Drachenherz in Mittelerde

Der Prinz und die Elbin

"Sie hat gelogen. Sie hat uns angelogen!"
"Ja, sie hat gesagt, sie würde uns sicher durch den Wald bringen! Und als die Spitzohren uns angegriffen haben, ist sie abgehauen"
"Ich wette, sie hat geplant, dass wir von diesen Spitzohren erwischt werden!"
"Sie ist doch selbst eine Elbin. Also passt es ja"

Die Stimmen der Zwerge halten durch die Kerker und Prallten von den Wänden ab. Und die einzige Wache, die in dieser Zeit dort war, war Tauriel. Und ihr waren die Bemerkungen der Zwerge nicht entgangen. Die Zwerge hatten einen Begleiter gehabt. Eine Elbin, so wie sich das anhörte. Aber was sollte eine Elbin mit Zwergen zu tun haben? Tauriel überlegte. Doch da viel ihr die Gestallt wieder ein, die die Flucht ergriffen hatte und die Legolas entkommen war. Natürlich. Wenn es eine Elbin gewesen war, wurde auch erklärt, warum sie so schnell und wenig im Unterholz verschwunden war.
Tauriel wurde das Gefühl nicht los, das diese Elbin aus dem Düsterwald stammte. Sonst hätte sie die Zwerge nicht durch den Wald geführt. Aber warum sollte sich eine Elbin auf Zwerge einlassen?

"Ich habe mit meinem Vater gesprochen"
Legolas stand wie aus dem nichts hinter ihr.
"Und was hat er gesagt?" fragte Tauriel mit einer Spur von Hoffnung in der Stimme.
Doch Legolas schüttelte den Kopf. "Er will, das du heute hier bleibst"
Tauriels enttäuschender Blick war so deutlich, das Legolas beinahe Mitleid bekam.
"Danke trotzdem" sagte sie leise.
Legolas nickte ihr zu und wollte gehen, um sich für das Fest umzuziehen. Aber Tauriel hielt ihn am Arm fest.
"Warte" sagte sie schnell, "Können wir kurz reden. Irgendwo, wo nicht so viele Ohren um uns herum sind?" fragte Tauriel und sah zu den Verließen, in denen die Zwerge immer zu zweit saßen.
"Natürlich. Komm mit" sagte Legolas und ging voran. Als Taram an ihnen vorbei ging und Tauriel einen verabscheuten Blick zu warf, sagte die Elbin mit kühler Stimme: "Taram, behalte die Zwerge im Auge. Ich komme gleich wieder"
"Aber das ist dein Dienst" knurrte Taram.
"Tu es. Das ist ein Befehl. Ich mit mit Tauriel reden" sagte Legolas.
Taram verdrehte die Augen während Legolas Tauriel zur Waffenkammer des Palastes führte. Als er die Tür geschlossen hatte, fragte er sofort: "Gut, um was geht es?"
"Um die Person, die du heute in den Wald hinein verfolgt hast" antwortete Tauriel. Grüne Augen musterten blaue.
"Was ist mit der Fremden?" fragte Legolas.
Tauriel sah ihn erstaunt an. Eigentlich war es nicht ihre Art. Aber Legolas hatte sich gerade verraten. Er wusste etwas. Da musste sie nun dran bleiben.
"Woher weist du, das es eine Frau war?" fragte Tauriel und zog gut gespielt die Augenbrauen nach oben.
Legolas schien für einen Moment bleich zu werden. Aber er fing sich dann schnell wieder.
"Ich habe das Gefluche der Zwerge bis zum Thronsaal meines Vaters gehört" antwortete er wahrheitsgetreu und mit erstaunlich ruhiger Stimme.
Tauriel wurde rot. Gott sei dank war es in der Waffenkammer einigermaßen dunkel.
"Dann hast du ja auch gehört, das es sie eine Elbin ist. Und die Zwerge geführt hat" sagte Tauriel. Legolas schien über jedes seiner Worte drei mal nach zu denken, bevor er es aussprach.
"Ja, das habe ich auch verstanden. Aber ich weiß nicht, was du von mir deswegen willst" meinte Legolas etwas gereitzt.
"Kommt es dir nicht seltsam vor? Eine Elbin, vermutlich aus Düsterwald, läuft mit Zwergen durch diesen Wald?" Tauriel sah Legolas abwartend an. Doch dieser schüttelte den Kopf.
"Die Zwerge geben viel Mist von sich. Wahrscheinlich war es nur ein Waldläufer oder so" stellte Legolas etwas kühl fest.
Tauriel sah Legolas fassungslos an.
"Das glaube ich nicht" sagte sie schließlich.
"Das solltest du aber. Mach dir wegen dieses Fremden keine Gedanken. Er ist eine Nadel im Heuhaufen für uns" meinte Legolas und wollte gehen.
"Warte" Tauriel hielt ihn erneut fest. "Bist du sicher, das du nichts an ihr erkannt hast?" fragte sie leise.
"Ja, ich bin mir sicher, Tauriel. Er oder sie war zu schnell" mit diesem Worten ließ Legolas Tauriel allein in der Waffenkammer stehen und machte sich auf den weg zu seinen privaten Gemächern.