"Warte"
Tiaras Stimme hallte plötzlich so laut durch den Wald, dass die beiden Pferde nervös die Ohren anlegten.
Legolas aber schenkte der Elbin keinerlei Beachtung. Er ging, den Blick auf den Boden gerichtet, fort von Tiaras Lager. Seine Gedanken drehten sich vor Wut schon im Kreis. Warum, um alles in der Welt erzählte Tiara solche Lügengeschichten? Baros schnaubte verärgert, aber Legolas schenkte auch ihm keine Beachtung, sondern ging einfach weiter.Doch dann war er gezwungen stehen zu bleiben. Links und rechts von ihm loderten plötzlich aus heiterem himmel Flammen auf, die mindestens einen Meter in die höhe wuchsen. Aber nicht die Bäume standen in Flammen, sondern die Luft. Ein Ring aus Feuer wuchs um ihm herum und schloss sich vor seiner Brust. Baros bekam Panik und riss sich los. Voller Panik scheute er und lief einige Meter zurück. Auch legolas' Mut verging. Er wich ebenfalls ein paar Schritte zurück und drehte sich erschrocken um. Der Ring aus Feuer hatte ihn, Tiara und die beiden Pferde eingeschlossen und gab keinen Weg nach außen frei. Natürlich hätte man sich unter dem Feuer hindurch rollen können. Aber dazu war Legolas im Moment nicht in der Lage.Dafür war er zu geschockt.
Innerhalb von Sekunden wurde die Luft im inneren des Feuerkreises so stickig, dass es fast nicht mehr möglich war, zu atmen. Tiara stand hinter dem kleinen Lagerfeuer, das immernoch vor sich hin brannte. Die linke Hand hatte sie flach über den Flammen ausgebreitet und die Augen star auf Legolas gerichtet. Grüne starte in blaue. Und Legolas war sich für einen Moment nicht mehr ganz so Sicher, ob das alles realität war.
"Was ist das?" entfuhr es den Elbenprinzen ganz plötzlich.
"Das ist deine sogenannte Lüge" antwortete Tiara gelassen und ließ die Hand sinken. Aber der Feuerring löste sich nicht auf. Im gegenteil. Er wuchs noch um ein paar Meter in die höhe.
"Aber das... Das ist Zauberei!" flüsterte Legolas. Seine Stimme verriet Angst. Natürlich. Was man nicht kannte, war meistens gefährlich.
"Glaubst du es jetzt?" Tiara sprach leise aber Legolas verstand es trotzdem.
"Ich.... Ich weiß nicht... Ich meine.... Du..." Legolas verschluckte sich an seiner eigenen Stimme.
Tiara rollte mit den Augen. Die Flammen spiegelten sich darin und liesen die Elbin für einen Moment bedrohlich aussehen.
"Schön, dann sieh her" sagte sie.
Sie schloss ihre Augen. Legolas wusste nicht, was er fühlen sollte. Wut? Angst? Aber Zeit zum nachdenken hatte er nicht. Die Flammen lösten sich in Luft auf und nur noch das kleine Lager Feuer brannte. Es war, als wäre nie etwas außergewöhnliches geschehen.Tiara öffnete die Augen wieder, drehte ihre unverletzte Hand in Richtung Himmel und zeichnete mit den Fingern Muster in die Luft. Bevor Legolas etwas dazu sagen konnte, sprangen funken aus dem Feuer und stoben in die Luft. Sie verteilten sich rund um Tiara, Legolas und die beiden Pferde. Die Funken wurden größer und veränderten ihre Form. Legolas glaubte in einen Traum geschlittert zu sein, als er kleine Blüten erkannte, die sich aus den klienen Funken heraus formten.
Tiara lies ihre Hand sinken. Doch die Blüten schwebten weiterhin in der Luft, als hätten sie noch nie etwas von der Schwerkraft gehört. Tiara lächelte Legolas leicht zu.
"Und?" fragte sie.
Legolas wahr nicht mehr in der Lage zu sprechen. Nach einigen Augenblicken ging langsam, wie in einer Art Trance durch die schwebenden Feuerblüten hindurch. Es war ein mehr als magischer Moment. Als er kurz vor der jungen Elbin ankam, erkannte Tiara in blauen Legolas Augen nicht nur ungläubigkeit, sondern auch den Wunsch um vergebung. Er betrachtete fasziniert eine Feuerblüte, die zwischen ihnen beiden hindurch schwebte. Dann suchten seine Augen wieder die von Tiara auf.
"Es tut mir leid'" hauchte er und seine Stimme klang so, als wäre er in Gedanken ganz weit fort.
"Du hattest recht" Legolas sah Tiara wieder an, nahm ihre unverletzte Hand und umschloss die mit seinen. Tiara spürte die wärme in seinen Händen.
"Es ist wunderschön..." murmelte er.
"Ja" antwortere Tiara leise.
Legolas sah sie wieder ernst an.
"Wie ist das nur möglich?" fragte er und ließ ihre Hand wieder los.
"Es liegt an diesem Amulett. Ich bekam es als Baby. Es war ein Geschenk meiner Mutter. In der Zeit, in der ich es noch nicht trug, war ich immer sehr krank. Ich lag fast im sterben. Und als ich dieses Amulet bekam, fing es an. Ich konnte meine Magie kontrolieren.Die alte Oroma hat mir verboten, irgendjemandem etwas davon zu erzählen. Sonst hätte ich es dir schon längst gesagt..."
Tiara senkte den Kopf.
"Die Alte Oroma? Vielleicht solltest du etwas über sie erfahren.... Sie ist-"
"Sterblich gewoden" beendete Tiara den Satz. "Ich weiß. Ich hab sie getroffen. Und wie es sich anhört, ist sie nicht gut auf deinen Vater zu sprechen"
"Ja, das stimmt. Er ließ ihre Tochter töten. Warum, weiß ich nicht" entgegnete Legolas traurig. Dann wandte er seine Aufmerksam wieder den Blüten zu.
"Einfach unglaublich" flüsterte er, als wollte er Tiara von der schlimmen Tat seines Vaters ablenken.
Tiara lächelte, als sie sah, wie fasziniert Legolas die Feuerblüten betrachtete. Dieser Elb zeigte seine Gefühle nicht sehr oft. Er hatte sie immer sehr gut unter kontrolle und hielt sie versteckt. Aber sie, Tiara, hatte es geschafft, ein Teil dieser Gefühle hinaus zu locken.
"Verstehst du jetzt, warum ich vor dir davon gelaufen bin? Ich hatte Angst. Angst, das Thranduil mich findet. Denn wenn er mich hier erwischt, bin ich Tod" sagte Tiara nervös. Legolas schüttelte lächelnd den kopf.
"Nein" sagte er und legte einen Arm auf die schmale Schulter der Elbin.
"Nicht, solange ich noch da bin"Der Prinz und die Elbin reden noch die halbe Nacht hindurch. Tiara erzählte von den letzten 50 Jahren und auch Legolas berichtete, was sich verändert hatte. Tiara achtete immer darauf, nichts über ihr Drachen dasein zu veraten. Es gelang ihr auch sehr gut. Und als Legolas im Morgengrauen wieder zurück zum Palast ritt, mit dem versprechen, bald wieder zu kommen, fühlte sich Tiara wieder so allein und verlassen. So, als ob ein Teil ihrer Sehle mit Legolas mitgegangen wäre. Zum Glück hatte sie nun wenigstens Ramira wieder.
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Drachenherz in Mittelerde
Fanfiction"Wo warst du in den letzten 50 Jahren?" "Auf der Flucht!" "Auf der Flucht vor wem?" "Vor deinem Vater!" Tiara kehrt nach 50 Jahren wieder in ihre ehemalige Heimat zurück, aus der sie einst verbannt wurde. Dem Düsterwald. Die Waldelbin ahnt noch n...