Verzeihst du mir?

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Tiaras Herz war nicht das einzige, welches sich beim Anblick der beiden Elben, zusammen​gezogen hatte. Auch Bilbo war vor lauter Schreck stehengeblieben und starrte zwischen den unsterblichen Geschöpfen hin und her.

Offenbar hatten aber auch die Elben nicht mit dem Auftauchen von Tiara und Bilbo gerechnet. In ihren Augen stand Schock, Schreck und auch ein bisschen Unsicherheit und Angst.

Tiara war die erste, die ihre Stimme, auch, wenn sie noch so leise und schwach war, wieder fand.

"Legolas.... ich weiß, dass du wütend bist. Du hast allen Grund dazu. Aber glaube mir: Es tut mir so wahnsinnig leid. Ich... ich hätte dir alles früher sagen sollen, aber... ich hatte solche Angst, dass du mich für ein Monster hältst, mich hasst und unsere Freundschaft beendest. Ich hatte Angst vor deinem Vater, Angst vor dem Tod. Diesen Wald wieder zu betreten, war das dümmste, das ich je gemacht habe.
Wahrscheinlich habe ich durch mein Schweigen alles schlimmer gemacht. Aber ich flehe dich an. Lass mich entkommen. Lass mich aus diesem Wald verschwinden. Ich gehe fort von hier und du siehst mich nie wieder. Versprochen".

Tiara schwieg. Mehr konnte sie nicht sagen. Mehr wusste sie nicht und mehr Kraft hatte sie auch nicht. Ihr Herz raste vor Angst. Angst vor Legolas' Reaktion.

Der Prinz stand vor ihr, die Augen ausdrucklos, fast schon desinteressiert, auf die von Tiara gerichtet. Seine Mimik war ebenso ausdruckslos und machte es schwer, seine Gefühle zu deuten.

Tauriel stand hinter ihm, hatte einen abwartenden Blick aufgesetzt und sah abwechselnd zwischen Legolas und Tiara hin und her.

Was Bilbo anging.... dieser hätte sich im ersten Moment am liebsten unsichtbar gemacht. Doch jetzt war er viel zu sehr auf den Elbenprinzen fixiert. Hoffnungsvoll wartete der Hobbit auf eine positive Reaktion von ihm.

Legolas' Gedanken vermischten sich. Erinnerungen kamen in ihm hoch. Erste schlechte, verletzende und traurige. Doch dann kamen die glücklichen Erinnerungen. Unbeschwerte Erlebnisse in der Vergangenheit zusammen mit Tiara. Als sie noch ein Kind war. Als alles noch gut war.

Er sah Tiara als Kind.

Wie sie lachend vor ihm her rannte.

Durch das Unterholz. Von Ast zu Ast springend.

"Fang mich, Legolas".

Lachen. Kindliches Lachen

"Fang mich".

Legolas' ausdrucksloses Gesicht änderte sich. Seine Gesichtszüge wurden weicher. Sein Blick sanfter. Trauriger. Nachdenklicher.

"Nein" sagte er dann nur tonlos, während er Tiara fest in die verängstigten müden Augen sah.

Tiara verstand nicht. "Ich weiß, dass du mich hasst. Aber bitte lass mich-"

"Nein, ich lasse dich nicht gehen" wiederholte Legolas mit fester Stimme.

Tiara blickte ihn weiterhin aus verängstigten und nun auch verwirren Augen an.

"Ich kann dich nicht gehen lassen, weil das bedeuten würde, dass ich dich nie wieder sehen würde" fuhr Legolas fort. Er schien fast schon hypnotisiert zu reden. So nachdenklich sprach er.

Tiara glaubte, nicht recht zu hören. Fassungslos starrte sie den Prinzen an.

"Wie... war das?" fragte sie leise.

"Du hast mich schon verstanden. Ich kann nicht riskieren, dass ich dich nie wieder sehe" Legolas schüttelte den Kopf und sprach dann weiter, als wäre er wieder Herr über sich selbst, "ich war ein Narr, Tiara. Ich hätte dir nicht in den Rücken fallen dürfen. Du hast gute Gründe gehabt, dein... dein Geheimnis für dich zu behalten. Es tut mir leid. Nicht nur, dass ich dich angeschrien habe. Sondern auch, weil ich dich einfach hier zurück lassen wollte. Glücklicherweise hat Tauriel mich vom Gegenteil überzeugt".

Drachenherz in Mittelerde Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt