Die Hand des Todes

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Die Kälte bohrte sich immer tiefer in Tiaras Körper. In ihre Arme, ihre Beine, ihr Herz und auch in ihre Seele. Diese litt besonders stark unter der eisigen Welle, welche die Elbin gerade überflutete. Mittlerweile wusste sie nicht mehr, was um sie herum geschah. Sie wusste nur, dass sie getragen wurde. Zwei starke Arme trugen sie.

Immer weiter.

Legolas.

Nur er konnte es sein.

Sie wusste nicht genau wohin er sie brachte.

Sie wollte es auch nicht wissen.

Sie wollte nur schlafen.

Einfach nur schlafen.

Tiara spürte, wie Legolas sie fest gegen sich drückte. Sie fühlte seinen warmen Körper, sein schlagendes Herz, seinen Atem.

Die Augen hielt die Elbin geschlossen. Zu müde war sie. Sie wollte nur schlafen.

Wenn es nötig war, wenn es das Schicksal es so wollte.... dann auch für immer.

Sie fühlte sich ausgelaugt. Leer. Wie ein Geist. Ein seelenloser Körper; zu schwach um selbst zu laufen, zu sprechen oder zu leben.

Ihr Körper zitterte. Ihr war kalt. So kalt, wie noch nie zuvor.

Feuer. Sie wollte Feuer.

Vorsichtig öffnete Tiara die Augen. Verschwommen nahm sie einen langen düsteren Korridor wahr, durch den Legolas sie trug.

Sie sah hinauf zu seinem Gesicht. Er sah besorgt aus. Fast schon ängstlich.

Aber warum? Wegen ihr? Weil sie so kurz vor dem Tod stand? Weil die Kälte sie langsam Stück für Stück ins tiefe Jenseits zog?

Ja, Tiara konnte die eiskalte Hand des Todes mehr als deutlich spüren. Wie sie immer näher rückte, sich Stück für Stück näher an ihr Herz schob. Es für sich haben wollte und sie an einen Ort führen wollte, an dem es keine Kälte gab. Kein Schmerz. Und keine Angst. Nur Erlösung.

Wohin brachte Legolas sie nur? Sie konnte sich nur noch schwach an die vergangenen Minuten erinnern. Tauriel und Bilbo waren los gezogen um ihr Amulett zu suchen. Und Legolas? Er wollte sie aus dem Palast bringen.

Tiara öffnete den Mund und versuchte zu sprechen. Doch es kamen nur gehauchte Wortfetzen aus ihrer Kehle.

"Wo... sind... wir?"

Legolas blieb stehen, als er Tiara sprechen hörte.

"In einem Geheimgang. Bald sind wir im Wald, Tiara" antwortete der Prinz leise, "du musst durchhalten, Kleine, bitte"

Tiara blinzelte leicht.
"Kleine?" hauchte sie, "ich bin nicht mehr... deine kleine....".

"Aber früher warst du es" antwortete Legolas und lächelte kurz, ehe er wieder ernst wurde.

Er lief weiter. In schnellen Schritten trug er Tiara durch den scheinbar endlosen Tunnel. Zumindest kam es Tiara endlos vor. Sie wusste nicht, wie lange sie schon unterwegs waren.

Sie wusste nicht, wie weit es noch war.

Sie wusste nur, dass sich die Hand des Todes immer näher an sie heran schlich. Sie wollte Tiara zu sich holen.

Doch Legolas war bei ihr. Er würde sie beschützen. Sie schützen vor dem Tod. Vor der Kälte. Vor allem Bösen...

Ihr Retter.

Tiara schloss die Augen. Lies sich einfach fallen. Ihre Kräfte zerflossen immer weiter. Und nichts ließen sie zurück außer eine leere Hülle.

Legolas lief stur weiter. Immer gerade aus. Immer weiter durch den dunklen Tunnel. Und dann, nach einer schier endlosen Zeit, gelangte er an das Steintor.

Drachenherz in Mittelerde Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt