten zu. Shinobu und ich kamen rutschend auf dem Kies vor dem Ehepaar zum stehen und knieten vor ihnen nieder.

"Was führt euch zu mir, Giyuu und Shinobu?" sprach er sanft. Ruckartig richtete ich meinen Blick zu unserem Meister. "Hina ist verschwunden! Uns viel nichts besseres ein, als euch um Hilfe zu bitten, Oyakata-sama!" schrie ich schon fast. Ich übergab Hina's Brief seiner Frau, welchen sie sogleich vorlas.

Sie hielt sich erschrocken die Hand vor den Mund und sah zu ihrem Mann, welcher eine ernste Miene aufsetzte. Sofort ordnete er eine Hashira-Konferenz an.
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Ich danke euch allen für über 200 Reads in so kurzer Zeit!
Ich hoffe ihr unterstützt mich weiterhin und lest meine Geschichte.
Ich freue mich über jeden neuen Read. 💃

Habt alle noch einen traumhaften Tag.

- Eure Kira-chan

Lost Feelings • Kimetsu no Yaiba FanFiction •Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt