Ein Vertrauter Traum

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In den ersten paar Minuten ritt Tiara im gemütlichen Schritt durch den alten Wald. Sie wollte die Magie ihrer alten Heimat spüren. Nach so langer Zeit tat es ihr gut, die Luft des Düsterwaldes wieder einzuatmen. Die Elbin schloss die Augen und lauschte der Umgebung. Jedes Geräusch nahm sie wahr. Das knacken der Äste im Wind,...die Vögel, die in den Baumkronen ihre Nester bauten,.. Einfach alles.
Tiara seufzte leise.
"Ich bin zuhause" murmelte sie zu sich selbst und strich Ramia über den Hals. Die Stute schnaubte verärgert.
"Ich weis, ich weiß, es ist nicht mehr mein zuhause,.... Aber das ist der einzige Ort, wo ich wirklich glücklich war"
Ramira wieherte leise, während sie einen geeigneten weg durch das Unterholz suchte.

Nach einer Weile beschloss Tiara, im Galopp weiter zu reiten und so donnerten das Elbenpferd durch den Wald, als würde es den Weg auswendig kennen. Erst am Abend machten Reiter und Tier eine Rast.
Tiara machte ein kleines Feuer, das ihr selbst und Ramira Wärme spenden sollte. Denn Nachts konnte es im Düsterwald sehr kalt werden. Sogar für Elben war es beinahe unmöglich, Nachts ohne Feuer lange im Wald zu überleben. Zwar sorgte der Elbischer Körper für einen gewissen Schutz. Aber das tat er nur im Wachen zustand. Doch während des Schlafes war selbst ein Elbenkörper empfindlich.
Tiara legte sich neben das Feuer und sah noch eine Weile in die Flammen, bevor sie einschlief.

"Tiara"
Die braunhaarige Elbin suchte ihre kleine Tochter in jedem Raum des Landhauses. Schließlich fand sie das Kind im Stall, wo sie das Pferd ihres Vaters streichelte und zu ihm sprach.
"Tiara, da bist du ja" die Elbin wirkte erleichtert, als sie zu ihrer Tochter trat.
"Mutter? Was ist geschehen? Weshalb suchst du mich?" fragte Tiara neugierig.
"Der König trifft in ein paar Minuten hier ein. Alle Dorf Bewohner versammeln sich auf dem alten Markt. Komm mein Kind" sagte die Mutter und reichte ihrer Tochter die Hand. Tiara nahm ihre Hand und folgte ihrer Mutter hinaus auf den Hof, wo schon ihr Vater auf sie wartete.
Die kleine Familie brauchte nicht lange bis zum Marktplatz, der schon wunderschön gestaltet war. Viele Elben waren gekommen, um ihren König willkommen zu heisen. Tiara konnte, da sie noch klein war, nicht so viel sehen. Aber als die Menge anfieng zu jubeln, wusste sie, das etwas passierte. Sie zwängte sich zwischen einigen Elben hindurch, um bessere sicht zu haben. Und als sie ganz vorne stand, konnte sie sehen, wie 5 Pferde, alle in einem wunderschönen weiß, auf den Marktplatz trabten. Auf vier der 5 Pferden ritten Elbenwachen in goldenen Rüstungen. Der König selbst hatte kein Pferd. Sein Reittier war ein Hisch mit Prächtigem Geweih und glänzendem Braunen Fell. Neben dem König ritt ein weiterer Elb auf einem ebenfalls weißen Hengst. Er war noch recht jung, aber war dennoch schon lange volljährig. Er sah dem König sehr ähnlich. Auf seinen Blonden Haaren lag eine kleine silberne Krone, die im Morgenlicht zu funkeln schien. Tiara wusste, um wen es sich hier handelte. Es war der Prinz des Düsterwaldes. Legolas.
Thranduil gab seinen Wachen das Zeichen zum anhalten. Als hätte man es ihnen befohlen gingen alle Dorfbewohner auf die Knie und verbeugten sich vor ihrem König. Auch Tiara verbeugte sich.
Thranduil hielt seine übliche Rede, die er so gut wie jeden Monat vor dem Versammelten Dorf hielt.
Tiara interessiere das wenig und sah voller staunen zu Legolas. Der Sohn Thranduils saß auf seinem Hengst und strahlte einen gewissen stolz aus. Dennoch schien er nicht die Meinungen seines Vaters zu teilen.
Irgendwann drehe sich Legolas Kopf in Tiaras Richtung. Tiara lief rot an sah schnell zu Thranduil.
Was sie nicht sah, war, wie sich Legolas Lippen zu einem lächeln verzogen.
"Mir geht es hier um die Sicherheit von allen Elben" sagte Thranduil gerade, "deshalb hoffe ich, das sich möglichst viele Elben, die eine Waffe führen können, eine Ausbildung zum Krieger in meinenn Hallen machen werden. In meinen Hallen sind viele stellen frei."
Tiara bekam große Augen. Eine Wache in Thranduils Hallen? Mit Waffen kämpfen? Das wollte sie machen. Sie trat unbewusst ein paar Schritte nach vorne und rief: "Ich möchte Wache werden"
Von einigen Bauern kam ein lachen. Thranduil sah das kleine Mädchen an. Auch Legolas und der Rest der Wachen wandten ihre Köpfe zu dem Elbenkind.
"Tiara!" die Mutter der kleinen Elbin trat nach vorne und zog das Kind an der Hand zurück.
"So spricht man nicht mit dem König" sagte sie streng.
"Es tut mir leid, kleine, aber für Elbenkinder habe ich keinen Platz in meinen Hallen" sagte Thranduil kühl.
"Es tut mir sehr leid, mein König, sie ist erst sechs" entschuldigte sich die braunhaatige Elbin.
Thranduil erwiderte nichts. Er wendete sein Reittier und sagte leise etwas zu seinem Sohn. Legolas nickte, stieg von seinem Pferd und führte es ins Dorf.
Thranduil ritt mit seinen Wachen in Richtung Palast davon. Auch die anderen Elben lösten sich auf.
"Tiara, Liebling. Lauf schon mal nach Hause. Ich und Ada kommen gleich nach"
Tiara gehorchte und lief nach hasuse. Auf dem weg hörte sie Pferde getrampel, das dann auf einmal aufhörte. Das Elbenkind wurde neugierig und lief in die besagte Richtung. Schließlich fand sie, was sie gehört hatte. Legolas stand in einem Garten. Die zügel seines Pferdes hatte er fallen gelassen, damit es in Ruhe grasen konnte. Der Prinz sprach mit Tauriel. Tauriel hatte ihre Eltern schon früh verloren und lebte alleine hier im Dorf. Als Kriegerin hatte sie sich schon oft bewiesen. Aber in die Königsarmee hatte sie es bis jetzt noch nicht Geschaft. Tiara kannte Tauriel schon seit sie selbst ein Baby gewesen war.
Neugierig schlich sich das Elbenkind an die beiden erwachsenen Elben heran.
"Ich habe dir einen Vorschlag zu machen" sagte Legolas gerade.
"Ich bin neugierig, mein Prinz" erwiderte Tauriel.
"Ich möchte, das ihr bei der Aufnahmeprüfung unserer Wachen mitmacht. Ihr habt euer Talent als Kriegerin oft bewiesen. Möglicherweise könntet ihr im Palast meines Vaters große Taten vollbringen" sagte Legolas.
Tauriel machte große Augen.
"Wenn ihr das wünscht, mein Prinz, dann werde ich daran Teil nehmen" antwortete Tauriel.
Tiara schlich noch etwas näher an die beiden heran - übersah allerdings dabei einen trockenen Ast. Dieser zerbrach und das Kind blieb sofort stehen. Legolas und Tauriel sahen Augenblicklich in die besagte Richtung.
Tiara fiel sofort auf die Knie und sagte: "Verzeih mir, Hoheit. Ich wollte nicht lauschen"
Doch Legolas lachte nur leise.
"Du bist doch das kleine Mädchen, das Wache bei uns werden will, oder nicht?" fragte Legolas.
Tiara lief rot an.
"Du wolltest dich als Wache melden,mellon nin?" fragte Tauriel das Kind.
"Du kennst sie?" fragte Legolas nun Tauriel.
"Ja, seit sie klein ist" antwortete die rothaarige Elbin.
Legolas lächelte.
"Kom her zu uns" sagte er und hielt ihr eine Hand entgegen. Tiara zögerte. Trat aber dann doch vorsichtig zu den beiden Elben. Legolas ging in die hocke, so das er mit Tiara auf Augenhöhe war.
"Wie ist dein Name, meine kleine?" fragte er freundlich.
Das Elbenmädchen zögerte.
"Tiara" sagte sie leise und schüchtern.
"Dann, Tiara, hoffe ich doch sehr, dass du fleißig mit dem Bogen oder dem Schwert übst. Denn wenn du alt genug bist, kannst du auch bei der Aufnahmeprüfung teil nehmen. Und vielleicht Schafst du es eines Tages bis ganz nach oben" sagte der Prinz.
Tiara sah ihn mit großen Augen an.
"Wirklich?" fragte sie ungläubig.
Legolas nickte. "Du musst nur vertrauen in dich haben"

Ein Tautropfen fiel auf Tiaras Gesicht. Die Elbin öffnete die Augen und sah sich um. Riamira genoss die Morgensonne, die durch ein paar Bäume fiel. Es war nur ein Traum gewesen. Oder vielleicht war es doch eine Erinnerung? Tiara dachte zurück an das, was sie gesehen hatte. Genauso war es wirklich gewesen. So war sie mir Legolas ins gespräch gekommen. Nur war es nie soweit gekommen, das sie eine Prüfung als Kriegerin machen konnte. Noch bevor sie Alt genug war, wurden ihre Eltern getötet und ihr Geheimnis von Thranduil entlarvt. Tauriel hatte es damals in die Armee des Königs Geschaft. Dort war sie, nach Tiaras wissen, auch noch heute.
Legolas, der als Stellvertreter seines Vaters immer wieder in das Dorf kam, um Ankündigungen zu machen, hatte bei diesen Gelegenheiten immer Tiara besucht und ihr hin und wieder eine Unterrichts Stunde im Bogenschießen gegeben. Sie waren richtig gute Freunde geworden. Doch weder Legolas noch Tauriel hatten jemals von Tiaras Geheimnis erfahren.

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