Die alte Oroma

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Mit jedem Tag, der verging, zweifelte Tiara an ihrer Entscheidung, die Zwerge durch den Wald zuführen. Es gab keine Stunde, in der sich nicht einer der Zwerge über das nicht vorhandene Essen, die schlechte Luft oder das fehlende Tageslicht beklagte. Tiara machte wenige Pausen. 'Je früher wir an der Grenze sind, desto schneller bin ich ihre nörgeleien los' dachte sie. Der einzige, der Tiara gern hatte und der mit ihr redete war Bilbo. Er lief immer ganz vorne bei ihr und Tiara lauschte seinen Geschichten. Wie er zu Thorins Gemeinschaft gekommen war und was sie bereits erlebt hatten. Bilbo war ein sehr Gesprächiger kleiner kerl. Wenn man erst mal mit ihm zu reden begonnen hatte, gab es kein stop mehr. In den Nächten, errichtete Tiara ihr Lager allein und achtete darauf, das es einen gewissen Abstand zu den Zwergen gab. Denn viele von ihnen schmachten sehr laut. Bilbo schlief immer bei ihr. Er hörte sich Geschichten aus ihrer Vergangenheit an und sah zu, wie die junge Elbin mit dem Feuer spielte. Sie machte aus dem Feuer kleine Blumen, die in der Nacht tanzten und Vögel, die ins Dickicht hinauf flogen und dort wieder erloschen.
Einige der Zwerge fragten Bilbo immer wieder, warum er immer bei Tiara war und er antwortete immerdas gleiche: "habt ihr nicht gesehen, wie gut sie mit dem Bogen umgeht? Sie beschützt uns. Bei ihr fühle ich mich sicher"

Es waren mittlerweile nur 3 Tage vergangen, seit Tiara die Zwerge aufgegabelt hatte. Aber der Elbin kam es vor wie 10 Jahre. Es war spät am abend. Tiara hatte Bilbo eine Geschichte aus Lorin erzählt. Wie sie dort für Galadriel gearbeitet hatte. Nun war der Hobbit eingeschlafen. Er murmelte leise im Schlaf etwas von Beutelsent. Tiara blickte lächelnd auf den Halbling und denke ihn zu. Ramira, die Grauschimmelstute, war an einen Ast gebunden und döste vor sich hin. Tiara strich ihr sanft über den Hals und ging dann hinüber zu den Zwergen, die keine 10 meter weiter ihr Lager errichtet hatten. Viele schliefen und schnachten dabei laut. Nur 3 Zwerge waren noch wach. Tiara kannte sogar schon viele ihrer Namen. Thorin stand etwas abseits der Gruppe und sah in den Wald hinein. Auch Dwalin und Balin waren noch wach und tuschelten leise miteinander.

"Wollt ihr etwas bestimmtes?" brummte Thorin. Er hatte sich zu Tiara umgedreht.
"Nein, ich wollte euch nur sagen, das ihr ein Auge auf Bilbo haben sollt, während ich fort bin" antwortete die Elbin leise um die Zwerge nicht zu wecken.
"Was soll das heißen? Wohin geht ihr?" fragte Dwalin sofort. Er klang misstrauisch.
"Jagen. Ich habe eure nörgeleien langsam satt und ihr krigt es ja anscheinend nicht hin, ein paar Rehe zu erschießen" sagte Tiara.
"Ich dachte Elben seien Vegetarier und jagen nicht" sagte Balin.
"Ich jage auch nicht für mich. Sondern für euch" mit diesen Worten verschwand sie im Wald.

Im fahlen Mondlicht graßten einige Rehe. Ein kitz war dabei und versuchte die Glühwürmchen zu fangen, die auf der Lichtung herrum schwirrten. 'Wie friedlich sie doch sind' dachte Tiara, 'es tut mir leid'. Mit diesem Gedanken im Kopf, legte die Elbin, die auf einem Baum saß und vom Schatten der Blätter geschützt wurde, einen Pfeil an die sehne ihres Bogens. Ihr Ziel war ein Reh, das etwas abseits der Gruppe ab einer Wasserstelle trank.
Tiara kniff ihre Augen zusammen. Dann ging alles schnell. Ein weißer Blitz leuchtete auf der anderen Seite der Lichtung auf und war so hell, das die Rehe sofort die Flucht ergriffen. Tiara ließ der Pfeil los; in der Hoffnung, doch noch ein der Tiere zu erwischen, doch der Pfeil ging daneben und versank im Wasser.
"Mist" zischte Tiara wütend und suchte die Stelle auf, wo eben noch der Blitz ausgeleuchtet hatte. Aber dort stand jetzt eine Gestallt, die in einen schwarzen Umhang gehüllt war und eine kaputze über den Kopf gezogen hatte. Als sie zu Tiara hinauf sah, drehte sie sich abruppt um und ging in den Wald hinein. Ihr Gang war gebeugt und sie humpelte.
"Na warte" murmelte Tiara, sprang von ihrem als und rannte der Person hinter her. Es dauerte nicht lange und Tiara hatte die Gestallt eingeholt.
"Wartet" rief sie und zog einen Pfeil. Sie spang vor den Fremden, spannte den Bogen und versperrte ihm den weg. Die Gestallt blieb stehen. Tiara konnte ihr Gesicht nicht erkennen.
"Was sollte das? Ihr habt mir meine Beute verjagt" zischte die junge Elbin wütend.
Zuerst schwieg der Fremde. Doch als er dann doch etwas sagte, hörte Tiara, das es eine Frau war. Eine alte Frau.
"Warum ich das getan habe, fragt sie. Hörst du Naga?" ihre Stimme war alt und kratzig. Außerdem sprach sie nicht zu Tiara selbst sondern zu einem gewissen Naga.
Tiara kam die Stimme irgendwie bekannt vor.
"Kenn ich euch? Wie ist euer Name?" fragte Tiara.
"Ob sie mich kennt, fragt sie. Wer ich bin, fragt sie. Was meinst du Naga, kennt sie mich noch?" die Fremde lachte leise.
"Wer ist Naga? Wer seit ihr? Sagt es oder ich schieße" Tiara wurde langsam ungeduldig.
"Sie ist Immer noch hitzköpfig wie früher" sagte die Fremde.
Tiara sagte nichts.
"Du bist groß geworden, Tiara. Und schön. Aber ich glaube mich zu erinnern, das du nicht hier sein darfst" sagte die Frau.
Tiara runzelte die Stirn.
Die Frau lachte noch einmal und schob dann die Kaputze in den Nacken. Das Gesicht einer alten Frau mit vielen Falten kam zum Vorschein. Blaue Augen musterten Tiara. Und die junge Elbin ließ ihren Bogen sinken.
"Oroma?" Tiaras Stimme war leise und ungläubig.
Die frau lachte. Aber ich lachen ging in ein husten über. Als sie sich wieder fing, sagte sie: "Ja, ich bin es. Du hättest mich fast nicht erkannt. Nicht war? Ist ja auch kein Wunder. So wie ich aussehe"
Oroma hustete erneut.
Tiara brauchte einen Augenblick, bis sie sprechen konnte. Oroma. Was war mit ihr passiert. Sie hatte sie seit über 70 Jahren nicht mehr gesehen. Damals war sie eine junge, wunderschöne Elbenhexe gewesen. Es war Oroma, die ihre Kräfte damals gedeutet hatte.
"Was...was ist mit dir geschehen? Du bist doch eine Elbin,... Du kannst nicht alt werden.... Aber du... Du?" Tiara brauchte ab.
"... Bist alt? Ja, das bin ich. Es war das gift der Nachtschattenamone. Es lässt selbst Elben altern und macht sie sterblich. Das war eine wertvolle lextion für mich" Oroma hustete.
"Du.. Bist sterblich geworden?" fragte Tiara üngläubig.
"Ja, und ich weiß nicht, wie lange ich noch in dieser Welt verbleiben werde".
Oroma musterte Tiara.
"Warum bist du hier? Thranduils hat dich verbannt" Oroma schleuderte ihr diese Worte ins Gesicht.
"Ich habe keine Angst mehr vor ihm" sagte Tiara tonlos. "Aber warum hast du mir die Rehe verjagt?"
"Um dich an dein Volk zu erinnern. Elben jagen keine Rehe. Sie lieben die Tiere des Waldes. Nicht war Naga?"
"Wer ist Naga?"
"Hier" oroma hielt ihre Hand an ihren Hals und wartete. Etwas schwarzes kam aus ihrem Umhang heraus gekrabbelt und setzte sich auf ihre offene Hand. Es war eine kleine schwarze Maus.
"Naga - mein einziger Freund. Abgesehen von ein paar Loyalen Elben. Aber von denen gibt es auch immer weniger. Der König lässt sie alle in seine Armee treten" Oroma ging an Tiara vorbei und hinein in den dunklen wald. Tiara folgte ihr.
"Du wirst mich doch nicht an ihn verraten, oder?" Tiara wurde nervös.
"An Thranduil? Was sollte ich davon haben? Den einzigen Halbdrachen veraten, den es gibt? Nein, keine Wort werden ich verlieren. Dieser elende Dummkopf von König spielt sich auf wie ein aufgeblasenen Huhn. Die macht steigt ihm schon seit Jahren zu Kopf. Seit die Königin Tod ist... Nein, wenn ich ihm etwas sage, dann Beleidigungen. Der Dummkopf hat meine Tochter getötet. Zwei Jahre nachdem du verbannt wurdest" Oroma seufzte.
"Was? Aria ist Tod. Was hat sie getan?" fragte Tiara entsetzt.
"Nichts! Das ist es ja" oroma steckte Naga in die Tasche ihres Umgangs. "Am liebsten würde ich die gesamte Königs Familie verfluchen. Aber das hat keinen Sinn. Thranduil hat ja nur noch einen verwandten. Sein Sohn. Prinz Legolas. Du kennst ihn noch oder? Nein, ihm könnte ich nichts tun. Wenn ich ihm begegne ihm Wald oder in Dörfern reden wir oft. Er kommt nicht nach seinem Vater. Eher nach seiner Mutter. Schade, dass er die schon so früh verloren hat. Armer junge. Aber es ist nun mal geschehen"
"Du hast Legolas gesehen? Wie geht es ihm?" fragte Tiara interessiert.
"Ist ein paar Jahre her seit ich ihn gesehen hasb. Aber er sah ganz gut aus. Warum willst das wissen?" Oroma musterte Tiara.
Tiara lief leicht rot an. "Nur so" murmelte sie.
"Du hast Vorhin gesagt, das du keine Angst vor Thranduils hast, oder?" fragte Oroma.
"Ja"
"Das ist gelogen!"
Tiara blieb kurz stehen. "Ist es nicht"
"Natürlich ist es. Es hat einen anderen grund" Oroma hustete. Dieses mal länger.
"Ist alles in Ordnung mit dir?" fragte Tiara besorgt.
"Ich bin alt. Also nein. Du kannst das Gift der Nachtschattenamone nicht aufhalten" antwortete Oroma.
Sie hustete erneut.
"Es hat einen anderen Grund für seine Rückkehr, oder? Ich weiß nicht was es ist. Und ich weiß auch, das du damit nicht sagen wirst. Aber egal was es ist, ich Rate dir, aus diesem Wald zu verschwinden. So schnell wie möglich. Thranduil hat neue Wege errichtet. Wege die du nicht kennst. Wenn du einem seiner Trups in die Arme läufst, bist du Tod" Oroma sah Tiara besorgt an. Die junge Elbin aber blickte die alte Frau mit entsetzen an.
"Er hat neue Wege? Wo sind sie?" fragte sie nervös.
"Ich weiß es nicht, meine liebe, aber du solltest vorsichtig sein. Mit Thranduil ist nicht zu Spaßen" mit diesen Worten verschwand Oroma. Sie verschwand, so plötzlich, wie sie es früher getan hatte und Tiara stand alleine im Wald mit nur einem Gedanken: "Wie soll ich jetzt einen Haufen Zwerge und mich sicher aus diesem Wald hinaus bringen, wenn ich nicht weiß, wo die Wege sind?"

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