Der Schwarze Reiter

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"Wacht auf, Bilbo. Wir kommen unserem Ziel näher"
Aufgeweckt durch Tauriels leise Stimme, öffnete Bilbo verschlafen die Augen und gähnte herzhaft. Einen wunderschönen Moment lang glaubte er zuhause in Beutelsent zu sein und in seinem Sessel zu sitzen. Doch kurz darauf fiel ihm wieder ein, so er war: auf dem Rücken eines großen Pferdes. Dem Pferd des Prinzen vom Düsterwald.
Tauriel, die immer noch hinter ihm saß hatte den Schimmel in einen gemütlichen Schritt gebracht.
Gespannt sah Bilbo sich um. Doch er konnte nirgendwo ein Haus oder etwas dergleichen entdecken. Es war mittlerweile nicht mehr ganz so dunkel wie am Anfang ihrer Reise. Aber Sonnenlicht fehlte trotzdem. Es musste also noch Nacht sein.

"Wie weit ist es den noch?" fragte der Hobbit.
"Nicht mehr weit" antwortete die rothaarige Elbin nur.

Mit einem mal stoppte Tauriel das Pferd. Verwirrt sah Bilbo sich um. Er konnte immer noch kein Haus sehen.
"Was ist-" begann er. Doch Tauriel zischte nur leise.
"Still! Kein Wort"

Bilbo schluckte. Wurden sie etwa verfolgt? Vorsichtig drehte er den Kopf und blickte die Elbin nervös an.
"Wir werden beobachtet" hauchte Tauriel.

Der Hobbit bekam es mit der Angst zu tun. Er mochte sich gar nicht erst vorstellen, welche Kreaturen noch an diesem Ort lebten.
Tauriel ließ Baros wieder langsam weiter laufen. Mit folgenden Herzen klammerte sich Bilbo am Sattel fest, aus Angst, der Schimmel würde gleich wieder wie ein Blitz durch den Wald jagen.

Knack

Einige Zweige Knackten hinter den zwei Reitern. Tauriel hielt Baros erneut an und sah nach hinten.

Und dann ging alles ganz schnell.

Urplötzlich brach ein Pechschwarzes Pferd aus der Dunkelheit des Waldes Heraus. Auf dessen Rücken saß ein ebenso schwarz gekleideter Reiter, der wie Tauriel eine kapuze über sein Gedicht gezogen hatte. Noch während das Pferd aus dem Wald sprang, spannte der Fremde Reiter seinen Bogen und schoss. Der Pfeil verfehlte Tauriels Kopf nur um Zentimeter und blieb stattdessen in einem Baum stecken.
Reflexartig ließ die Elbin Baros los stürmen. Bilbo klammerte sich fest und riskierte einen Blick nach hinten. Der Schwarze Reitet war ihnen dicht auf den Fersen. Zwar schoss er nicht mehr mit dem Bogen. Doch sein schwarzes Pferd holte Meter für Meter auf.
"Noro lim, Baros, Noro lim"
(Lauf schneller, Baros, Lauf schneller), rief Tauriel dem Pferd ins Ohr und Baros setzte noch ein bisschen an Geschwindigkeit zu.

Das Prinzenpferd donnerte quer durch den Wald, doch er konnte seinen verfolgt nicht abschütteln.
"Noro lim" rief Tauriel erneut. Dieses mal mit etwas Panik in der Stimme.

Bilbo fiel es schwer, sich auf dem Pferd zu halten. Fast wäre er hinunter gerutscht. Doch Tauriel packte ihn und hielt ihn fest.
"Wer ist das?" presste der Hobbit hervor.
"Ich möchte das im Moment lieber nicht heraus finden" antwortete die Elbin und riss die Zügel herum. Baros änderte so abrupt die Richtung das es Bilbo wieder fast aus dem Sattel riss.
Verzweifelt klammerte er sich fest und versuchte etwas in der Dunkelheit des Waldes zu erkennen. Aber abgesehen von schwarzen Bäumen und Dunklen Schatten sah er nichts.

"Was machen wir jetzt?" rief Bilbo panisch.
"Ihn abhängen" war die Antwort der Elbin.

Doch das war leichter gesagt als getan. Und richtig heikel wurde die Situation dann, als ein breiter Baumstamm, der quer über dem Weg lag, vor ihnen aus der Dunkelheit auftauchte und Baros hinüber sprang. Als der Schimmel auf der anderen Seite des Stammes landete, konnte sich Bilbo nicht mehr halten und wurde regelrecht vom Rücken des Tieres hinunter katapultiert. Unsanft landete er auf der Erde.

Tauriel hielt Baros sofort an und wollte Bilbo wieder auf das Pferd ziehen. Doch dann geschah das unerwartete...

Der Schwarze Verfolger wollte ebenfalls über den Baumstamm springen. Doch in genau diesem Moment loderte der komplette Stamm vollständig in Flammen auf, die mindestens fünf Meter in die Höhe schossen und Licht in die Dunkelheit brachten. Das Schwarze Pferd wieherte und scheute. Auch Baros machte einen Sprung von dem unerwarteten Feuer weg. Tauriel riss überraschend die Augen auf und beobachtete, wie der Fremde sein Pferd herum riss und in die Richtung zurück stürmte aus der er gekommen war.

Bilbo wäre fast das kleine Hobbit Herz stehen geblieben. Mit halb geöffnetem Mund sah er zu, wie der Reiter in der Dunkelheit verschwand und sich das Feuer wieder Stück für Stück legte, bis es schließlich ganz verschwand - als wäre nie etwas gewesen.

"Ihr hattet wohl Gesellschaft auf eurem Weg hier her"

Bilbo und Tauriel drehten sich gleichzeitig in die Richtung, aus der die Stimme gekommen war. Und Bilbo lachte erfreut auf, als er erkannte, wer ihnen das Leben gerettet hatte.

"Tiara" rief er überglücklich, rappelte sich auf und rannte auf die Elbin zu. Nur um diese dann zu umarmen. Tiara hielt ihre Handfläche ausgestreckt. Darüber leuchtete ein kleiner Feuerball, der ein paar Zentimeter höher in der Luft schwebte. So konnte man ihr Gesicht gut erkennen.
Tauriel atmete erleichtert aus, zog die Kapuze vom Kopf und stieg von Baros hinunter.

"Danke Tiara" sagte sie und führte Legolas' Pferd, welches sich mittlerweile wieder etwas beruhigt hatte, zu ihrer Freundin.
"Woher wusstest du, das wir verfolgt wurden?" fragte Bilbo, der Tiara inzwischen wieder losgelassen hatte.
"Das war reiner Zufall. Ich bin nur froh das es euch gut geht. Kommt, Oromas Haus ist gleich Dort hinten" antwortete Tiara und deutete in eine weniger dunkle Ecke des Waldes, doch Tauriel schüttelte den Kopf.

"Ich habe meine Aufgabe erledigt. Bilbo ist lebendig bei dir. Aber ich sollte zurück reiten" sagte sie bestimmt.
"Bist du sicher? Der Reiter könnte noch in der Nähe sein. Wer war das überhaupt?" fragte Tiara besorgt.
"Ich habe keine Ahnung" gestand Tauriel und stieg wieder auf Baros' Rücken.
"Danke, Tauriel" rief Bilbo noch schnell.
"Nichts zu Danken, kleiner Hobbit" antwortete Tauriel und lächelte.
"Pass auf dich auf" sagte Tiara leise.
Tauriel nickte.
Dann ritt sie um den angekokelten Baumstamm herum und galoppierte dann in die selbe Richtung, in die auch der Reiter verschwunden war.

Doch das sollte sich als grausamer Fehler herausstellen...
Tauriel war grade mal fünf Minuten unterwegs, als sie beschloss, Baros eine Pause zu gönnen. Sie ließ ihn eine Weile nur im Schritttempo Laufen. Die Kapuze hatte sich die Elbin wieder über den Kopf gezogen.

Der dunkle Wald um sie herum schien lebendig zu werden. Die Äste Knackten und ächtzten laut. Aber das war die Elbin schon gewohnt.

Doch dann geschah wieder etwas unerwartetes....

Aus dem Schatten eines Baumes preschte das Schwarze Pferd heraus, bäumet sich vor Tauriel und Baros auf und versperrte ihnen den Weg. Baros wieherte Panisch und bäumte sich ebenfalls auf. Tauriel, Erschrocken von dem Plötzlichen auftauchen des Tieres, verlor den halt und landete unsanft auf der harten Erde. Sie wollte sich gerade wieder aufraffen, als der Maskierte Fremde vom Rücken seines Pferdes sprang, auf Tauriel zu rannte und ihr ein langes Schwert an den Hals drückte.

Die Elbin starte mit angsterfüllten Augen zu dem Fremden hinauf und versuchte unter der Kapuze ein Gesicht zu erkennen. Doch vergebens. Dafür riss Fremde ihr nun die Kapuze vom Kopf.

"Hab ich dich, du kleine Verräterin"

Drachenherz in Mittelerde Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt