Drachenherz in Mittelerde

Entscheidung deines Herzens

Tiara ritt die ganze Nacht durch, um so schnell wie möglich zum Düsterwald zu gelangen. Da Ramira Elbisches Blut in sich hatte, brauchte die Stute kaum Pausen um sich zu erholen. Das war natürlich sehr praktisch. Den Tiara brauchte auch keine Pausen.
Erst als die Sonne am nächsten morgen aufging und den Himmel in ein blasses rosa tauchte, erreichte Tiara die Waldgrenze. Sie zügegelte ihr Pferd und sah in den tiefen Wald hinein.
Erinnerung kamen in ihr hoch. Gute und schlechte. Sie erinnerte sich, wie sie früher, vor vielen Jahren, als sie noch ein Kind gewesen war, immer durch den Wald gerannt war, und mit anderen Elbenkindern gespielt hatte. Hier, in diesem Wald war sie einst zu Hause gewesen. Hier war sie glücklich gewesen. Zumindest bis zu jenem Tag, an dem Thranduil ihre fähichkeit entdeckte...

"Zerstöre das Amulett"
"Nein"
"Du wirst tun, was ich dir sage. Zerstöre das Amulett"
"Nein"
"Zerstöre es, oder ich verbannte dich aus meinem Reich"
Stille. Tiara sah ihren König mit geweiteten Augen an. Das meinte er doch nicht ernst...
"Ihr könnt doch nicht..." begann sie.
"Sag mir nicht, was ich kann, und was nicht" brüllte Thranduil die Elbin an.
Tiara riss an ihren ketten, mit denen sie in einer Zelle festgebunden war. Doch es war zwecklos.
"Versuch ruhig zu entkommen" sagte Thranduil gelassen.
"Ihr seit niederträchtig" knurrte Tiara wütend und ihre Augen funkelten bedrohlich auf.
"Ich gebe dir noch eine Chance. Zerstöre dieses Amulett oder verschwinde aus meinem Wald" Thranduils Worte waren Kalt und voller Wut.
"Eher töte ich euch" sagte Tiara leise, aber mit der gleichen Wut in der Stimme. Der König lachte auf. "Mich Töten? Das möchte ich sehen. Nur zu, verwandelt dich und töte mich. Aber dann werden es alle sehen. Meine Wachen werden dich hören und dich angreifen" sagte er.
Tiara erwiderte nichts. Thranduil ging um sie herum, legte sein schwert an ihr Handgelenk und ritze eine Linie in die junge Haut.
Tiara verzog keinen Muskel.
"Gut, du hast gewählt. Dann sei es eben so. Ab sofort, bist du aus dem Düsterwald verbannt" rief er, "Soltest du je wieder die Grenzen dieses Reiches Überschreiten, droht dir der Tod"

Tiara verdrängte die Erinnerung aus ihren Gedanken. Sie zog den Stof ihrer Tunika am linken Arm nach oben und betrachtete die Narbe, die Thranduils ihr vor weit mehr als 50 Jahren verpasst hatte.
Vorsichtig strich sie mit zwei Fingern darüber. Eine Elbin mit Narben war ziemlich selten. Selbst einen männlichen Elb mit Narben sah man nicht oft. Aber so war es nun mal geschehen.
Tiara wandte sich ab von ihrem Arm und blickte in den Wald.
"Also gut" sagte sie zu sich selbst, "dieser Wald wird mein Tod sein. Aber wenn ich schon sterbe, dann mit einem reinen Gewissen"
Ramira schnaubte leise.
Tiara atmete noch ein mal tief durch. Dann ritt sie in den Wald hinein.

Zur gleichen Zeit marschierten die 13 Zwerge, angeführt von Thorin Eichenschild, durch die dunklen Schatten des Düsterwaldes. Bilbo Beutlin, der Hobbit, folgte ihnen. Keiner hatte ein gutes Gefühl bei diesem Wald. Er war voller Geheimnisse und schnell verschwammen die Gedanken der Wanderer. Bilbo fragte sich wie die Waldelben es hier aushielten. Klar, sie waren halt Elben und für sie war es ein anderes Gefühl, wenn sie durch den Wald liefen. Bilbo dachte daran, was Beorn gesagt hatte.
"Die Waldelben des Düsterwaldes seine anders. Sie sind weniger klug und um so mehr gefährlich"
Ob die Waldelben wirklich so gefährlich waren? Bilbo konnte es kaum glauben denn sie waren und blieben Elben. Und Elben sind gute Wesen. Und sie waren bestimmt nicht so gefährlich wie Smaug. Bei diesem Gedanken fiel dem Hobbit wieder der Weise Drache ein, der Azog und seine Orks getötet und in die Flucht getrieben hatte. Was oder wer war das gewesen? Ein Freund oder ein Feind? Wobei,... Ein Feind hätte wohl kaum Orks vertrieben! Aber seit wann waren Drachen Freunde? Sie lebten doch alle im Norden. Allein und zurück gezogen.
Bilbo versuchte an etwas anderes zu denken. Also fing er an, sich sorgen darüber zu machen, wie diese Ganze Reise für ihn ausgehen würde.