mini Rengoku

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Ich stieg zuerst in das dampfende Wasser. Tonioka ließ auch nicht lange auf sich warten. Gemeinsam dösten wir also ein wenig in der heißen Flüssigkeit und genossen die Gegenwart des jeweils anderen.

Nach einer Weile wuschen wir uns noch gegenseitig die Rücken und verließen danach die Quelle. Beide hatten sich ein Handtuch um den Körper gewickelt und standen Barfuß auf dem groben Kiesboden. Die Steine waren abgerundet, also taten sich nicht weh. Es war höchstens etwas unangenehm, so lange auf dem lockeren Gestein zu stehen.

Abgetrocknet und angezogen gingen wir wieder ins Haus. Ich lief nach oben und machte mir die Haare. Meine schwarzen Locken hatte ich mir, bevor ich ins Wasser stieg, hochgebunden, sodass sie nicht nass werden konnten. Ich kemmte sie lediglich etwas durch und legte ein paar Strähnen zurecht.

Tomioka wartete geduldig am Eingang auf mich. Sein Katana hatte er bereits an der Hüfte. Meine Fächer hielt er mir auffordert vor die Brust.

"Wozu brauche ich die? Wir gehen doch nur Rengoku besuchen." Sein Blick wurde aufdringlicher. "Man kann nie sicher genug sein. Mir ist klar, dass du dich auch ohne Waffen verteidigen kannst, ich fühle mich aber geruhigter, wenn du sie bei dir hast."

Ich nickte verstehend und nahm ihm die schimmernden Wedel aus der Hand. Diese verstaute ich an meinem Gürtel, etwa auf der Höhe meiner Wirbelsäule. So konnte man sie nicht so leicht sehen und ich spüre, wenn sie abhanden kommen würden. Das Gefühl von drückendem Metall an meinem Rücken gab mir Sicherheit.

Mein Partner öffnete mir die Tür und schloss sie wieder hinter sich. Mit einem letzten Kuss auf die Stirn von ihm zogen wir los.

Ich hatte keine Ahnung wo wir waren. Um ehrlich zu sein, hatte ich mich bis jetzt nur in der Nähe von Tonioka's und Oyakata-sama's Anwesen umgeschaut. Ich hatte diese Umgebung nie wirklich verlassen. Bis auf die Missionen natürlich, aber da war ich zu beschäftigt Dämonen zu töten und konnte die wunderschöne Natur kaum genießen.

Auf dem Weg begegnete ich vielen neuen Eindrücken und Gerüchen. Saftiges Gras, blühende Blumen und klares Wasser aus den kleinen Bächen. Unberührte Natur soweit das Auge reicht. Dieser Anblick ließ mein Herz ganz warm werden. Weit entfernt sah ich auch ein paar Wildtiere, die einfach ihr leben zu genießen schienen. Diese wundervollen Kreaturen leben ein unbeschwertes Leben.

Wenn man andere Lebewesen so sorglos sieht, fällt auch von sich selbst eine kleine Last ab. In solchen Momenten kann man einfach mal abschalten. An nichts denken. Und diesen Moment mit der Liebe meines Lebens zu teilen war noch schöner.

In der Ferne baute sich langsam ein kleines Dorf auf. Die Dächer hatten alle fast die gleiche Farbe und auch die Bauweise der einzelnen Häuser war sehr ähnlich. Weiß Tomioka auch in welchem Haus Rengoku-san wohnt?

Kaum hatte ich zu Ende gedacht, entdeckte ich eine, wie Feuer aussehende Mähne, vor einem der Bauten. Diese Silouette fegte den Eingangsbereich des großen Hauses. War das Rengoku? Nein, die Flammensäule ist deutlich größer und muskolöser.

Wir kamen näher. Dieser Junge vor dem Haus war ein exaktes Ebenbild von Rengoku, aber er war deutlich jünger und einen guten Kopf kleiner. Sein kleiner Bruder vielleicht? Oder sein Sohn?

"Du kannst dir wahrscheinlich schon denken in welchem Anwesen Rengoku-san lebt, oder?" kam es von meiner linken. Ich erschrak von dem plötzlichen Ton neben mir und zugleich zuckte ich sehbar zusammen. Habe ich mich so auf den mini Rengoku konzentriert, dass ich alles andere um mich herum ausgeblendet hatte? Solch ein Fehler darf mir nicht noch einmal passieren. Ich muss meine Umgebung ständig im Auge behalten.

"Ja, ich glaube schon." war das einzige, was ich herausbringen konnte. Wir waren nun nur noch wenige Meter von diesem Anwesen entfernt und er kleine fegte immernoch.

"Guzen Tag, Senjuro. Ich dein Bruder im Haus." begrüße Tomioka den jungen. Dieser zuckte kurz zusammen, drehte sich aber zu uns. Er schien etwas schüchtern. "J-ja, Oni-san ist im Hinterhof und Trainiert. Vater ist gerade außer Haus also könnt ihr ruhig eintreten. ... w-wenn ich fragen darf: wer ist die hübsche Frau neben euch?"

Der kleine wirkte etwas eingeschüchtert, als er seinen Vater erwähnte. Hat er Angst vor ihm? Davon muss ich mir selber ein Bild machen. Ich kann Ungerechtigkeit nicht leiden. Besonders wenn es die eigene Familie ist, gegen die man nichts ausrichten kann.

Ich atmete ein paar mal tief durch, um mich wieder etwas zu beruhigen.
"Mein Name ist Hina Kuetsuki. Du darfst mich ruhig Hina nennen. Schön dich kennenzulernen, Senjuro." Ich verbeugte mich kurz und lächelte ihm ehrlich zu. Der kleine erwiderte mein Lächeln und verbeugte sich ebenfalls.

Daraufhin griff Timioka nach meinem Handgelenk und zerrte mich in den Garten des Anwesens in Richtung Hinterhof. "Bitte halte sich etwas zurück, wenn du Shinjuro, dem Vater der beiden, begegnen solltest. Er ist eine Ursäule. Diese muss man respektieren. Hast du mich verstanden?" Wenn selbst Tomioka von diesem Mann eingeschüchtert ist, muss ich mich wohl oder übel etwas zurückhalten.

Ich nickte. Als dank tätschelte er mir kurz über den Scheitel. "Ich kenne doch meine kleine Dämonin. Sobald du Ungerechtigkeit siehst, willst du dem Verantwortlichen gleich den Kopf abreißen, stimmt's?" Er neckte mich. Ich sah beschämt zur Seite. Er hatte mich gut durchschaut.

Der schwarzhaarige kicherte. "Komm. Lass uns zu deinem Besten Freund gehen."

Lost Feelings • Kimetsu no Yaiba FanFiction •Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt